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Foto: Dirk Ostermeier
Foto: Dirk Ostermeier

Frankfurter Möbelbauer e15 klagt gegen Großkonzern

Wie entstand das Malm-Bett von Ikea?

Der Frankfurter Designer Philipp Mainzer war erstaunt als er eines seiner Betten im Ikea-Katalog wiederfand. Was folgte war ein jahrelanger Rechtsstreit. Der ist nun beim Bundesgerichtshof angekommen.
Was macht ein Bett zu einem Bett? Vier Füße, eine Matratze, ein Lattenrost? Reicht das schon?

Philipp Mainzer stellte sein Bett Mo im Januar 2002 auf einer Möbelmesse vor. Im August des gleichen Jahres tauchte ein sehr ähnliches Modell im Ikea-Katalog auf, im Jahr 2003 kommt das Ikea-Bett in Deutschland in den Handel. e15 hat das Geschmacksmuster schützen lassen. Damit meint der Gesetzgeber die Exklusivität eines Designs in Gestalt, Farbe oder Form. Und so kam es zum Rechtsstreit zwischen der exklusiven Einrichtungs- und Architekturfirma e15 und dem schwedischen Möbelbauer. Auf den Schriftsätzen klagt sie gegen die IKEA Deutschland GmbH & Co. KG mit Sitz in Hofheim.

Es ist nicht das erste Mal, das e15 ein Design in die Welt setzt, das nicht nur viele Liebhaber findet – sondern auch viele Copycats. Der Hocker Backenzahn ist so ein Beispiel, eine ganze Ausstellung mit Katalogbuch ist aus Imitaten entstanden; und zwar nur solchen aus dem deutschsprachigen Raum. Kopieren – das kann man hierzulande auch.

Die 1995 in London (Bezirk e15) gegründete Firma, zog 2001 nach Frankfurt um und begann mit einem Conceptstore namens Bergmann. 2001 war das. "Dass das Ikea-Bett damals ausgerechnet den Namen Bergen trug, fand ich schon einen seltsamen Zufall", sagt Philipp Mainzer. Die Maße des Bettes unterschieden sich leicht, das Design jedoch war unverkennbar.

Vor Gericht war e15 bislang nicht erfolgreich. Das Landgericht Düsseldorf und das Oberlandesgericht wollten keine Schuld bei Ikea sehen. In der zweiten Instanz hatte der Weltkonzern Entwürfe für eine Aufbauanleitung präsentiert, die schon entstanden seien, als e15 das Geschmacksmuster noch gar nicht habe anmelden können.

Ikea vertreibt das Bett mittlerweile unter dem Namen Malm weltweit. Einen gewichtigen Unterschied gibt es zwischen Malm und Mo: Die Ikea-Variante beginnt bei 129 Euro, in der Breite des e15-Modells sind es 268 Euro. Das e15-Bett kommt auf gut 3000 Euro – hergestellt wird es in Aschaffenburg. Wie die schwedischen Möbelbauer diesen Preis erreichen können, ist Philipp Mainzer ein Rätsel: "Bei uns kosten die Beschläge schon fast so viel", sagt er und schüttelt leise den Kopf.

Der Bundesgerichtshof hat Mitte September entschieden, sich mit diesem Thema zu beschäftigen. Bis November können nun noch Stellungnahmen eingereicht werden, erst im kommenden Jahr ist mit einer Wiederaufnahme des Prozesses zu rechnen. Der Sachverhalt ist komplex: Während Ikea von einer Parallelschöpfung ausgeht, will e15 erreichen, dass ihr Schadensersatz in noch nicht genannter Höhe gezahlt wird. Im schlimmsten Fall dürfte Ikea das Malm-Bett nicht mehr vertreiben – allerdings nur in Deutschland.

Mit Verweis auf das laufende Verfahren wollte Ikea keine Stellungnahme zum Fall Malm abgeben. Das schwedische Unternehmen äußerte sich auf Nachfrage aber zu ihren Produktionsprozessen. Grundlage aller Entwicklungen sei das sogenannte Democratic Design, das sich in „exzellenter Form und Funktion, guter Alltagsqualität, Nachhaltigkeit und einem niedrigen Preis“ niederschlage. Um diese Anforderungen einzuhalten, sei die Entwicklung eines Produkts nie die Aufgabe einer einzelnen Person, sondern eines Produktionsteams. „Fremde Designs entsprechen selten unseren vorgenannten Anforderungen, sodass wir die gesamte Entwicklungsarbeit selbst oder in Zusammenarbeit mit unseren Lieferanten erledigen“, so Ikea in der schriftlichen Stellungnahme. Weiter heißt es: „Ikea vertritt die Auffassung, dass es niemals in Ordnung ist, die Arbeit eines anderen Designers zu kopieren. Bevor wir ein Ikea Produkt am Markt einführen, tun wir alles Erdenkliche, um sicherzustellen, dass wir dabei respektvoll und anständig mit anderen Firmen und Designern umgehen.“

Im August hat der Konzern seinen neuen Katalog veröffentlicht. Das Malm-Bett ist dort nach wie vor vertreten. Und zwei weitere Stücke: eine Sofa-Garnitur und ein Beistelltisch, die den Designs von e15 ebenfalls äußerst ähnlich sehen. "Gerade die Kombination der beiden Produkte bei Ikea lässt mit fast absoluter Sicherheit vermuten, dass Ikea ganz genau auf e15 guckt", sagt Philipp Mainzer.
 
28. September 2016, 12.09 Uhr
Nils Bremer
 
 
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