Ottmar Hörl auf dem Campus Westend

Goethe als Gartenzwerg

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400 bunte Goethe-Skulpturen hat der Frankfurter Künstler Ottmar Hörl vor dem IG Farben-Gebäude auf dem Campus Westend aufgestellt. Einen Monat lang sind sie zu sehen, danach kann man sie kaufen.

Lukas Gedziorowski /

Eine Begegnung mit Goethe ist nicht einfach, schon gar nicht auf Augenhöhe. Zu schwer wiegt das Erbe des Dichters, selbst als Denkmal ist er dem einfachen Volk buchstäblich "zu hoch". Betritt man dieser Tage aber den Campus Westend, begegnet man Goethe auf ungewohnt greifbare Weise: 400 bunte Kunststoff-Skulpturen des Universalgenies sind auf dem Rasen aufgestellt, je einen Meter hoch, in den Farben gelb, grün, blau und rot. Goethe als Legion von Gartenzwergen.

Geschaffen hat sie der Frankfurter Künstler Ottmar Hörl. Der Mann hat in der Stadt bereits Spuren hinterlassen: mit seiner Euro-Skulptur auf dem Willy-Brandt-Platz und mit seinem "Mr. Quick" vor dem Gebäude der Nachrichtenagentur dpa. In anderen Städten betrieb er die Kunst der Vervielfältigung: Karl Marx, Martin Luther, Richard Wagner, Kaiser Karl der Große etc. waren hundert- und tausendfach in Kunststoff gegossen.

Nun also Goethe - der Namenspatron der Universität zu ihrem 100-jährigen Jubiläum. "Goethe muss man kein Denkmal mehr machen", sagt Hörl. Vielmehr seien die Skulpturen in "menschlicher Größe", damit man sich ihm nähern könne. Die Figur solle zum Botschafter eines Gleichheitsgedankens werden: "Goethe war ein Genie und großer Dichter auf der einen Seite, auf der anderen Seite ein Dilettant", so der Künstler. "Das macht ihn so menschlich." Hörl wünscht sich, dass seine Kunst im öffentlichen Raum kommunikativ wirkt, dass die Menschen über den Dargestellten ins Gespräch kommen.

Hörls Goethe erscheint klassisch: Ein älterer Mann mit ernstem Gesichtsausdruck, eine Schriftrolle in der Hand. "Ich konnte ihn nur ernst nehmen, es ging nicht anders", sagt Hörl. Nur über die Neutralität der Figur seien die Inhalte, die sie transportiere, zu vermitteln gewesen. Die vier Farben der Skulpturen sind einerseits eine Anspielung auf Goethes Farbkreis, andererseits stehen sie auch für die Gründungsfakultäten der Universität (von denen es allerdings fünf gab). Die Anzahl sei willkürlich gewählt und habe sich am Gelände orientiert. Die Goethes stehen bunt verstreut auf dem Rasen, jeder schaut in eine andere Richtung. Diese "offene Struktur" sei Absicht, da auch der Abgebildete gegen Ordnungsprinzipien gewesen sei (was allerdings nur zum Teil stimmt).

Die Goethe-Installation soll bis 20. Juli 2014 auf dem Campus zu sehen sein, dann werden einige der Statuen auf Wanderschaft gehen, etwa in die Hessische Staatskanzlei, in die Landesvertretung nach Berlin und nach Brüssel. Interessenten können die Skulpturen erwerben zum Preis von 350 Euro pro Stück, 500 Euro mit Signatur des Künstlers. In einem Zelt am Eingangstor ist eine Auswahl früherer Arbeiten Hörls zu sehen.

Der Campus Westend der Frankfurter Goethe-Universität ist, neben seiner Architektur, immer wieder Schauplatz für Kunst. Fest installiert sind der mittlerweile ikonische "Body of Knowledge" von Jaume Plensa auf dem Campusplatz, die Bronzeplastik "Am Wasser" von Fritz Klimsch und der steinerne "Empedokles" von Gerhard Marcks im IG Farben-Haus. Alle zwei Jahre im Sommer wird der Campus zum Ausstellungsort der "Blickachsen", einer Skulpturen-Schau im öffentlichen Raum.


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