Jedes Jahr werden die Preise des Rhein-Main-Verkehrsverbunds (RMV) angehoben. Muss das sein? Könnte es nicht auch einen Nahverkehr zum Nulltarif geben? Ein Gedankenspiel.

In Deutschland ist es so: Wer sich umweltfreundlich verhält, wird dafür bestraft. Das mag nach Jahrzehnten grüner Regierungsbeteiligung seltsam anmuten – auf den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) aber trifft es zu, in Frankfurt ganz besonders: Die Preise im Rhein-Main-Verkehrsverbund sind mit die höchsten des Kontinents. Die alljährliche Preiserhöhung wird nur noch achselzuckend hingenommen. Dabei ginge es auch anders.

Die Linke etwa hat ein Konzept mit einem Modellversuch vorgestellt, in der alle sich an der Finanzierung des ÖPNVs beteiligen. „Derzeit werden die Falschen bestraft“, sagt Peter Gärtner, Stadtverordneter von den Linken im Römer. Eine Aufteilung der Kosten, also eine Finanzierung über mehrere Wege, losgelöst von den Nutzern sei die richtige Lösung.

Schon jetzt gleiche man zum Teil Defizite im Nahverkehr durch überschüssigen Gewinn von Unternehmen aus. Die Mainova bezahle zum Beispiel jetzt schon mit überschüssigen Einnahmen die Defizite der Verkehrsgesellschaft Frankfurt (VGF). In Frankreich seien beispielsweise solche Unternehmensabgaben schon lange üblich. In Frankfurt käme bei 1 Promille schon 75 Millionen Euro zusammen. Die Hälfte der Kosten von insgesamt 146 Millionen Euro, die derzeit über Fahrkarten eingenommen werden, wäre damit schon wieder drin.

Die Linke hat noch weiter gerechnet: Denn Busse und Bahnen würden wahrscheinlich stärker genutzt, wenn sie kostenlos zur Verfügung stünden. Nun, nicht ganz kostenlos: 14 Euro soll das Bürgerticket kosten, das – abgesehen von Kindern, Rentnern und Sozialhilfeempfängern – jeder kaufen muss, ob er jetzt fährt oder nicht. Bringt wieder etliche Millionen Euro. Schließlich möchte die Linke eine Citymaut einführen, ähnlich wie sie in London eingeführt wurde. Wieder 40 Millionen Euro. Touristen könnten durch eine Übernachtungspauschale an der Finanzierung beteiligt werden.

Von einem Nulltarif würden alle profitieren. Der Stickstoffdioxidgrenzwert werde regelmäßig überschritten, so Gärtner. Auch die Belastung durch Luftschadstoffe und Lärm würde abnehmen. Und die Citymaut würde sich positiv auf die Belastung auswirken. Eine benutzerunabhängige Finanzierung funktioniert in Teilen auch schon. Studentinnen und Studenten haben ein Semesterticket – ob sie jetzt mit der Bahn fahren oder nicht, spielt keine Rolle. Unfair sei das, sagen Sie? Nun als Radfahrerin zahle ich auch Autobahnen mit - und nutzte sie seltenst. Ich verhalte mich umweltfreundlich, und will dafür nicht länger bestraft werden.