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Foto: Lukas Gedziorowski
Foto: Lukas Gedziorowski

Entwicklung des Stadtteils Riedberg

Einhundert Grautöne

Bereits 10.000 Menschen leben auf dem Riedberg. Doch obwohl der Ausbau gut voranschreitet und es viel Infrastruktur gibt, fehlt dem jungen Stadtteil noch das Leben. Eine Zwischenbilanz und ein Ausblick.
Nackte Kleinkinder spielen an den Fontänen auf dem Riedbergplatz, Mütter stehen mit Kinderwagen umher, im Café nebenan sitzen die Gäste und genießen den warmen Augustnachmittag. Auch auf dem von grauen Mauern umgrenzten Spielplatz kraxeln vereinzelt Kinder herum. Abgesehen vom Riedbergzentrum mit seinen Supermarkt, Discounter und einigen kleineren Läden haben sich in der Nähe auch ein Reisebüro, ein Restaurant, ein Fitness-Studio, zwei Apotheken, ein Frisör und ein großer Biomarkt angesiedelt. Doch abseits des zentralen Stadtteilplatzes ist sonst nicht viel los auf dem Riedberg, obwohl die Bebauung zum größten Teil abgeschlossen ist.

Eine Siedlung reiht sich hier an die nächste: Mehr- und Einfamilienhäuser, ein Gymnasium, eine gymnasiale Oberstufe, zwei Grundschulen, ein Jugendhaus, ein Dutzend Kitas und weitere im Bau. Doch der Gesamteindruck ist monoton: grau ist die bestimmende Farbe. Nicht nur auf dem Riedbergplatz mit seinem Mauern und Fassaden, auch viele der Wohnhäuser sind so gestrichen, vereinzelt auch verziert mit Sichtbeton, und selbst eine Reihe weißer Fassaden sorgt nicht gerade für besondere Abwechslung. Die Architektur zeugt von Einfallslosigkeit und lässt die Wohnquartiere in gepflegter Langeweile versinken. Dieser Stadtteil ist vor allem etwas für Familien und alle, die sich zur Ruhe setzen wollen. Eine Seniorenresidenz mit Altenheim nebenan gibt es dort bereits – und wohl nicht zufällig im Zentrum des Stadtteils.

Fortschritt beim Wohnungsbau


Aber offenbar geht es weniger um Schönheit als um den Zweck, dringend benötigten Wohnraum zu schaffen. Daher wird auf dem Riedberg immer noch viel gebaut. Auf Baustellen und Brachen werben Investoren für Eigentums- und Mietwohnungen. Zum Ende des Jahres 2015 sollen Projekte mit insgesamt rund 880 Wohneinheiten fertig gestellt sein. Die Bebauung für das Quartier Bonifatiusbrunnen ist abgeschlossen, die Quartiere Schöne Aussicht, Ginsterhöhe und Mitte sind bis auf wenige Baufelder fertiggestellt. Darüber hinaus entstehen Kindertagesstätten und öffentliche Grünflächen. Im Juli wurde im Quartier eine Kita für 99 Kinder eröffnet. Das Projekt „Die weiße Stadt“, die sich an der klassischen Moderne des Architekten Ernst May orientiert, ist weit vorangeschritten: Von den geplanten 30 Einzel- und Doppelhäusern sind inzwischen 25 vollendet, die übrigen Häuser sind im Bau. Für das Areal südlich der Konrad-Zuse-Straße und am Kätcheslachkopf wurden die Wettbewerbsverfahren entschieden und werden weiterentwickelt. Der Bau des Kätcheslachparks-West hat im Juni begonnen und soll bis Frühjahr 2016 fertiggestellt werden. Es ist geplant, 127 Bäume und 1500 Sträucher zu pflanzen und 32 Sitzbänke aufzustellen. 2500 Quadratmeter Sport- und Spielflächen wurden mit Kindern und Jugendlichen aus den umliegenden Schulen und Kindertagesstätten entwickelt und geplant.

Größere Baufelder im Quartier Universität und im Quartier Westflügel sind bereits für konkrete Projekte vorgesehen. Von den insgesamt 8000 Studenten, die hier einmal lernen sollen, sind bereits über 7000 auf dem Riedberg verortet. In drei Wohnheimen wohnen rund 600 von ihnen, ein weiteres ist geplant. Was auf dem Campus fehlt, ist noch ein Neubau für Mathematik und Informatik. Dafür läuft das Bedarffeststellungsverfahren. Der Baubeginn soll laut einem Unisprecher voraussichtlich im Jahr 2017 erfolgen. Damit dürfte sich der Umzug der Institute vom Campus Bockenheim noch bis etwa 2019 hinziehen. Bis 2016 soll auf dem Campus Riedberg eine Kita für bis zu 100 Kinder entstehen. Die städtische Wohnungsbaugesellschaft ABG Frankfurt Holding baut im Quartier Universität an der Altenhöferallee 128 Wohneinheiten, die Hälfte als öffentlich geförderter Wohnungsbau, 20 Einheiten entstehen im ersten Förderweg, der Rest im Rahmen des Mittelstandsprogramms.

Wilder Westen

Das Quartier Westflügel, das siebte und letzte Quartier, das einst den Arbeitstitel Niederurseler Hang trug, gleicht noch einer weiten Prärie im wilden Westen. Zwischen Wildwuchs und toten Äckern wachsen vereinzelt Gebäude empor, doch bislang führen die meisten Straßen durchs Nichts. Neben dem Rauschen des Windes ist aus der Ferne das Rauschen der Autobahn zu hören. Dort sollen laut HA Stadtentwicklungsgesellschaft (HASEG) einmal 1400 Wohneinheiten für etwa 3500 Menschen entstehen und damit 600 Wohneinheiten mehr als ursprünglich geplant. Wer trotzdem seine Kinder hier, am gefühlten Rand der Welt, großziehen will, für den wird im Westflügel eine weitere Kita errichtet.

Das Versicherungsunternehmen Swiss Life Deutschland hat im Juli mit dem Bau von sechs Mehrfamilienhäusern begonnen, in denen 109 freifinanzierte Mietwohnungen entstehen sollen. Geplant ist eine Mischung aus Zwei- bis Vier-Zimmer-Wohnungen, März 2017 sollen die Arbeiten beendet sein. Die PS Baugesellschaft Gut Lewitz plant, noch in diesem Jahr mit dem Bau von insgesamt elf exklusiven Lofthäusern zu beginnen, davon sollen sieben Kettenhäuser mit 190 Quadratmeter Fläche und vier Doppelhaushälften mit etwa 210 Quadratmeter Wohnfläche sein. Für weitere Bauprojekte werben großformatige Plakatwände, wie etwa für das Projekt „Rosenbaumhöhe“ von Ballwanz.

Noch blumigere Namen für das Wohnen in der Einöde hat sich die Lechner Group ausgedacht. Unter dem Titel „Swingin' Riedberg“ sind Doppelhäuser, Einfamilien- und Reihenhäuser mit Überschriften wie „Jazz“, „Bebop“ oder „Motown Twins“ im Bau, aber beim Betrachten der Visualisierungen auf dem Plakat, auf dem bloß weitere weiß-graue Schachteln abgebildet sind, will sich weder Swing noch Groove einstellen.

Teures Ökohaus

Dunkelgrau, fast schwarz ist hingegen der Kasten, den die Nassauische Heimstätte an der Graf-von-Stauffenberg-Allee errichtet hat. Das Energiehaus Plus ist so gut wie fertig. Nachdem die ABG Frankfurt Holding mit seinem Aktiv-Stadthaus mit gutem Beispiel vorangegangen ist, hat nun auch die NH ein Gebäude realisiert, das nicht nur sich selbst dank Solarpanels mit Energie versorgt (jedenfalls zu 65 Prozent), sondern sogar Überschüsse ins Stromnetz einspeisen kann. 17 Mietwohnungen sind darin entstanden, 46 bis 125 Quadratmeter groß, für Singles, Paare oder Familien, die sich als umweltbewusste „Wohnpioniere“ verstehen – und bereit sind, bis zu 1900 Euro Warmmiete (für 125 Quadratmeter) zu bezahlen.

Etwa 10.000 Menschen leben auf dem Riedberg. Am Ende soll es 6300 Wohnungen in dem Stadtteil geben, darunter 1770 Mietwohnungen, davon ein Viertel gefördert. Die Entwicklung des Riedbergs ist zum 30. Juni 2016 angestrebt. "Das bedeutet nicht, dass dann bereits das letzte Haus steht", sagte HASEG-Projektleiter Werner Hackermeier bei einer Zwischenbilanz im April. "Aber wir sind dann möglicherweise so weit, dass wir in die sogenannte Abwicklungsphase eintreten können, bis zu diesem Zeitpunkt sollen vertragliche Vereinbarungen mit Investoren weitgehend geschlossen sein und ein großer Teil der ausstehenden Maßnahmen der sozialen Infrastruktur und der Grünflächenplanung realisiert oder auf den Weg gebracht sein."
 
13. August 2015, 11.00 Uhr
Lukas Gedziorowski
 
 
Fotogalerie: Riedberg 2015 Rundgang durchs Neubaugebiet
 
 
 
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