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Ist das Kunst oder kann das weg?

Euro-Zeichen in der Krise

Die Deutsche Presse-Agentur schreibt, das Eurozeichen vorm EZB-Hauptgebäude soll weggeworfen werden. Schöne Symbolik auch. Leider ist die Geschichte zu schön, um wahr zu sein.
Das Euro-Zeichen ist ein schönes Symbol. Das blaue Zeichen mit den tänzelnden Sternchen ist so etwas wie das Sinnbild für die Währung selbst. Entweder man liebt das Werk des Künstlers Ottmar Hörl oder man hasst es. Am Mittwochnachmittag konnte man den Eindruck gewinnen, die Euro-Zeichen-Hasser hätten plötzlich die Überhand gewonnen.

Angefangen hatte alles mit einem Gastbeitrag von Schauspiel-Intendant Oliver Reese in der Frankfurter Rundschau. Weil Reese jeden Tag von seinem Haus auf das gute Stück schauen muss, forderte er in seiner Kolumne: "Die Skulptur vor dem Frankfurter Sitz der EZB ist als Symbol platt, abgenutzt, sinnentleert. Sie gehört nicht mehr in den öffentlichen Raum, sondern ins Museum."

Dies wiederum rief die Deutsche Presse-Agentur auf den Plan, die eine Sprecherin des Kulturdezernats mit den Worten zitiert, das Wahrzeichen müsse aus dem öffentlichen Raum verschwinden. "Es sei denn, die EZB nimmt es mit und stellt es bei sich irgendwo unter." Bei der EZB aber waren auch keine Euro-Zeichen-Befürworter mehr zu erreichen, weshalb die folgerichtige Schlagzeile hieß: "Frankfurt will Euro-Wahrzeichen wegwerfen."

Nun fühlt sich das Kulturamt "nicht falsch, aber verkürzt" wiedergegeben. Schließlich gehöre der Stadt das Kunstwerk gar nicht, sondern dem Frankfurter Kultur Komitee. Also könne die Stadt es auch nicht wegwerfen, sondern nur über neue Standorte mitentscheiden. Im Gespräch mit der Agentur sei auch nur von "abräumen" die Rede gewesen, was einen späteren Wiederaufbau ja nicht ausschließe. Das sei im Übrigen aber auch Sache des Stadtplanungsamts. In einer Pressemitteilung heißt es dann auch noch mal deutlich: "Es ist eine Entscheidung der EZB, ob sie bei dem geplanten Umzug das Zeichen mitnimmt und am neuen Standort wiederaufbaut. Das Kulturdezernat hat keine Ambitionen, das Euro-Zeichen aus dem Stadtbild zu entfernen."

Bleibt das Frankfurter Kultur Komitee. In dessen Büro sitzt sein Leiter und Tausendsassa Professor Manfred Pohl und sagt: "Ich war gestern richtig wütend." Es sei eine Heuchelei zu behaupten, das gute Stück sei sinnentleert. "Das Gegenteil ist richtig: am Willy-Brandt-Platz stehen sich Geist und Geld gegenüber - darüber sollte man mal diskutieren." Im Übrigen seien solche Gedankenspiele kontraproduktiv: "Wir kämpfen gerade um den Euro." Das blau-gelbe Werk vor der EZB sei ein Symbol, "auch ein Symbol für die 12 Gründungsmitglieder des Euro", sagt Pohl.

Es ist verständlich, dass ihm etwas daran liegt. Schließlich gründete er einst den Verein Europoint, der 1000 kleine Euros von krebskranken Kindern bemalen und schließlich versteigern ließ; der Erlös, gut 1,5 Millionen Euro, kam 12 europäischen Kliniken in den 12 Euroländern zugute. Pohl war es auch, der mit der Post verhandelte, das auf Briefen "Frankfurt - City of the Euro" stand (und immer noch steht). Für die Einführung der Währung wiederum war ein wahres Lichtspektakel geplant - ähnlich wie bei der SkyArena sollten Hochhäuser mit Gesichtern der Europäischen Idee beleuchtet werden. Das Frankfurter Atelier Markgraph hatte alles schon vorbereitet - dann kamen die Terroranschläge des 11. September dazwischen. Die Aktion wurde abgeblasen. Schließlich gab Manfred Pohl das Eurozeichen beim Künstler Hörl in Auftrag - als später der Verein Europoint aufgelöst wurde ging das Werk in den Besitz des Frankfurter Kultur Komitees über.

"Ich persönlich würde mir wünschen, dass das Eurozeichen dort stehenbleibt, wo es jetzt ist. Es ist das meistfotografierte Objekt, dass es derzeit in der Stadt gibt." Das wisse man auch bei der EZB. "Trichets Aussage steht noch: man wird sehen, wo man einen Platz dafür findet." Sollte aber die EZB doch nicht bereit sein, das Zeichen aufzunehmen, sei ihm nicht bange, sagt Pohl. "Gerade hatte ich eine Anfrage von Radio France, wie gut die Chancen seien, das Ding nach Paris zu schaffen." Soll heißen: Andere Städte würden sich drüber freuen. Damit dürfte dank der weltweiten Aufmerksamkeit, die diese kleine Meldung erreicht hat, das Gleichgewicht zwischen Euro-Zeichen-Hassern und -Liebhabern wiederhergestellt sein.
 
24. November 2011, 11.54 Uhr
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