Newsletter
|
ePaper
|
Apps
|
Abo
|
Shop
|
Jobs
Foto: Max Gerten
Foto: Max Gerten

Miele Wash World vor dem Aus

„Mama Afrikas“ Mietvertrag wurde gekündigt

Der Begriff Waschsalon trifft auf den Laden von Ayindo Napoe nur bedingt zu. Es ist ein Ort der Begegnung, ein Kiosk, gelegentlich ein Partyraum. Das alles hat „Mama Afrika“ ins Leben gerufen. Doch jetzt wurde ihr gekündigt.
Dass das Bahnhofsviertel seit einigen Jahren einem steten Wandel unterliegt, ist nichts Neues: Hippe Kneipen, Kultkioske, eine Unmenge an neuen und schicken Restaurants und teure Wohnungen schießen dort seit geraumer Zeit wie Pilze aus dem Boden.

Doch damit lassen sich die Veränderungen des Viertels nur unzureichend erklären. Es ist viel mehr entstanden: Laden- und Clubbesitzer wie auch Anwohner vergleichen ihr Zusammenleben im Bahnhofsviertel gerne mit dem in einer Familie. Und wenn von einer Familie, einer Bahnhofsviertel-Familie, gesprochen werden kann, dann darf die Mama nicht fehlen. Doch „Mama Afrika“ wird wohl bald aus der Familie herausgerissen.

Von Waschmaschinen allein kann man nicht leben
„Mama Afrika“ heißt eigentlich Ayindo Napoe. Sie kam 2011 aus Freiburg nach Frankfurt und hat über das Internet die Anzeige für jenen Waschsalon in der Moselstraße gesehen: Die „Miele Wash World“ – ein handelsübliches Geschäft seiner Art. Mit einem Haken: Laut Ayindo Napoe warf er keinen Gewinn ab. Die Einnahmen der Waschmaschinen seien an den Betreiber und gleichzeitigen Vermieter des Ladens gegangen. Sie habe keinen Cent verdient, monatlich aber 500 Euro Miete zahlen müssen. Für die Inhaberin war klar: Eine Einnahmequelle musste gefunden werden.

Wie aus einem Waschsalon eine Institution wurde
„Zuerst habe ich es mit einem Verkauf von Textilien und Schuhen versucht“, berichtet Napoe. Doch da die Verkaufstheke aus dem Waschsalon zur Moselstraße hin offen war, habe sie es häufig mit Diebstählen zu tun gehabt, wodurch sich das Geschäft nicht rentiert habe. 2013 sei sie auf die Idee gekommen, ein kleines Kiosk im Waschsalon zu integrieren.

Nirgends lässt es sich besser auf Wäsche warten, als in ihrem Salon: Man kann bei einem Bier im Sessel vor dem Salon relaxen, mit anderen Leuten ins Gespräch kommen oder Napoe bei persönlichen Anliegen um Rat fragen. Schnell hat sich herumgesprochen, dass sie für jeden ein offenes Ohr hat und gerne mit Rat und Tat zur Seite steht – daher wird sie von den meisten einfach „Mama“ oder „Mama Afrika“ genannt.

Erst im Dezember hatte sie – mit Einverständnis des Vermieters, wie sie sagt – ihren Kiosk renoviert und ausgebaut: Neue Regale installiert, eine Wand gezogen und gestrichen. Zwei Wochen später dann der Schock: Napoes Mietvertrag wurde zum 31. März gekündigt.

Ayindo Napoe spricht von ihren Kunden gerne als ihren „Bahnhofsviertel-Kindern“, doch sie hat auch einen leiblichen Sohn. Und der versteht seit der Mietkündigung die Welt nicht mehr: „Der Vermieter gibt hier Gründe an, von denen wir nie etwas gehört haben. Vor zwei Wochen war alles gut. Wir konnten immer im Guten miteinander reden. Jetzt kündigt er uns“, so Ali Napoe, der im 5. Semester Betriebswirtschaftslehre an der Goethe-Uni studiert.

Eigentlich sei er im Moment in einer wichtigen Prüfungsphase. Doch daran könne er jetzt gar nicht denken: „Jetzt geht es erstmal darum zu schauen, wie ich meiner Mutter helfen kann. Wir müssen sehen, am Ende des Monats etwas auf dem Tisch zu haben“, erzählt er.

Der Vermieter begründet die Kündigung unter anderen mit ausstehenden Mieten, verspäteter Mietzahlungen, nicht eingehaltenen Öffnungszeiten und Mängel bei der Sauberkeit. Die Mieterin weist das von sich. Nicht nur, dass sie in die Renovierung viel investiert habe, betrübt Mutter und Sohn: „Wir haben hier mit unseren Nachbarn eine Familie gegründet. Und jetzt werden wir aus dieser Familie herausgerissen. Das ist immer schmerzhaft“, schildert Ali Napoe.

In der Zukunft würde „Mama Afrika“ gerne weiterhin ein Kiosk im Bahnhofsviertel führen – ohne angeschlossenem Waschsalon. Doch es sei sehr schwer, etwas Bezahlbares zu finden. Im Moment, sagt sie, gehe es in erster Linie darum, über die Runden zu kommen. Kontaktversuche zum derzeitigen Vermieter seien bislang erfolglos gewesen.

Was der Vermieter sagt
Das Bahnhofsviertelmagazin konnte mit Rainer Thormann sprechen. Er hat naturgemäß eine ganz andere Sicht der Dinge. Frau Napoe habe die Miete nie pünktlich bezahlt, jetzt erst sei die Miete für Dezember beglichen worden, die für Januar habe er noch nicht gesehen. "Ich musste die Miete immer persönlich abholen", sagt Herr Thormann. Er habe dem Geld buchstäblich hinterherrennen müssen.

Zudem sei der Zustand des Ladens katastrophal. Alkohol, meint er, habe in einem Waschsalon sowieso nichts verloren. Am Ende seien abzüglich seiner Kosten lediglich 75 Euro übergeblieben, "wenn überhaupt". Rainer Thormann sagt, er wolle den Laden "wieder auf Vordermann bringen" – und ihn wieder zu dem machen, was er vor einigen Jahren war: einen Waschsalon.
 
31. Januar 2017, 11.20 Uhr
Max Gerten
 
 
Fotogalerie:
{#TEMPLATE_news_einzel_GALERIE_WHILE#}
 
 
 
Keine Einträge gefunden

Meistgelesen

 
19. April 2024
Journal Tagestipps
Pop / Rock / Jazz
  • Female Duo
    Alte Nikolaikirche am Römerberg | 19.00 Uhr
  • Luciano Biondini, Michel Godard und Lucas Niggli
    St. Bonifatius | 20.00 Uhr
  • Joya Marleen
    Brotfabrik | 20.00 Uhr
Nightlife
  • The Big Easy
    Colos-Saal | 23.30 Uhr
  • Gibson Affairs
    Gibson | 23.00 Uhr
  • King Kong Kicks
    Centralstation | 22.30 Uhr
Klassik / Oper/ Ballett
  • hr-Sinfonieorchester
    Hessischer Rundfunk | 20.00 Uhr
  • Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz
    Rheingoldhalle | 19.30 Uhr
  • Orchestra della Svizzera Italiana
    Kurhaus Wiesbaden | 20.00 Uhr
Theater / Literatur
  • Der Raub der Sabinerinnen
    Schauspiel Frankfurt | 19.30 Uhr
  • Goethe: Faust I
    Volksbühne im Großen Hirschgraben | 19.30 Uhr
  • Glück
    Kammerspiele Wiesbaden | 20.00 Uhr
Kunst
  • Bruder Moenus
    Stoltze-Museum der Frankfurter Sparkasse | 10.00 Uhr
  • 244ff. – Von Friedrich bis Ferdinand
    Schloss Bad Homburg | 10.00 Uhr
  • Denis Dailleux
    Galerie Peter Sillem | 18.00 Uhr
Kinder
  • Pop Up-Technothek – MINT zum Anfassen
    KiBi – Zentrale Kinder- und Jugendbibliothek | 15.00 Uhr
  • Prinzhexin – Wie ein Prinzessin zur Hexe wird
    Löwenhof | 15.00 Uhr
  • Die Biene Maja
    Papageno-Musiktheater am Palmengarten | 16.00 Uhr
Freie Stellen