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Foto: Lukas Gedziorowski
Foto: Lukas Gedziorowski

Widerstand Ost West in Frankfurt

Wut, Hetze und Krawalle

Die Demonstration der Islamfeinde "Widerstand Ost West" am Samstag in der Innenstadt ist mit 250 Teilnehmern kleiner ausgefallen als erwartet. Am Rand kam es zu Ausschreitungen zwischen Linken, Rechten und Polizei.
Michael Stürzenberger weiß, was seinen Anhängern gefällt. "Soll ich ihn rausholen?", fragt er. Aus seinem Publikum, etwa 250 selbsternannte Patrioten, darunter Hooligans und andere Rechte, rufen einige ein Ja zur Bühne auf dem Rossmarkt hin. Dann hebt Stürzenberger eine Ausgabe des Koran auf und hält sie hoch: "Das ist das gefährlichste Buch der Welt!", sagt der Bagida-Aktivist. Dann nennt er den Propheten Mohammed einen Räuber und prophezeit den Dschihad in Deutschland, der eintreffen werde, sobald Moslems nicht mehr in der Minderheit seien. Für Stürzenberger und das rechte Netzwerk "Widerstand Ost West", für die er spricht, ruft der Islam zu Gewalt auf.



Solche Aussagen trafen am Samstagnachmittag bei der Mehrheit der Demonstranten in der Frankfurter Innenstadt nicht auf Zustimmung. Etwa 600 Gegner versammelten sich auf dem benachbarten Rathenauplatz und an der Hauptwache und protestierten gegen den "Widerstand Ost West", das von Ester Seitz gegründete Netzwerk im Geiste von Pegida. Die Polizei hatte den Rossmarkt weiträumig abgesperrt, angrenzende Geschäfte hatten geschlossen. Laut Polizei sollen insgesamt 2000 Menschen gegen die Demo protestiert haben, darunter 800 gewaltbereite. Zuvor war die Polizei von bis zu 10.000 Gegnern und 500 Rechten ausgegangen.

Am Rand kam es immer wieder zu Zusammenstößen zwischen linken und rechten Aktivisten sowie der Polizei. In der Nähe des Bahnhofs und in der Münchener Straße prügelten sich Linke und Hooligans, auch in der Schillerstraße soll eine kurze Schlägerei zwischen Linken und Hooligans stattgefunden haben. Linke Gruppen erschwerten den Demonstranten von "Widerstand Ost West" mit Blockaden die Anreise, dadurch verzögerte sich der Beginn der Kundgebung auf dem Rossmarkt um eine Stunde. Im Anschluss daran fand ein kurzer Demo-Zug über Hauptwache, Steingasse und Goetheplatz statt, der von der Polizei begleitet und vor den Gegendemonstranten abgeschirmt wurde. Dabei wurde "Widerstand Ost West" von Gegnern beschimpft und vereinzelt mit Gegenständen beworfen.

Nach der Kundgebung stellt die Polizei in der Junghofstraße die Personalien von 150 Gegendemonstranten fest, nachdem diese die Beamten mit Flaschen und Steinen beworfen haben sollen. Wie die Polizei mitteilt, wurden am Tag insgesamt 30 Personen wegen Körperverletzungsdelikten, Verstößen gegen das Versammlungsrecht, Verstößen gegen das Waffen- und Betäubungsmittelgesetz und wegen Landfriedensbruch festgenommen. Davon sind 19 dem Gegenprotest zuzuordnen, elf Personen der Versammlung "Widerstand Ost West". Schon bei der Anreise nahm die Bundespolizei bei einer Vorkontrolle am Bahnhof Gross-Gerau/Dornberg zwei Teilnehmer von "Widerstand Ost West" wegen "Körperverletzungsdelikten zum Nachteil einer linksorientierten Person" fest. Am Abend zog eine Spontandemo mit rund 250 Personen vom Rossmarkt bis zur Kaiserstraße. Insgesamt wurden bei den Protesten fünf Polizisten und vier Demonstranten verletzt.

Der Protest von "Widerstand Ost West" richtete sich gegen "Linksfaschismus", "Islamisierung", Asylmissbrauch sowie die Zuwanderungs- und Flüchtlingspolitik. Die Redner auf der Bühne beteuerten aber, keine Rassisten, Ausländerfeinde oder Nazis zu sein, wie es ihnen von ihren Gegnern vorgeworfen wurde. Als Beleg wurden auch zwei Mitstreiter auf die Bühne gebeten: ein aramäischer Christ aus der Türkei sowie ein Christ aus dem Irak. Beide sollten veranschaulichen, dass der Islam mit Gewalt gleichzusetzen sei. "Wir wollen keine Salafistenschweine", skandierten die Demo-Teilnehmer später, als sie auch die Mitglieder der Antifa als "Hurensöhne" beschimpften. Michael Stürzenberger sagte, Deutschland sei auf dem Weg in eine "DDR 2.0". Außerdem beschimpfte er die "Lügenpresse" und warnte die Medienvertreter: "Wenn ihr den Bogen überspannt, wird irgendwann der Kessel explodieren."

"Widerstand Ost West"-Anmelderin Ester Seitz schrieb auf Facebook nach ihrer Demo von einem "Sieg".
 
21. Juni 2015, 11.45 Uhr
Lukas Gedziorowski
 
 
Fotogalerie: Widerstand Ost West Demonstration am 20. Juni 2015 in Frankfurt
 
 
 
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Ein breites Bündnis um die Fridays for Future ruft in Frankfurt erneut zur Demo gegen den Rechtsruck auf. Im Fokus steht auch die kommende EU-Wahl.
Text: Till Geginat / Foto: 40 000 Menschen waren bei der vom Koalakollektiv organisierten Demo dabei © Bernd Kammerer (Archivbild)
 
 
 
 
 
 
 
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