Ein Treffpunkt für Kreative und Anwohner des Viertels. Sabine Dechert (Foto) will mit vielen Gleichgesinnten das Nordend zusätzlich beleben. Zum Termin am 13.9. im und vorm Gilgamesch sprachen wir mit der Initiatorin.
Detlef Kinsler /
JOURNAL FRANKFURT: Schon zum dritten Mal gibt es den Künstler-Kiez. Wie haben Sie denn den zweiten im Vergleich zum ersten erlebt? Gab es schon Reaktionen über Ihr Viertel hinaus? Sabine Dechert: Es gab durchweg positive Reaktionen, vor allem auf das vielseitige (kostenlose) Programm mit Musik, Literatur, Bilderausstellung, Mode, Kunsthandwerk, Schmuck und wir haben schon treue Fans, die sich auf den 3. Künstler-Kiez freuen. Zum ersten Mal hatten wir einige Verkaufsstände draußen aufgebaut und auch die Modenschau von „Miko“ Modeatelier und Konzeptstore fand zum Teil drinnen wie draußen statt. Leider gibt es in unserem Viertel kein wirkliches Laufpublikum, aber diesmal werden wir, je nach Wetterlage auch die lebendigen Beiträge nach draußen verlagern, um noch mehr Leute auf uns aufmerksam zu machen. Aber der Name Künstler-Kiez hat schon mittlerweile seine Wellen über unser Viertel hinaus geschlagen.
Was macht den Künstler Kiez aus, wer wird eingeladen an Künstlern, an wen wenden Sie sich auf dem Kiez und darüber hinaus? Der Künstler-Kiez ist ein Zusammenschluss kreativer Menschen aus dem östlichen Frankfurter Nordend und Umgebung, die Spaß an übergreifenden Projekten haben und dies zum dritten Mal im Gilgamesch Café-Restaurant mit interessierten Gästen aus der Nachbarschaft und darüber hinaus erleben möchten. Da ich mich selbst in meinen unikaten „Frohlöckchen“ Schmuckstücken und Fotografien kreativ auslebe und wirklich viele Musiker, GrafikerInnen, KünstlerInnen hier im Viertel wohnen, war meine Idee, dieses Potential zu bündeln und erstmal Menschen aus meiner direkten Umgebung für dieses Projekt zu begeistern. Jeder stellt sein Netzwerk allen zur Verfügung, wirbt für sich und dadurch auch für alle anderen! Unser Motto: „Alles kann, nichts muss, aber hier passiert's und wir sind dabei“. Außerdem klappt die Zusammenarbeit mit dem harten Kern der Kiezlerinnen vorzüglich und es macht sehr viel Spaß, die Künstler-Kieze vorzubereiten.
Ist das Gilgamesch wieder der Anlaufpunkt, was wird diesmal drinnen und draußen geboten? Einen entspannteren Gastwirt als Hamid vom Gilgamesch können wir uns gar nicht vorstellen. Das Restaurant ist gemütlich und eignete sich für unsere Zwecke hervorragend. Die Stände werden ab 16 Uhr vor dem Restaurant aufgebaut sein, die lebendigen Beiträge beginnen je nach Wetterlage draußen oder drinnen um ca. 17.30 Uhr, Ende der Veranstaltung ca. 22 Uhr. Die Besucher erwartet ein bunter Strauss lebendiger Beiträge, Handgemachtes und passend dazu im Focus diesmal „Postkarten“, mit gemalten, grafischen und fotografischen Motiven verschiedener Kiezlerinnen. Musikalisch werden euch altbekannte und immer wieder gerne gehörte Musikerinnen und Musiker begegnen. Wir sind aber auch auf die Dichterin Katharina Sigrid Eismann gespannt, die einige ihrer Gedichte vortragen wird. Alle teilnehmenden Künstler stellen wir am ende des Textes vor.
Was prädestiniert das Nordend einen Künstler Kiez auszurufen (wo doch alle in Frankfurt gerade wieder aufs neu entdeckt Bahnhofsviertel schielen) und wie hoch ist die Künstlerdichte, wer ist da alles zuhause?
Es ist grundsätzlich zu begrüßen, wenn schwierige oder verwaiste Viertel belebt werden, wobei es im Bahnhofsviertel wohl eher um Investoren von außerhalb geht, die hippe Bars und Restaurant dort aufmachen. Aber wenn Menschen ihre direkte Umgebung versuchen mitzugestalten und sich mit ihrem Stadtteil identifizieren, so wie, trotz Gentrifizierung, immer noch in Berlin z.B., profitieren natürlich alle davon. Was das Nordend angeht, leben wir zwar in einem der angesagtesten Wohnviertel Frankfurts, aber die schönen kleinen Geschäfte und Lokale rund um die Rohrbachstraße, Friedbergerstaße, Glauburgstraße, Rotlintstraße, brauchen dringend mehr Aufmerksamtkeit und neue Kundschaft, hier fehlt es an Laufpublikum und vielleicht trägt ja der Künstler-Kiez ein wenig dazu bei. Auch die Intitiative „Interessengemeinschaft mittleres Nordend“, mit denen wir uns sinnvollerweise kürzlich vernetzt haben, versucht unser Viertel durch Aktionen zu stärken. Und ja, es leben hier noch sehr viel mehr Künstler, die ich hier aber nicht unbedingt veröffentlichen möchte, hoffe aber, den ein oder anderen für die Zukunft mit ins Boot nehmen zu können, oder als Gast bei uns zu begrüßen. Wenn sich also jemand aus unserer Nachbarschaft angesprochen fühlt, z.B. bei unserem schon in geistiger Planung befindlichen 4. Künstler-Kiez am 22.11.15 mitzumachen, kommt am besten am 13.9.15 vorbei, lernt uns kennen und spricht uns an, denn hier passiert's und ihr seid dann auch dabei.
Man findet uns übrigens auf Facebook oder per E Mail unter kuenstlerkiez.nordend@gmail.de
Mit dabei beim 3. Künstler-Kiez sind diesmal:
KATHARINA TEBBENHOFF, Künstlerin und Hüterin unserer Postkartenpräsentation (drinnen)
BETTINA HACKENSPIEL Kreatives Multitalent mit ihren unglaublich geschmackvollen „Fadenschein“ Perlenkreationen und Postkarten.
DANNY KNEBEL Paintings mit Motiven aus Kuba, Stilleben und Capoeira-Szenen, diesmal im Postkartenformat
MILENA KOSSMANN vom Modeatelier und Konzeptstore „Miko“ (Martin-Luther-Straße), die natürlich wieder dabei ist und diesmal eine kleine, feine Fashion-Tombola und viele supertolle Angebote für euch vorbereitet hat
SABINE DECHERT mit „Frohlöckchen“ Schmuckstücken und skurilen, floralen, architektonischen Fotomotiven im Postkartenformat gefunden auf ihrem Weg durch die Nordend Straßen und manchmal auch ein bisschen weiter weg
KATHARINA SCHMIDT vom „Bilderladen“ (Rohrbachstraße) mit ihrer Foto-auf-Leinwand--Ausstellung in den Innenräumen des Gilgamesch und einem Stand davor, mit Leinwandbildern, Taschen/Beutel und Lampenschirmen, um den Leuten zu zeigen, was man aus hochwertigem Leinwandstoff (und sogar mit eigenem Foto) alles machen kann.
ANNA HARTL von „punktgenau“ und CLAUDIA GÖTZENDÖRFER von „drum und dran designs“ mit ihrem individuellen Cabochonsschmuck und Accessoires, die zum ersten Mal dabei sein werden.
Zu den lebendigen Beiträgen tragen bei (draußen oder drinnen):
NATSZO Singer/Songwriter-Abenteuerin, auf deren Auszüge aus ihrer neuen CD wir schon sehr gespannt sind, füttert die Loop station mit ihrer Stimme und lässt so einen großen Teil der Sounds und spannenden Arrangements entstehen. Neben diesen fein durchdachten Kompositionen spielt die musikalische Autodidaktin großartige Songs auf ihrer geliebten second hand Gitarre. Mit dunkel gefärbter Stimme, singt die Wahleipzigerin kluge, poetische Texte. Es wird gebohrt, durchlöchert, konfrontiert - trotzdem geht die Leichtigkeit nie ganz verloren und vielleicht verbandelt sie sich sich für einen Song mit Gernot Dechert.
GERNOT DECHERT, der vielseitige Saxofonisten, Komponisten und Loopstation-Experimentalisten aus der direkten Nachbarschaft.
JÜRGEN KRÄMER, Singer/Songwriter aus dem Nordend mit neuen, bewegten Seelenbildern in rockigem Gewand.
JENS BREIDENSTEIN, Singer/Songwriter mit neuen deutschen Texten aus Sachsenhausen, in denen es um Hoffnung, Resignation, Leidenschaft geht, die er mit eigenen eingeflochtenen Poesiestückchen abrundet.
Und wie schon erwähnt die Dichterin KATHARINA SIGRID EISMANN mit kurzen Gedichten, passend zu dem ein oder anderen Postkartenmotiv.
Weil sein Hobby schon früh zum Beruf wurde, ist Fotografieren eine weitere Leidenschaft des Journal-Frankfurt-Musikredakteurs, der außerdem regelmäßig über Frauenfußball schreibt.