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Foto: Giulietta Verdon-Roe
Foto: Giulietta Verdon-Roe

Das 49. Deutsche Jazzfestival Frankfurt

Heimat, Blech und starke Frauen

Wenn schon kein Motto, dann wenigstens eine griffige Überschrift – das dachten sich wohl die Programmplaner des 49. Deutschen Jazzfestivals und kreierten „Heimat, Blech und starke Frauen“. Bei dem Programm beinahe selbsterklärend.
Die Heimat, da waren sich alle einig bei der Pressekonferenz zum 49. Deutschen Jazzfestival, war nie zwingend ein Thema des Jazz. Und schon gar nicht der Begriff, wie er heute diskutiert wird. „Der Jazz ist eine weltoffene Musik, eine Musik des Miteinanders, des Dialoges“, formulierte Festivalleiter Olaf Stötzler seine Überzeugung. Sein Programmplaner-Kollege Jürgen Schwab erinnerte an einen Ausspruch der Impresario-Legende Fritz Rau, wonach der Jazz die „Musik der Freiheit und Individualität“ sei. „Man muss seinen eigenen Standort finden, sonst kopiert man nur.“ Albert Mangelsdorff, eine der individuellsten Posaunenstimmen, die es je im Jazz gab, wäre am 5. September 90 Jahre alt geworden. Grund genug, dem Frankfurter die Festivaleröffnung am 22.10. in der Alten Oper zu widmen. „Hut ab!“ ist die überschrieben. Eine Hommage in vielen (Klang-) Bildern für einen richtig langen Abend. Hut ab auch vor den Veranstaltern, denn gerade die Angebote außerhalb des eigenen Hauses hatten sie bis dato genutzt, um mit vergleichsweise populistischen Programmen ein junges Publikum aus auch Nicht-Jazzer zu erreichen – mit dem für Bigband orchestrierten „Sgt. Pepper’s“ oder einem Hammond-Wizard wie Cory Henry, der auch vor den Bee Gees nicht haltmachte. Dann doch lieber „Never Let It End“ statt „Staying Alive“. Wie viel Frankfurt im Sound von Mangelsdorffs Posaune steckt (etwa das Vogelgezwitscher aus dem Nordend oder der Bockenheimer Anlage), das gilt es rauszufiltern. Deutlicher werden bei Acts wie der britischen Trompeterin Yazz Ahmed (Foto) und der Pianistin Kaja Draksler deren Roots in Bahrain bzw. Slowenien zu vernehmen sein, Gruppen wie Oddarrang aus Helsinki oder Shake Stew um den Kärtner Kontrabassisten Lukas Kranzelbinder lassen ihre Herkunft in ihren Kompositionen aufblitzen. Trompeter Matthias Schriefl, auf dessen Website man die Inhalte neben Englisch und Deutsch auch auf Allgäuerisch („Dr Matthias isch am Neinte Obril Oisedachzg of d’ Wealt komme und hat fumf Gschwischdrigge, drvo oi ältre und zwei kloinere Fehla, und oi greaßera und oi kloinera Bua.“) lesen kann. Charmant, aber kein Gimmick, sondern Teil des Selbstverständnisses des Jahrgangs 1981, dessen Neugier ihn aber weit über „sinfonisches Alphornglühen“ – exotisch genug – hinausträgt. Mit der hr-Bigband gibt es dieses Jahr ein „Allgäu meets India“-Projekt. So viel – gerade mal angeteasert – zur Heimat. Das Blech manifestiert sich in den Trompeten und Posaunen in vielen Ensembles. Und die starken Frauen heißen – wie schon erwähnt – Ahmed, Draksler und dazu Susana Santos Silva aus Porto sowie die Französin Airelle Besson (beide Trompete). „Wir haben uns übrigens nicht hingesetzt und beschlossen, es müssen mehr Frauen auf dem Festival auftreten“, betont Claus Gnichwitz, der Dritte im Bunde des Festivalplaner. Schließlich seien schon in den letzten Jahren immer gute Musikerinnen dabei gewesen. „Eigentlich sollte es selbstverständlich sein, denn es gibt so viele gute Künstlerinnen.“ Pro Abend, zumindest im Sendesaal jeweils drei Acts anbieten zu können, sei eine besondere Herausforderung, denn es gelte, jeweils eine schlüssige Dramaturgie zu finden. Stötzler ist sicher, „dass ein schöner Flow für jeden Abend gelungen ist.“ Schließlich kann man bei dem Angebot an guter, auch genreübergreifender Musik im Moment „aus den Vollen schöpfen“. „Wir schnüffeln da nur rum“, betreibt er Understatement. Und dabei, so die Erfahrung seines Teams, offenbarten sich viele Querverbindungen zwischen den Musikern überhaupt erst. Ein spannendes Unterfangen, dass die fünf Abende und die eine Matinée im Mousonturm ganz sicher spiegeln werden.

>> 49. Deutsches Jazzfestival Frankfurt vom 22.-28. Oktober 2018. Mehr dazu auf der Homepage von hr2
 
27. Juni 2018, 10.28 Uhr
Detlef Kinsler
 
Detlef Kinsler
Weil sein Hobby schon früh zum Beruf wurde, ist Fotografieren eine weitere Leidenschaft des Journal-Frankfurt-Musikredakteurs, der außerdem regelmäßig über Frauenfußball schreibt. – Mehr von Detlef Kinsler >>
 
 
Fotogalerie:
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