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Fahrradstadt Frankfurt
„Wir müssen weg vom Feindbild Autofahrer“
Können Fußgänger, Rad- und Autofahrer in Frankfurt respektvoll nebeneinander fahren? Dazu gab es bei dem JOURNAL-Podium im Massif Central viele Vorschläge.
„Das Wetter wird fahrradfreundlicher“, stellte Florian Jöckel, Chef im Massif Central, einleitend fest. Zusammen mit Matthias Arning, Journalist und Buchautor, und Jasmin Schülke, Chefredakteurin vom JOURNAL, hat er gestern im Massif Central zur Diskussion eingeladen. Thema: Wie kann aus Frankfurt eine Fahrradstadt werden?
Die drei Radbegeisterten waren sich bei einer Sache einig: Für Frankfurt fehlt derzeit ein Gesamtkonzept, um die Stadt fahrradfreundlich zu machen. Sie sehen einen großen Teil der Verantwortung bei der Politik, betonen aber auch, dass die Bürgerinnen und Bürger aktiv werden müssen. Der ein oder andere konservative Politiker müsse sich dann auch mal zurückhalten, sagt Arning.
Jöckel: Roter Radstreifen wurde den Leuten nicht erklärt
Die von der Stadt bisher umgesetzten Maßnahmen wie die neuen roten Radstreifen sind Jöckel zufolge nur Teillösungen. Es sei nun für Radfahrer sicherer, aber es gebe nach wie vor gefährliche Stellen, etwa an Bahnübergängen. Er bemängelte, dass für die Diskussion um die Maßnahmen „nicht alle Parteien an Bord geholt“ worden seien: Die roten Radstreifen seien den Anwohnern oder auch den Gewerbetreibenden nicht erklärt worden und sie seien nicht „zu Ende gedacht“.
Es wirkt Jöckel zufolge so, als ob die Stadt mit ihren ungenügenden Maßnahmen bloß auf ein höheres Ranking abziele, wie etwa beim kürzlich veröffentlichen Fahrradklimatest des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs, bei dem Frankfurt auf Platz 2 landete.
Streitpunkt Oeder Weg: Blick nach Kopenhagen
Die Umgestaltung des Oeder Weges findet ein geteiltes Echo: Arning kann die Aufregung darum nicht verstehen. In Kopenhagen habe es in den 70ern eine Umfrage unter den Gewerbetreibenden gegeben, die ihre Geschäfte in einer Straße haben, die zur Radstraße verändert wurde. Sie alle hätten sich letztlich sogar über mehr Einnahmen gefreut. Die Geschäfte im Oeder Weg bräuchten deshalb etwas Geduld.
Jöckel hingegen kritisiert die verwirrende Kommunikation der Stadt zur Umgestaltung: „Ist es eine Vollsperrung oder eine Teilsperrung?“ Auch er blickt jedoch nach Kopenhagen. Wie dort bräuchte es für Frankfurt an gewissen Standorten einen „Beta-Testlauf“, bei dem eine Straße komplett für Autos gesperrt würde.
Diskutanten fordern mehr Respekt unter den Verkehrsteilnehmern
Ein großes Problem sieht Jöckel auch beim „Feindbild Autofahrer“. Zwischen den Verkehrsteilnehmern müsse Respekt herrschen und jeder müsse sich in den anderen hineinversetzen können. Eine Hierarchie dürfe nicht erhalten bleiben.
Dafür wünschen sich die Diskutanten eine Trennung der einzelnen Verkehrsarten. In Bozen werde laut Schülke viel investiert, um etwa Tunnel für den Radverkehr zu bauen und ihn so am Autoverkehr vorbeizulenken. Arning wiederum hält es für nicht so schwer, wie in Amsterdam die Ampeln so zu schalten, dass nur Auto- oder nur Radfahrer fahren dürfen.
Teilnehmerin: Es braucht Unterstützung der Bürger
Ein Teilnehmer aus dem Publikum fordert indes, Tempo-30-Zonen stärker auf der Liste der Forderungen zu präsentieren. Das trifft auf Applaus. Schülke glaubt jedoch, dass parteiübergreifend eine Angst vor Entscheidungen zu solchen Themen herrscht – vor allem im Angesicht der anstehenden Landtagswahl.
Eine weitere Teilnehmerin verweist auf den Erfolg der Initiative des Frankfurter Radentscheids. Durch breite Bürgerbeteiligung seien dessen Vorschläge von der Politik angenommen und teils schon durchgesetzt worden. Solche Zusammenschlüsse brauche es deshalb vermehrt.
Jöckel fasst schließlich zusammen: „Wir müssen mehr auf’s Rad, um Druck auf die Politik aufzubauen.“ Je mehr Radfahrer unterwegs seien, umso mehr komme es etwa auch zu Staus für Autos. Dann müsse sich die Politik mit dem Thema ernsthafter auseinandersetzen.
Die drei Radbegeisterten waren sich bei einer Sache einig: Für Frankfurt fehlt derzeit ein Gesamtkonzept, um die Stadt fahrradfreundlich zu machen. Sie sehen einen großen Teil der Verantwortung bei der Politik, betonen aber auch, dass die Bürgerinnen und Bürger aktiv werden müssen. Der ein oder andere konservative Politiker müsse sich dann auch mal zurückhalten, sagt Arning.
Die von der Stadt bisher umgesetzten Maßnahmen wie die neuen roten Radstreifen sind Jöckel zufolge nur Teillösungen. Es sei nun für Radfahrer sicherer, aber es gebe nach wie vor gefährliche Stellen, etwa an Bahnübergängen. Er bemängelte, dass für die Diskussion um die Maßnahmen „nicht alle Parteien an Bord geholt“ worden seien: Die roten Radstreifen seien den Anwohnern oder auch den Gewerbetreibenden nicht erklärt worden und sie seien nicht „zu Ende gedacht“.
Es wirkt Jöckel zufolge so, als ob die Stadt mit ihren ungenügenden Maßnahmen bloß auf ein höheres Ranking abziele, wie etwa beim kürzlich veröffentlichen Fahrradklimatest des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs, bei dem Frankfurt auf Platz 2 landete.
Die Umgestaltung des Oeder Weges findet ein geteiltes Echo: Arning kann die Aufregung darum nicht verstehen. In Kopenhagen habe es in den 70ern eine Umfrage unter den Gewerbetreibenden gegeben, die ihre Geschäfte in einer Straße haben, die zur Radstraße verändert wurde. Sie alle hätten sich letztlich sogar über mehr Einnahmen gefreut. Die Geschäfte im Oeder Weg bräuchten deshalb etwas Geduld.
Jöckel hingegen kritisiert die verwirrende Kommunikation der Stadt zur Umgestaltung: „Ist es eine Vollsperrung oder eine Teilsperrung?“ Auch er blickt jedoch nach Kopenhagen. Wie dort bräuchte es für Frankfurt an gewissen Standorten einen „Beta-Testlauf“, bei dem eine Straße komplett für Autos gesperrt würde.
Ein großes Problem sieht Jöckel auch beim „Feindbild Autofahrer“. Zwischen den Verkehrsteilnehmern müsse Respekt herrschen und jeder müsse sich in den anderen hineinversetzen können. Eine Hierarchie dürfe nicht erhalten bleiben.
Dafür wünschen sich die Diskutanten eine Trennung der einzelnen Verkehrsarten. In Bozen werde laut Schülke viel investiert, um etwa Tunnel für den Radverkehr zu bauen und ihn so am Autoverkehr vorbeizulenken. Arning wiederum hält es für nicht so schwer, wie in Amsterdam die Ampeln so zu schalten, dass nur Auto- oder nur Radfahrer fahren dürfen.
Ein Teilnehmer aus dem Publikum fordert indes, Tempo-30-Zonen stärker auf der Liste der Forderungen zu präsentieren. Das trifft auf Applaus. Schülke glaubt jedoch, dass parteiübergreifend eine Angst vor Entscheidungen zu solchen Themen herrscht – vor allem im Angesicht der anstehenden Landtagswahl.
Eine weitere Teilnehmerin verweist auf den Erfolg der Initiative des Frankfurter Radentscheids. Durch breite Bürgerbeteiligung seien dessen Vorschläge von der Politik angenommen und teils schon durchgesetzt worden. Solche Zusammenschlüsse brauche es deshalb vermehrt.
Jöckel fasst schließlich zusammen: „Wir müssen mehr auf’s Rad, um Druck auf die Politik aufzubauen.“ Je mehr Radfahrer unterwegs seien, umso mehr komme es etwa auch zu Staus für Autos. Dann müsse sich die Politik mit dem Thema ernsthafter auseinandersetzen.
27. April 2023, 11.36 Uhr
Till Geginat
Till Geginat
Jahrgang 1994, Studium der Theater-, Film- und Medienwissenschaft an der Goethe Universität Frankfurt, seit November 2022 beim JOURNAL FRANKFURT. Mehr von Till
Geginat >>
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