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Komische Kunst

Haderer trifft Frankfurt

Der österreichische Satiriker spitzt seit fast drei Jahrzehnten seinen bitterbösen Zeichenstift. Nun zeigt das Caricatura Museum ab Donnerstag seine Originalwerke in einer sehenswerten Ausstellung.
Gerhard Haderer ist der Großmeister satirischer Zeichenkunst. In fotorealistischer Genauigkeit hält er fleischige Nasen und fette Doppelkinne fest, zeichnet schlecht sitzende Kleidungsstücke auf schlecht in Form gehaltenen Leibern und umgibt zudem die so Abgebildeten mit dem Gerümpel des Wohlstands. All dies ist mit unglaublicher Lust am Detail gezeichnet. Und eben jene Details sind es, die den Betrachter seiner akribisch ausgeführten Szenen ganz genau hinschauen lassen. Haderers Sicht auf unsere Welt ist in Deutschland vor allem durch die wöchentlich und ganzseitig erscheinenden Cartoons im „Stern“ bekannt. Auch für „Profil“, den „Wiener“, die „GEO“ und „Titanic“ zeichnet er regelmäßig und Bücher hat er auch schon veröffentlicht. So 2002 eine visuelle Biographie über Jesus Christus. In ihr kommt der Gesalbte, der schon auf der Titelseite nicht sein flammendes Herz, sondern eine zierliche Männerbrust entblößt, als gutwillig und ehrlich motivierter Messias rüber, etwas verschroben zwar, doch echt lieb. Dagegen kriegen seine Jünger ihr bitterböses Fett weg: Ist Haderer ein Religionskritiker? „Religion ist mir Wurscht“, kontert sogleich der in Linz geborene, und ergänzt: „Ich bin aber ein Gegner der Macht zwischen Kirche und Politik. Da meldet sich sofort mein soziales Gewissen!“ Nach der Veröffentlichung des Buches hingegen meldeten sich sofort Scharen empörter Menschen, die Haderer bös attackierten, weil sie ihre religiösen Gefühle verletzt sahen. Seine Fans aber sind begeistert und lassen sich seit dieser Zeit sogar im Kaffeeraum Autogramme geben. So von Angesicht bekannt ist er in Deutschland nicht. Nach den Gründen für dieses Ungleichgewicht in Berühmtheitsaspekten gefragt, antwortet Gerhard Haderer bescheiden: „In Österreich ist meine Strategie, meine Bilder und nicht mich als Star auf die Bühne zu heben, zusammengebrochen.“ Diese Strategie kann sich mit der Eröffnung seiner Ausstellung am 6. Juli im hiesigen Caricatura Museum auch für Deutschland erledigt haben. Haderer freut sich trotzdem sehr auf Frankfurt und die Ausstellung, weil hier mit den Zeichnern und Schriftstellern der Zeitschrift Pardon die „Neue Frankfurter Schule“ hervorgegangen ist, sprich mit den Berufskollegen Robert Gernhard, Chlodwig Poth oder F. W. Bernstein in Frankfurt eine augenfällige Verdichtung in Sachen komischer Kunst stattgefunden hat. Wie auf Verabredung findet zeitgleich im Museum für Angewandte Kunst auch noch eine Schau
mit Werken von F.K. Waechter statt. Die von diesen Leuten ausgegangene und noch ausgehende Kreativität hat Haderer immer sehr genau verfolgt. Und Hochachtung zollt er auch dem Direktor des Frankfurter Caricatura Museums, Achim Frenz. Da zeigt sich bei Gerhard Haderer fast schon wieder eine religiöse Seite: „Achim Frenz sollte man täglich ins Abendgebet einschließen.“ Die Verbindung Frenz und Haderer währt schon länger und ist im professionellen Sinne so innig, dass es Achim Frenz auch war, der anlässlich des 60. Geburtstags von Haderer, die im Linzer Lentos Kunstmuseum eben zu Ende gegangene Haderer-Ausstellung kuratieren durfte. Es ist deshalb auch bemerkenswert, weil ja im Allgemeinen die Österreicher von dem Humor der Deutschen nicht eben viel halten. „Ich leiste mit meinen Zeichnungen im Stern und anderswo gewissermaßen Pionierarbeit in Bezug auf den deutschen Humor“, sagt Haderer und fügt noch augenzwinkernd hinzu, dass „das Einzige was Österreich und Deutschland wirklich trennt, die gemeinsame Sprache ist.“ Einen Frankfurt-kompatiblen Cartoon hat er uns schon mal geschickt, der, wie die meisten seiner Arbeiten, ohne Kommentar funktioniert. An dieser Zeichnung lässt sich auch einiges über den Haderer-Stil erkennen. [Anm. d. Red.: Den Cartoon finden Sie in der aktuellen Ausgabe des JOURNAL FRANKFURT]. Seine Werke sind auf Papier mit Acrylfarben Schicht für Schicht in Lasurtechnik aufgebaut. Da die Farben relativ schnell trocknen, kann Haderer „blitzschnell“ arbeiten. Trotzdem sitzt er bei größeren Formaten bis zu 15 Stunden am Zeichentisch. Doch diese vielen Stunden, so sagt uns Gerhard Haderer noch, sind für ihn „die glücklichste Zeit der Welt.“
>> Gerhard Haderer, 7.7.–21.11., Caricatura Museum, Weckmarkt 17
 
5. Juli 2011, 12.07 Uhr
Grit Weber
 
 
Fotogalerie:
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