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Foto: © Bernd Kammerer
Foto: © Bernd Kammerer

Loveball im Palmengarten-Gesellschaftshaus

Ein ganz anderer Ball

Christian Setzepfandt und Robert Mangold wollen mit dem Loveball im Palmengarten Gesellschafthaus ein jährliches Event zugunsten der Aidshilfe auf die Beine stellen. Beide verbindet schon eine lange Geschichte.
Journal Frankfurt: Herr Setzepfandt, Herr Mangold – für den Loveball kooperieren die Aidshilfe und das Gesellschaftshaus Palmengarten miteinander. Wie kam es dazu?
Christian Setzepfandt: Robert Mangold managt ja nicht nur das Gesellschaftshaus, sondern auch den Tigerpalast – und da gibt es schon seit den 80er-Jahren vielfältige Verbindungen zur Aidshilfe. Das hängt auch damit zusammen, dass die Kulturszene damals stark betroffen war von dieser neu aufgekommenen Krankheit. Das hat für eine starke Solidarisierung gesorgt.

Robert Mangold: Wir hatten selbst Mitarbeiter, die sich infiziert hatten. Damit mussten wir umgehen. Man wusste ja damals praktisch nichts über diese Krankheit. Dürfen die erkrankten Mitarbeiter überhaupt noch Kundenkontakt haben? Wir haben einen Mitarbeiter damals zum Buchhalter umgeschult.

Setzepfandt: Was mit dem Wissen von heute nicht notwendig gewesen wäre. Ich erinnere mich noch an die Schilder in manchen Rathäusern: „Keine Hände geben – Aidsgefahr“. Das war so die allgemeine Stimmung. Menschen mit Aids wurden ausgegrenzt, im Alltag, aber auch in ihren eigenen Familien. Es gab Eltern, die mit ihren Kindern nichts mehr zu tun haben wollten, die ihnen nicht mal ein offizielles Begräbnis gönnten. Das war richtig bitter. Die Aidshilfe in Frankfurt gehörte mit zu den ersten in Deutschland – und fand von Anfang an Unterstützer in der Kulturszene, unter anderem im Tigerpalast.

Mangold: Als es um die Unterstützung eines Mahnmals zur Homosexuellenverfolgung ging, haben wir uns unter anderem 1994 mit einer Gala engagiert.

Wer hatte die Idee für das Mahnmal?
Setzepfandt: Eine erste Initiative von fünf Männern wurde schon 1989 gegründet. Es war eine Zeit, in der man eine Pflicht gesehen hat, den Opfern der Nationalsozialisten zu gedenken. Übrigens eine europäische Bewegung, in den Niederlanden wurde das erste Mahnmal der Homosexuellenverfolgung enthüllt, in Bologna das Zweite, in Frankfurt das Dritte.

Mangold: Wir fanden das sehr unterstützenswert. Bei der Gala wurde der Reinerlös gespendet, gut 25 000 Mark kamen damals zusammen. Viele weitere Spenden und ein Betrag der Stadt Frankfurt ermöglichten schließlich die Aufstellung des Engels vor dem Eldorado-Kino.

Die Gala war damals eine einmalige Sache für einen klaren Zweck. Jetzt planen Sie mit dem Loveball eine jährliche Veranstaltung zugunsten der Aidshilfe. Was macht Sie sicher, dass sich die Menschen für die Lage von Aidskranke noch so interessieren, wo sich doch zum Beispiel in Medizin und auch im Gesellschaftsbild soviel getan hat?
Setzepfandt: Ich nenne nur mal eine Zahl: Ein Drittel der heute Infizierten weis nicht, dass es infiziert ist. Und das sind natürlich Menschen, die potenziell die Infektion weitertragen. An diese Leute müssen wir dringend herantreten.
Mangold: Die Geschichte ist tatsächlich etwas aus den Köpfen der Menschen verschwunden – dabei ist die Krankheit nicht verschwunden. Ganz im Gegenteil. Umso wichtiger ist die Arbeit der Aidshilfe.

Man spürt seit ein paar Jahren eine gewisse Sorglosigkeit im Umgang mit der Krankheit …
Mangold: Das ist so, doch es ist, trotz des medizinischen Fortschritts, keine Krankheit wie ein Husten. Durch die Medikamente, die du dein Leben lang nehmen musst, schädigst du deinen Körper, er wird permanent belastet, die Organe werden geschädigt. Gerade den jungen Menschen muss man das wieder und wieder sagen – dass sie sich schützen müssen, dass sie auch den kostenlosen Test bei der Aidshilfe oder anderen Institutionen nutzen müssen. Das, was die Aidshilfe hier leistet ist so wichtig für diese Stadt – und zugleich sind die finanziellen Mittel nicht mehr geworden in den vergangenen Jahren.

Bei dem Loveball sprechen Sie Sie sprechen von einer Walking-Charity-Party. Was genau soll das jetzt sein?
Mangold: Es geht um den Spaß. Es ist eben gerade kein klassischer Ball mit einem gesetzten Dinner. Sarah Connor wird singen und mit ihrer Band spielen. Die Gibson Clubband kommt vorbei, Julian Smith legt auf, Bäppi La Belle gibt einen Tanzkurs, Evren Gezer von Hitradio FFH wird moderieren, es gibt verschiedene Räume zwischen denen die Gäste flanieren können – dazu kochen unsere Zwei-Sterne-Köche Andreas Krolik und Christoph Rainer. In den kommenden Monaten bis zum Oktober wollen wir noch weitere Highlights ankündigen. 220 Euro – das halten wir für einen durchaus angemessenen Preis.

Was ist Ihr Spendenziel?
Mangold: Etwa soviel in Euro, wie wir damals bei unserer Gala für den Engel eingenommen haben: 25 000 Euro. Wir bekommen viel Unterstützung, etliche Künstler verzichten auf ihre Gage, so dass wir wirklich einen Großteil der Einnahmen spenden können. Und wir wollen eben nicht nur das klassische Ballpublikum ansprechen. Jeder ist willkommen.

Setzepfandt: Und wir wollen es jedes Jahr am 2. Oktober wiederholen.

Mangold: Der Vorfeiertag. Gut, dass der in Frankfurt endlich angemessen genutzt wird.

>> Loveball
2. Oktober 2016 im Gesellschaftshaus des Palmengartens,
Eintritt: 220 Euro, Tickets unter: www.journal-tickets.de/loveball

Interview: Nils Bremer, zuerst erschienen im Journal Frankfurt vom 9. Februar 2016
 
17. Februar 2016, 12.02 Uhr
red
 
 
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