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Demo „Campus für alle, Stadt für alle“

Ein goldener Schlafsack für Frau Birkenfeld

Während im Römer über den Bebauungsplan für den Kulturcampus debattiert wurde, zog eine Demo von Bockenheim vor das Rathaus. Die Forderung: bezahlbarer Wohnraum – und ein Selbstversuch der Sozialdezernentin.
Gegen halb neun am Donnerstagabend traten zwei Menschen vor den Haupteingang des Römers. Sie hatten ein Paket abzugeben, doch die Polizei, die sich vor der Tür postiert hatte, wollte sie nicht hineinlassen. Nur nach einiger Diskussion gelang es den Boten, ihr Paket den Sicherheitsleuten im Rathaus zu überreichen: einen goldenen Schlafsack – mit freundlichen Grüßen an die Sozialdezernentin Daniela Birkenfeld (CDU).

Mit dieser symbolischen Aktion griffen die Aktivisten den Vorschlag der Stadträtin auf, dass Obdachlose – wie etwa die Rumänen auf der Industriebrache im Gutleutviertel – in der B-Ebene der Hauptwache übernachten sollten. Mit dem goldenen Schlafsack war die Bitte verbunden, den Selbstversuch zu wagen, um am eigenen Leib zu erfahren, wie sich das Schlafen dort anfühlt.

Obdachlosigkeit war nur ein Aspekt des großen Themas, um das es bei der Demonstration „Campus für alle, Stadt für alle“ ging. Mehrere hundert, meist junge Menschen zogen am Donnerstag von der Bockenheimer Warte durchs Westend und durchs Bahnhofsviertel in die Innenstadt, um gegen „flächendeckende Mieterhöhungen und Luxus-Neubauprojekte“ zu protestieren. Sie forderten bezahlbaren Wohnraum, etwa im geförderten Wohnungsbau, in Studentenwohnheimen und gemeinschaftichen Wohnprojekten.

Der Ausgangspunkt der Demo, Bockenheim, war an diesem Abend bewusst gewählt: Hier verwandeln die Stadt und die städtische Wohnungsbaugesellschaft ABG Frankfurt Holding den Noch-Uni-Campus in einen Kulturcampus. Parallel zum Protestzug debattierte die Stadtverordnetenversammlung über den Bebauungsplan, den sie schließlich auch verabschiedete. Doch dieser regelt nur die Rahmenbedingungen, keine konkreten Bauvorhaben. Institutionen wie etwa der Asta der Goethe-Universität kritisieren, dass immer noch nicht feststehe, was mit dem Studierendenhaus und dem Wohnheim auf dem Gelände passieren soll.

Dafür ist die Zukunft des Philosophicums konkreter: Am Montag hatte die ABG verkündet, dass das denkmalgeschützte ehemalige Uni-Gebäude an die Projektgruppe verkauft werden soll, die darin ein gemeinschaftliches Wohnprojekt realisieren will. 6,1 Millionen Euro beträgt der Kaufpreis, insgesamt 23 Millionen Euro will die Projektgruppe investieren, um den Kramer-Bau wieder bewohnbar zu machen. „Ich habe keine Zweifel, dass das klappen wird“, sagte Anette Mönich von der Projektgruppe dem JOURNAL FRANKFURT. "Das ist ein tolles Projekt." Die Kalkulation sei solide, gründe auf Zahlen, die die ABG erhoben hat, nun wolle man versuchen, die geplanten Kosten senken, während gleichzeitig die Suche nach Geldgebern laufe. Dabei hoffe die Gruppe auf Unterstützung von Stadt, Land und Bund.

„Das Risiko ist nicht groß“, sagte sie. „Das Haus sieht zwar von außen ranzig und verwahrlost aus, von innen ist es aber in einem guten Zustand.“ 150 Menschen sollen dort einmal wohnen, darunter auch die 130 Mitglieder der Projektgruppe. Mönich hofft, dass der Umbau Ende des Jahres losgehen kann, Ende 2016 oder Anfang 2017 sollen die ersten Mieter einziehen. Zunächst aber gibt sich Mönich erfreut über den Etappensieg und das Wohlwollen aus der Politik: „Es zeigt, dass man was bewegen kann, wenn man dranbleibt“, so die Aktivistin.

Auch der Förderverein Roma will ein Wohnprojekt auf dem Kulturcampus realisieren. Bisher hat die Idee, dafür eine der Villen in der Georg-Voigt-Straße zu nutzen, keine Unterstützer bei der Stadt gefunden. Am Donnerstag machte Joachim Brenner, Geschäftsführer des Fördervereins, erneut auf die Dringlichkeit des Projekts aufmerksam, da Roma auch in Frankfurt nicht nur in einem „unbeschreibbaren Elend“, sondern auch unter Vertreibung, Kontrolle und Repression zu litten hätten. Darüber hinaus forderte die Aktion Leerstelle, die am 15. März eine der Villen besetzt hatte, dass ihr die Stadt selbstverwaltete Räume für ein kulturelles Zentrum zur Verfügung stelle. Eine Aktivistin kritisierte die „elitäre und profitorientierte Stadtgestaltung“.

Einen Zwischenstopp machte die Demo vor der ABG-Zentrale im Bahnhofsviertel, wo ein Aktivist Mieterhöhungen der städtischen Wohnungsbaugesellschaft anprangerte und die Politik aufforderte, sich für niedrige Mieten einzusetzen. Den Appell dürfte jedoch kaum ein Mitarbeiter der ABG gehört haben – die hatten bereits Feierabend.
 
4. April 2014, 10.00 Uhr
Lukas Gedziorowski
 
 
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