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Foto: Imago/NurPhoto
Foto: Imago/NurPhoto

Stonewall Riot Day

„Ein Kampf, den wir nie aufgeben dürfen“

Seit mehr als 50 Jahren wird am 28. Juni der Stonewall Riot Day gefeiert – ein Tag, der als Wendepunkt im Kampf der LGBTQI*-Community für Gleichberechtigung angesehen wird. Ein Gespräch mit dem Sprecher des CSD Frankfurt über Sichtbarkeit und Regenbogen-Binden.
Herr Gerlach, in der Nacht vom 27. auf den 28. Juni 1969 kam es zu gewalttätigen Konflikten in New York zwischen Homo- sowie Transsexuellen und Polizeibeamten. Warum ist dieser Tag, dieses Ereignis bis heute so wichtig?
Eigentlich ist es der Start für den neuen Gay Pride gewesen. 1969 widersetzten sich die Homo- und Transsexuellen erstmals gegen dieses Konservative. Es kam zu Aufständen in der Bar, dem Stonewall Inn. Die Leute wollten sich nicht mehr im Geheimen treffen, sich in den Kellern oder in dunklen Bars verstecken müssen. Es war wie ein großes Coming-out nach außen und der Aufbruch für die neue Generation des Widerstands.

Dann kam das Thema so nach Deutschland?
Genau. Es hat dann zwar noch eine Weile gedauert, doch dann ist das Thema auch nach Deutschland und nach Frankfurt gekommen. Einer der ersten großen Aufstände war tatsächlich hier in Frankfurt – und seitdem feiern wir jedes Jahr den CSD. Das 50-jährige Jubiläum der Stonewall Riots vor zwei Jahren haben wir ebenfalls groß in Frankfurt gefeiert – und das hat für großen Zulauf gesorgt.

Daran konnten Sie vergangenes Jahr coronabedingt wahrscheinlich nicht anknüpfen.
Nein, letztes Jahr konnte der Frankfurter CSD nur in ganz begrenztem Rahmen stattfinden. Dabei ist es immens wichtig, wenigstens einmal im Jahr raus auf die Straßen zu gehen, sich sichtbar zu machen und als CSD zu sagen „Wir sind da“. Wir haben zwar inzwischen eine bestimmte Position erreicht, was die Rechte betrifft, aber wir sind noch nicht komplett gleichgestellt und das wollen und müssen wir zeigen und propagieren.

Wo sehen Sie noch akute Probleme für die Community?
Wir merken zwar, dass wir besser angenommen werden in der Gesellschaft, die Anfeindungen sind nicht mehr ganz so groß wie zu den Anfängen. Doch wir waren auch schon mal ein bisschen weiter. Man merkt es an den Zahlen: so sind zuletzt zum Beispiel die Angriffe auf Mitglieder der LGBTQI*-Szene wieder ein bisschen gestiegen. Es ist ein Kampf, den wir nie aufgeben dürfen.

Auf der anderen Seite ist die Solidarität in der Gesellschaft – insbesondere im Zusammenhang mit dem umstrittenen Gesetz in Ungarn und dem Verbot der UEFA, die Münchener Arena in Regenbogenfarben erleuchten zu lassen – auch gerade sehr präsent.
Ja, das war eine Welle der Solidarität, mit der wahrscheinlich die wenigsten gerechnet hätten. Eine Unmenge an Menschen, die sich solidarisch zeigen, bis hin zu den Fußballspielern wie Manuel Neuer, die ihre Regenbogen-Binde vor die laufende Kamera halten. Das Ganze zeigt aber auch, wie weit zurück einige Länder – neben Ungarn zum Beispiel auch Polen – noch sind. Diese Länder treten die Rechte bis heute mit Füßen und es gibt massive Probleme.

Könnte diese Welle der Solidarität erneut ein Wendepunkt sein?
Das wird man beobachten müssen. Eine Solidarität in dem Ausmaß, in dieser massiven Form hätte ich nicht erwartet. Ich hoffe, dass das auch bei anderen Aktionen so sein wird. Es ist noch viel Überzeugungsarbeit zu leisten. Das ist ein schönes Zeichen, die Sichtbarkeit müsste aber immer da sein – sonst gerät es schnell wieder in Vergessenheit.

Thema Sichtbarkeit. Was ist denn noch für dieses Jahr für den CSD geplant?
Der CSD wird stattfinden, etwas größer als im vergangenen Jahr. Wir fangen früher an und es wird Musik sowie Redebeiträge geben, weiter geplant ist eine Schweigeminute für die in Frankfurt an Aids verstorbenen Menschen, dazu werden wir wie immer schwarze Luftballons aufsteigen lassen und es gibt einen Fußmarsch durch die Innenstadt.

Es soll dabei auch um aktuelle Themen gehen, die nach wie vor zur Debatte stehen – wie die Änderung des Artikel 3 im Grundgesetz. Diese ist erst kürzlich wieder gescheitert. Für Menschen mit Trans Identitäten, die ihre Identitäten wechseln wollen, bedeutet das weiterhin, dass sie ein sehr strenges Prozedere durchlaufen, Gutachten machen müssen. Sie stehen vor einem bürokratischen Monster.

Die Corona-Lockerungen lassen es ja momentan zu – ist noch mehr geplant?
Ja, tatsächlich gibt es schon konkrete Planungen, einen kleinen CSD im September zu organisieren. Dieser soll in Verbindung mit dem Lauf für mehr Zeit, der am 12. September stattfindet, auf dem Opernplatz realisiert werden.
 
28. Juni 2021, 12.52 Uhr
Sina Eichhorn
 
Sina Eichhorn
Geboren 1994 in Gelnhausen. Nach einem Studium der Germanistik an der Justus-Liebig-Universität Gießen seit Oktober 2018 beim Journal Frankfurt. Zunächst als Redakteurin, seit 2021 Chefin vom Dienst. – Mehr von Sina Eichhorn >>
 
 
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