Newsletter
|
ePaper
|
Apps
|
Abo
|
Shop
|
Jobs
Foto: V'uisine
Foto: V'uisine

Eine ungewöhnliche Kombi

Banker am Tage, Gastronom bei Nacht

Im Nordend hat kürzlich das V'uisine eröffnet. Auf der Karte stehen traditionelle vietnamesische Gerichte – im Tapas-Style. Macher des ungewöhnlichen Konzepts ist der Ökonom Huy Nguyen.
Huy Nguyen ist Banker und hat ein Restaurant eröffnet. Schon wieder ein Aussteiger? Nein, Huy ist immer noch Ökonom und das fünf Tage die Woche, das ganze Jahr über. Jeden morgen betritt er die Bank und arbeitet an neuen Restrukturierungsstrategien. Jeden Abend, nachdem er seinen Computer runtergefahren hat, verlässt er dann mit seinen Kollegen das Gebäude, geht dann aber nicht nach Hause, sondern zu seinem zweiten Job – Huy ist tagsüber Banker und abends Gastronom.

Vor knapp zwei Wochen hat er sein vietnamesisches Restaurant V’uisine in der Wielandstraße 61 eröffnet. Auf der Karte finden sich bekannte Gerichte, aber in einem für diese Landesküche vollkommen neuen Format: Tapas. „Ich hatte früher abends beim Essengehen immer das Problem, dass ich mich nicht entscheiden konnte“, sagt der 28-Jährige „und dann habe ich immer viel zu viele Dinge bestellt, die ich niemals aufessen konnte, nur um eine große Auswahl zu haben.“

Wieso sich beschweren, wenn man auch etwas ändern kann


Schon seit vielen Jahren hegt Huy seinen Traum von der eigenen Gastronomie. Nachdem er in Frankfurt, London, Dublin und Mailand International Management studiert und den Master in der Tasche hat, verfügt Huy über genug ökonomisches Wissen, um einen eigenen Laden zu öffnen. Was fehlt? Jemand, der die Tapas zubereitet. Huy erzählt auch seiner Mutter von der Idee vom eigenen Restaurant und wie Mütter oft so sind, fühlte sich Mama Dung direkt verpflichtet, ihrem Sohn mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Damit war dann auch die Frage geklärt, wer die Rezepte für die Tapas beisteuert.

Familienbande


Aufgewachsen ist Dung in Nordvietnam. Sie beschließt vor knapp 26 Jahren mit ihrem zweijährigen Sohn nach Deutschland zu ziehen und führt hier lange Zeit einen asiatischen Lebensmittelmarkt gegenüber der Kleinmarkthalle. Dung kennt sich dadurch mit Obst, Gemüse und Co. sowie deren Qualität bestens aus und das ist auch Huy sehr wichtig: „Wir wollen nur hochwertige Produkte für unsere Gerichte verwenden. Dafür geben wir gerne auch etwas mehr Geld aus. Diese Qualität schmeckt man, ebenso, dass alles hausgemacht ist. Unsere Frühlingsrollen sind dafür das beste Beispiel “, sagt Huy. Seit der Eröffnung haben die sich, laut dem Neu-Gastronom, hier zum Verkaufsschlager entwickelt. Zur Unterstützung arbeitet Mutter Dung mit einem professionellen Koch in der Küche zusammen, der seine Arbeit schon seit 30 Jahren macht und ein Bekannter der Familie ist.

Familienbande sind dem Neu-Gastronom sowieso sehr wichtig. „Fehlt mal etwas, wie zum Beispiel Minze, fährt einer von uns auch mal eben schnell zu meinem Cousin ins Ong Thao oder ins Goc Pho, dass von guten Freunden geführt wird, und leiht sich was.“ Beide Restaurants haben ebenfalls erst kürzlich eröffnet und bieten ebenso vietnamesische Küche an. Die Frage, ob Huy Konkurrenzgedanken hat, ist schnell geklärt: „Nein! Erstens haben wir komplett unterschiedliche Konzepte, zweitens liegen unsere Restaurants an ganz unterschiedlichen Ecken der Stadt und drittens sind wir eine Familie"

Typisch vietnamesisch, aber ganz modern

Über den Standort seines neuen Restaurants ist der Banker froh: „Die Leute im Nordend sind sehr offen für Neues und ich denke, da passt ein Laden wie der unsere sehr gut hin.“ Das moderne Konzept findet sich auch im Ambiente des Lokals wieder: Klassisch, aber dennoch trendy. Darauf und auf die französische Vergangenheit in Vietnam soll auch der Name V’uisine hinweisen. Trendy und exotisch sind auch die hausgemachten Limonaden (0,4 l zu 4,40 €) in den Sorten Grapefruit-Rosmarin, Lychee-Minze, Zitrone-Thai-Basilikum. Des Weiteren werden diverse Weine (ab 5,50 €) und Bier (ab 3,40 €) angeboten. Bei den Tapas setzt Huy auf ein einfaches Konzept: Sämtliche 20 kleinen Gerichte auf der Karte kosten 5,50 €. Obwohl ihm die Gastronomie sehr viel Freude bereitet, möchte Huy sich aber in ein paar Monaten dennoch etwas mehr rausnehmen, denn Freizeit gibt es im Moment nicht mehr für den 28-Jährigen. „Ich hatte es mir anstrengend vorgestellt, aber es ist noch einmal anstrengender“, schmunzelt er.

V’uisine, Nordend, Wielandstraße 61, Tel. 98959985, Mo–Mi 17–23, Do–Sa 17–24, So 14–23 Uhr/


Übrigens: Mehr spannende Quereinsteigerstorys lesen sie in der neuen Ausgabe von Frankfurt geht aus 2017.
 
26. September 2016, 13.59 Uhr
Katharina Bruns
 
 
Fotogalerie:
{#TEMPLATE_news_einzel_GALERIE_WHILE#}
 
 
 
 
Top-News per Mail