Die Wand ist ihr Arbeitsplatz und Sprühdosen sind ihr Werkzeug. Zwei Künstler lassen die Haltestelle Ostendstraße in neuem Glanz erstrahlen. Die Sperrung des S-Bahntunnels geht in die vorerst letzte Phase.
Olivia Heider /
Die S-Bahnhaltestelle Ostendstraße bekommt ein neues Erscheinungsbild. Auf einer Fläche von 6600 Quadratmetern und einer Gesamtlänge von 247 Metern haben zwei „Street Art“- Künstler wahre Wunder vollbracht. Der Tunnel hat ein neues Gesicht erhalten. Auf grünem Untergrund sind in den buntesten und übrigens geruchsarmen und umweltfreundlichen Farben fotorealistische Hände gemalt. Überlebensgroß zieren diese den gesamten Haltebereich. Die untere Hälfte der Wände wurde vom Künstler „Does“ aus den Niederlanden gestaltet. Sie ist überzogen von bunter „Masse“, die sich in gestaltloser Form an die Hände schmiegt.
Die Hände wurden von Andreas von Chrzanowski, 37, Künstlername „case_maclaim“, gestaltet. Er verrät, was es mit den „laufenden Händen“ auf sich hat. Es geht ihm um „the power of movement“. Um sich gut zu fühlen und etwas zu bewirken, müsse man in Bewegung bleiben. Die Hände zeigten einen Ablauf. Sie würden förmlich in den Tunnel hineinspringen, Hindernisse überwinden und wieder herausspringen. Immer in Fahrtrichtung der jeweiligen S-Bahn.
Der Konzernbevollmächtigte der Deutschen Bahn für das Land Hessen, Klaus Vornhusen, bezeichnet die Künstler sogar als „Bahnhofs-Michelangelo“ und den Tunnel als deren persönliche „Sixtinische Kapelle“. Doch nicht nur die Wand bekommt einen neuen Anstrich. Fast alle Elemente an den Haltestellen und im Tunnel werden erneuert und ausgebessert. Die Bodenbeläge werden überarbeitet, die Beleuchtung wird angepasst und viele Schienenteile, etwa Weichen werden derzeit ausgetauscht. Das Ganze geschieht unter dem Projektnamen „Zukunft Bahn“. Bahnsprecher Klaus Vornhusen sagt, es gehe darum, mehr auf die Wünsche der Kunden einzugehen und ihnen einen so angenehmen Aufenthalt an den Haltestellen und in der Bahn zu ermöglichen, wie es eben gehe.
Insgesamt werden 23 Millionen Euro in die Modernisierungsmaßnahmen des Citytunnels investiert. Die aktuellen Bauarbeiten gehen noch bis einschließlich Donnerstag, den 25. August 2016. Danach können Pendler aufatmen.
Die gute Nachricht ist, nach diesen Baumaßnahmen dürfen wir bis Ende 2017 mit freien Tunneln rechen. Die schlechte Nachricht jedoch lautet: 2018 geht es weiter mit den Bauarbeiten. Dann aber endlich in die finale Runde. Für alle, die sich fragen, warum man die Bauarbeiten im S-Bahntunnel nicht in einem Aufwasch machen kann: Es liegt an der Logistik. Zum einen müsse laut Vornhusen immer eine der beiden Tunnelhälften befahrbar bleiben, wodurch man zeitlich schon mal in Verzug gerate. Zum anderen brauche man immer einen Wagen für die Bauarbeiten, der auf Schienen fährt. Wollte man alle Stationen gleichzeitig fertigstellen, ginge das gar nicht, da die benötigten Bauteile nicht alle Einsatzorte erreichen würden, da nur jeweils ein Wagen die ganze Strecke befahren kann. Wollte man also den gesamten Tunnel auf einmal renovieren, würde dies Monate dauern. Um das zu vermeiden, hat die Deutsche Bahn die Baumaßnahmen unterteilt und jeweils in die Ferienzeit gelegt.