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DER Greis ist heiss!

Udo, taufrisch!

 

Erstaunlich: mit 44 Jahren stehe ich in der dritten Reihe direkt vor der Bühne und halte mich für annähernd abgeklärt – da habe ich schwupp die Arme über dem Kopf und klatsche mit, wische mir Tränen aus dem Augenwinkel, falle nach 2,5 Stunden Konzert rundum glücklich aus der Festhalle. Udo ist nicht eifach wieder da, er war ganz offensichtlich nicht weg und nie besser als heute. Doch was mitreißt ist nicht die große Attitüde des Rockmusikers, die früher zu seinen Konzerten gehörte. Udo Lindenberg hat vielmehr den Blues. Natürlich nicht andauernd, sondern eher hintergründig. Von der Hallendecke im Raumanzug gleitet er auf die Bühne, entsteigt selbstredend im Anzug (inklusive Hut) der weißen Hülle und lässt sich von einem der Lindianer auf dem Tablett die Stiefel reichen. Das hat Stil, was man getrost vom gesamten Konzert behaupten kann.



Klar, Udo rockt mit Woddy Vodka, Honky Tonky Show, Andrea Doria oder Ganz Anders nicht nur wie früher, sondern hat noch an Power zugelegt, doch er überlässt seinem gewohnt perfekt aufspielenden Panikorchester die Arbeit und zeigt selbst eine Gelassenheit, die jenseits früherem Gehabe absolut authentisch ist. 

Heiße Greise, digital und analog

Es sind jedoch gerade jene Balladen, die von harten Fans als beinahe schlagerhaft kritisiert wurden, in denen Udo zu absoluter Größe findet: Hinterm Horizont als Duett mit einer der leider namenlos bleibenden, ausgezeichneten  Backgroundsängerinnen, gehörte zu den Höhepunkten des Abends. Hier zeigte sich, wie sensibel Lindenberg unterdessen mit seiner Stimme umzugehen versteht, die er nach eigener Aussage durch sieben Jahre andauerndes Whiskysaufen nur für sein Publikum geformt hat. "Das habe ich nur für euch getan" – Humor der hintergründigen Art, der "Säufermond" als passendes Lied folgte. 

"Ich sehe einige heisse Greise unter euch, aber auch viele von den jungen Dingern": Lindenberg schaut von der Bühne unterdessen auf drei Generationen Publikum, denn auch die U20 war zahlreich vertreten und wurde zeitgemäß mit großen Videoleinwänden an der Bühnenrückseite optisch verwöhnt, denn seit Zadek war Udo's Konzertinszenierung nicht mehr derart ansprechend, unterhaltsam und bildschön anzusehen. Da groovten heiße Greise, glitten Landschaften vorbei oder waren die Musiker hautnah zu sehen.

Noch mal zu den alten Säcken auf der Bühne. Diese Band ist ein echtes Problem für junge Musiker, denn jenseits von Fingertechnik und Sound bringt das Panikorchester etwas mit, was fast allen aktuellen Topacts fehlt: die bereits oben angesprochene Authentizität. Einzig der junge Novize Jörg Sander, brillant an der Gitarre, hatte es nötig, mit leicht peinlich wirkendem Posing auf der Rampe um Aufmerksamkeit zu buhlen. Doch auch die Rockschlampenshow der ansonsten ausgezeichnet singenden Ellen ten Damme lässt Udos Aura nur noch heller strahlen, denn er wirkt in seinen schlaksigen Bewegungen immer wie er selbst, und auch die anderen Musiker brauchen nicht mehr als ein paar kleine Gesten, um große Momente zu unterstreichen. Rockshow vom Feinsten!

Bringt zusammen, was zusammen gehört

Nach dem vierten Zugabenblock kommt Udo noch einmal ganz allein auf die Bühne, verabschiedet sich nach "Der Astronaut muss weiter" vom restlos begeisterten Publikum und wirkt ganz weich, beinahe zerbrechlich und ungemein jung. Vor 30 Jahren haben Eltern Angst davor gehabt, so einen als Schwiegersohn zu haben. Heute wünschen sich viele einen solchen Großvater. Zu Recht. Mein Sohn (14 Jahre) war ebenfalls begeistert!
 
13. Oktober 2008, 14.34 Uhr
Bastian Fiebig
 
 
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