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Goodbye IvI!

Alles hat ein Ende…

...seit dem frühen Montagmorgen gilt das nun auch für das IvI. Alle Versuche, eine Räumung des Kettenhofwegs 130 zu verhindern, sind gescheitert. Der Eigentümer, der Gerichtsvollzieher und die Polizei kamen, sahen und räumten.
Seit 2003 besetzen Studenten mit dem Institut für vergleichende Irrelevanz, kurz IvI, das Gebäude im Kettenhofweg 130. Im Februar 2012 verkaufte die Uni das Gebäude an die Frankfurter Immobilienfirma Francofurt AG. Die Studenten wurden zunächst geduldet. Immer wieder jedoch kamen Gerüchte einer Räumung auf, die sich dann zumeist schnell wieder zerschlugen. Es wurden für kurze Zeit weitere Gebäude besetzt, es wurde demonstriert und zu guter Letzt klagte die Franconofurt gegen das IvI, um es loszuwerden. Dabei hatte die Franconofurt das IvI als Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR) behandelt. Das IvI bestritt stets eines GbR zu sein. Politikwissenschaftler Joachim Hirsch versuchte, sich als Streithelfer für das IvI einzusetzen. Eine von Hirsch beauftragte Anwältin war mit dem Argument aufgetreten Hirsch sei, da er regelmäßig an Veranstaltungen und Vorträgen im IvI teilgenommen hatte, Teil der verklagten GbR, falls sich das Gericht auf die Argumentation der Franconofurt einließe. Der Richter akzeptierte die Konstruktion der GbR, wies Hirschs Antrag zurück und stellte der Fronconofurt einen Räumungstitel aus. Hirschs Anwältin reichte formell einen Antrag auf Nebenintervention ein. Doch am vergangenen Freitag scheiterte auch dieser Versuch, das Frankfurter Landgericht erklärte Hirschs Klagebeitritt für unzulässig. Bereits zu diesem Zeitpunkt war klar: Die Räumung des IvI rückt näher.

Am Wochenende dann hagelte es Mitteilungen über Facebook und Twitter, in denen die Aktivisten zur Solidarität aufriefen und dazu einluden, sich am frühen Montagmorgen gegen 4.30 Uhr vor dem IvI einzufinden, um die Räumung doch noch zu verhindern oder zumindest, um das Gebäude nicht kampflos aufzugeben. Gegen sieben Uhr hatten sich nebst einem Großaufgebot der Polizei im Kettenhofweg bereits rund 100 IvI-Anhänger versammelt. Sie errichteten Barrikaden und setzten sich vor das Gebäude. Die Senckenberganlage zwischen Messekreisel und Bockenheimer Warte wurde für den Verkehr komplett gesperrt. Kurz nach 8 Uhr trafen dann der Anwalt der Franconofurt und der Gerichtsvollzieher, sowie weitere IvI-Unterstützer ein. Einige der Aktivisten verbarrikadierten das Gebäude mit Stühlen und Tischen, während andere von der Polizei bereits hinter die Absperrung getragen wurden. Kurz nachdem sich die Polizei mit „schwerem Gerät“ Zugang zum Gebäude verschafft hatte, wurden die ersten Plakate abgehängt, die ehemaligen Besetzer zogen in das Gebäude der Robert-Meyer-Straße 1, hängten dort Transparente und Plakate aus den Fenstern. Doch auch hier werden sie von der Polizei verscheucht.

Um kurz vor 10 ist dann das IvI im Kettenhofweg 130 Geschichte. Das Gebäude ist geräumt und Christian Wolf, Geschäftsführer der Franconofurt, freut sich, dass die Räumung „so friedlich“ verlaufen ist. Das Gebäude will er zumauern, wie er sagt. Still legen, damit erst einmal wieder Ruhe einkehrt. In den kommenden Wochen will er dieses und sämtliche andere Gebäude der Franconofurt durch einen Sicherheitsdienst bewachen lassen, da er Besetzungen und Beschädigungen fürchtet.

Die IvI-Anhänger sind sauer. Darüber, überhaupt gehen zu müssen und darüber, dass sich keine politische Lösung habe finden lassen, sondern dass das Gebäude unter Einsatz der Polizei geräumt wurde. „Das Polizeiaufgebot und das martialische Auftreten der Staatsgewalt ist vollkommen unverhältnismäßig. Dass unsere Arbeit in der Art von der Polizei und Franconofurt kriminalisiert wird, macht uns einfach nur wütend.“, sagt Sarah Schneider. „Von den Kosten, die dieser Polizeieinsatz verursacht, hätten mindestens zwei Jahre die Miete und die Arbeit des Institutes in einem Ersatzobjekt finanziert werden können“, ist sich Sarah sicher.

Von der Räumung lassen sich die IvI-Anhänger jedoch nicht demotivieren. „Wir werden nicht aufgeben“, sagt Oliver Sonnenschein, „auch wenn bisher wenig Unterstützung von Seiten der Politik kommt und die Polizei hart gegen neue Besetzungen vorgeht, werden wir nicht aufhören für selbstorganisierte Räume zu kämpfen.“ Für den morgigen Dienstag ist bereits eine große Demo geplant, die um 18 Uhr am Kaisersack starten wird. Am Donnerstag wird es parallel zur Stadtverordnetenversammlung, auf der ein Antrag zur Unterstützung des IvI von Piraten, Linken und der SPD-Fraktion verhandelt werden soll, eine Aktion in der Innenstadt geben.

Ein Ort wie das IvI, so sagt Sonnenschein, „ist und bleibt notwendig in dieser Stadt und wir werden so lange weiter besetzen bis wir ein adäquates Ersatzobjekt haben.“
Derweil äußerte sich bereits auch die Fraktionsvorsitzende der Linken im Römer, Dominike Pauli und springt dem IvI zu Seite: „Einer Stadt wie Frankfurt, die sich in der sozialwissenschaftlichen Tradition von Adorno, Horkheimer und Habermas befindet, steht dies nicht gut an“, so Pauli zur heutigen Räumung des IvI. Das IvI, so sagt sie, sei als Institut für kritische Reflexion notwendig und erhaltenswert und die Stadt solle sich an der Suche nach Ersatzräumen beteiligen.

Dieser Meinung sind auch die einstigen Besetzer des IvI und so haben sich in den vergangenen Monaten mit dem Aktionsbündnis 15.2. und IvI Cube bereits Initiativen für das Fortbestehen des Instituts für vergleichende Irrelevanz gegründet. Die haben Schlichtungsvorschläge eingebracht, Alternativen aufgezeigt und zeigen sich solidarisch mit all jenen, die nun jüngst den Kettenhofweg 130 räumen mussten, doch eine wirkliche Alternative zur Unterbringung des Instituts ist bislang noch nicht gefunden.
 
22. April 2013, 12.00 Uhr
Miriam Mandryk
 
 
Fotogalerie: IVI - Räumung Das Institut für Vergleichende Irrelevanz wurde heute geräumt
 
 
 
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