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Foto: Christina Weber
Foto: Christina Weber

Insolvenz bei „Inside Her“

Ist das Erotik-Geschäft zu retten?

Monatelang zahlte „Inside Her“-Betreiberin Sandra Maravolo doppelt Miete. Das trieb sie in die Insolvenz. Nun konnte der Laden aus der Stiftstraße endlich ausziehen. Die Zukunft des Erotik-Geschäfts ist dennoch ungewiss.
Manche voreiligen Entscheidungen ziehen weitreichende Folgen nach sich und können massive Probleme verursachen. Davon kann Sandra Maravolo, Betreiberin des Erotik-Geschäfts „Inside Her“, ein Lied singen. Seit 20 Jahren verkauft sie nun schon hochwertige Wäsche und Toys in Frankfurt. Vergangenen Sommer lag sie dann mit ihrem Vermieter der Verkaufsräume in der Stiftstraße im Clinch. Der Grund: das Sexspielzeug im Schaufenster. Den Eigentümer störte diese Offenheit. Maravolo tauschte die Schaufenster-Deko also aus und stellte stattdessen Dessous aus. „Daraufhin hatte ich einen Umsatzrückgang von 40 Prozent“, erzählt sie. Also wanderten Dildos und Co. wieder zurück in die Auslage.

Der Streit spitzte sich zu und als Maravolo im September freie Verkaufsräume in der Neuen Kräme 29 sah, dachte sie, ihre Probleme seien gelöst. „Ich habe den großen Fehler gemacht und den Vertrag einfach unterschrieben.“ Noch war das alte Mietverhältnis aber nicht gekündigt – und entgegen der Vermutung der Deutschitalienerin wollte der Eigentümer sie auch nicht vorzeitig aus dem Vertrag entlassen. Der war noch weitere viereinhalb Jahre gültig. „Es gab schon einen neuen Mieter, aber der ist uns abgesprungen. Also konnten wir das Mietverhältnis doch nicht früher beenden“, erklärt Marc Linhard, Geschäftsführer der zuständigen Immobilienverwaltung.

So nahm die Misere ihren Lauf. Maravolo musste nun monatlich 8300 Euro für einen Laden bezahlen, den sie gar nicht mehr nutzen wollte. Plus die Miete für die neuen Räume. In der Not versuchte sie, in der Stiftstraße einen „InsideHer“-Outlet zu etablieren. „Aber unsere Kunden wollen nichts Reduziertes, das haben wir schon öfters festgestellt“, so die Betreiberin. Die Umsätze seien katastrophal gewesen, am vergangenen Ostersamstag habe das Geschäft gerade mal 80 Euro eingenommen. „An einem solchen Tag hatten wir sonst Umsätze zwischen 6000 und 7000 Euro.“ Das neue Geschäft, zu dem nun auch ein veganes Café, das „Café Lebenslust“, gehört, liefe dagegen ganz gut. „Es brauchte natürlich etwas Zeit, bis die Kunden die neuen Räume angenommen haben“, so Maravolo. Um beide Mieten zu zahlen, reichte es jedoch hinten und vorne nicht – im April musste sie einen Insolvenzantrag stellen.

Dank dieses Antrags konnte Maravolo am gestrigen Montag endlich mit ihrem Geschäft aus der Stiftstraße ausziehen – damit fallen nun wenigsten die doppelten Mietkosten weg. Ob der Laden zu retten ist, sei jedoch unklar. Insolvenzverwalterin Petra Heidenfelder sieht aber eine reale Chance. „Alle arbeiten mit und die Kunden haben großes Interesse an dem Geschäft“, berichtet sie. Rein rechnerisch müsste der Laden aber 60.000 Euro Umsatz machen – monatlich. Zurzeit komme man lediglich auf rund 35.000 Euro. Die Schulden setzen sich aus Mietrückständen sowie Kosten für Waren zusammen. Der größte Teil davon sei jedoch Maravolos Eigenkapital. Rund 120.000 Euro habe sie persönlich eingebracht. "Daher kann ich auch nicht mehr investieren", sagt Maravolo.

Um „Inside Her“ am Leben zu halten, setzt die Betreiberin auf besondere Events. Am 30. Mai findet etwa eine Rettungsparty satt. Von 11 bis 19 Uhr gibt es Spezial-Angebote und im „Café Lebenslust“ ein großes Buffet. Maravolo denkt auch über eine Kunden-Rettungsaktion nach. Vielleicht würden ja einige treue Käufer etwas spenden, überlegt sie. Die Entscheidung über die Zukunft des Ladens fällt am 15. Juli. Dann muss Heidenfelder entscheiden, ob sie das Insolvenzverfahren einleitet. Bisher läuft nur ein vorläufiges Verfahren. Bis dahin werde nach einem Investor gesucht – und hoffentlich viel verkauft.

Die Räume in der Stiftstraße sind offenbar schon fast wieder vermietet. Noch will Immobilienverwalter Marc Linhard zwar keine Details nennen, aber man sei in Verhandlung mit einem potentiellen Mieter, sagt er. Ein Mitarbeiter der Linhard Verwaltung nahm am gestrigen Montag jedenfalls schon mal die „Zu-Vermieten-Schilder“ aus dem Schaufenster.

>> Rettungsparty im und für das Geschäft „Inside Her“, am 30. Mai von 11-19 Uhr, Neuen Kräme 29.
 
19. Mai 2015, 11.00 Uhr
Christina Weber
 
 
Fotogalerie:
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