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Auf einen Kaffee mit Vince Ebert

Vince und die Wissenschaft

Vince Ebert startet mit seinem neuen Programm einen hochwissenschaftlichen Angriff auf die Lachmuskeln der Zuschauer. Wir haben uns mit ihm in seinem Lieblingscafé getroffen und über die wirklich wichtigen Dinge des Lebens gesprochen.
Journal: Herr Ebert, wir sitzen hier in ihrem Lieblingscafé in Ihrer Wahlheimat: Frankfurt-Sachsenhausen.

Vince Ebert: Ja, ich bin aus dem Odenwald über die grüne Grenze nach Hessen geflüchtet.

Ist es im Odenwald denn wirklich so schlimm?

Es gab in der FAZ ja gerade erst einen großen Artikel, der für sehr viel Furore gesorgt hat. Es ist schön da. Aber ich hab irgendwann gemerkt, dass ich ein Großstadt-Mensch bin. Mein Vater regt sich immer ein bisschen darüber auf, dass ich mich in Interviews ständig über die Provinz Odenwald lustig mache. Und da hat er irgendwann mal den geilen Satz zu mir gesagt, der – wie ich finde – auch die Mentalität des Odenwälders im Allgemeinen sehr gut beschreibt: „Ai du tusch ja grad so, als wenn Amorbach a Kaff wär.“ Das sagt sehr viel über das Selbstverständnis des Odenwälders.

Warum sind Sie denn als Großstadt-Mensch ausgerechnet in Frankfurt gelandet?

Ich bin durch meinen ersten Job nach dem Studium nach Frankfurt gekommen und dann bin ich hier hängengeblieben.

Warum?

Frankfurt hat genau die richtige Größe und eine unglaublich hohe Lebensqualität. Außerdem ist es zum touren der ideale Ausgangspunk. Die Münchner, Hamburger und Berliner kotzen immer, wenn sie auf Tour gehen, weil sie immer unterwegs sind und in Hotels schlafen müssen. Wir fahren abends eigentlich meistens zurück nach Hause. Ich bin ein absoluter Heimschläfer.

Aber Sie schlafen ja nicht nur in Frankfurt?

Nein. Ich bin sehr oft in der Stadt unterwegs, fahre viel mit dem Fahrrad irgendwo rum. Außerdem gehe ich gerne ins Walden und ins Oosten. Und auf einen kurzen Kaffee komme ich gern hier ins Café Textor.

Sie sind ja auch jobtechnisch ziemlich vielfältig unterwegs: Sie sind Wissenschaftler, Kabarettist und Autor und Sie singen auch noch. Gibt es auch irgendwas, was Sie nicht können?

Eine ganze Menge. Es gibt wesentlich mehr Dinge, die ich nicht kann, als Dinge, die ich kann. Ich würde zum Beispiel sehr gerne Klavier spielen können. Und ich bin ziemlich schlecht in Sprachen. Was eigentlich völlig absurd ist, weil ich ja mein Geld mit Sprache verdiene. Und deshalb habe ich mir jetzt einen amerikanischen Regisseur gesucht und wir machen das Programm auch auf Englisch. Und der Plan für die nächsten fünf Jahre ist es, irgendwann mal für ein halbes Jahr ins Ausland zu gehen.

Und danach bekommen wir ein englisches Programm mit Klavierbegleitung?

Genau. Erstmal aber nur das englische Programm. Das mit dem Klavier sehen wir dann.

Ihr aktuelles Programm befasst sich mit der Evolution und gleich zu Beginn wird deutlich, dass Sie mit Adam und Eva nicht besonders viel am Hut haben?

Ich will keinem seinen Glauben nehmen. Wenn jemand will, dass Zuckerkügelchen eine Wirkung haben oder das Rosenkranzbeten hilft, dann soll er das machen. Mir geht es um die Machtstrukturen, die da ausgeübt werden. Ich finde, Religion oder Glaubenssysteme überhaupt haben einen sehr unangenehmen Nebeneffekt: Es ist nichts beweisbar. Und wenn man etwas nicht beweisen oder belegen kann, kann man die Leute natürlich sehr gut manipulieren. Religion ist hierfür ein perfektes Instrument, weil sich eine Autorität hinstellen und einfach Dinge behaupten kann. Viele sagen, Wissenschaft und Religion seien miteinander vereinbar. Aber das sind sie nicht.

Religion und Wissenschaft lassen sich nicht vereinbaren, aber der Musikantenstadl mit der Evolutionstheorie oder wie?

Ja. Die Evolutionstheorie sagt ja nicht, dass sich der Intelligenteste durchsetzt, sondern der am besten Angepasste. Und wir sind alle Herdentiere. Selbst ich, der von sich selbst behaupten würde ein sehr großer Individualist zu sein. Aber als ich bei der Eintracht im Stadion war, hab auch ich gemerkt, dass ich irgendwie ein Herdentier bin: Wenn da 50.000 Leute schreien und grölen und aus einer Kehle brüllen, das macht was mit einem. Und da hab ich irgendwann gemerkt, wie ich neben mir stand und dachte: „Da brüllste jetzt einfach mit!“ Obwohl ich noch fünf Minuten vorher dachte, dass das doch alles nicht wahr sein kann. Und ich sage Ihnen: Wenn ich beim Musikantenstadl wäre, würde ich wahrscheinlich auch mitschunkeln. Wir sind eben doch Steinzeitmenschen im Hugo-Boss-Anzug.

Sie gehen also im Hugo-Boss-Anzug ins Stadion?

Nein, nein, nein! Aber vor Jahren war ich mal in der Fraport-Loge eingeladen, als Frankfurt gegen Werder Bremen gespielt hat. Erst nach dem Spiel ist mir aufgefallen, dass ich einen knallgrünen Pullover anhatte. Das war mir dann im Nachhinein doch etwas unangenehm.

Womit wir wieder beim Individualisten angekommen wären. Individuell ist ja nun auch ihr Kabarett-Format, das sich ja in der Regel mit sehr wissenschaftlichen Themen beschäftigt. Wie funktioniert das? Mit Physik haben ja nun viele Leute nicht sonderlich viel am Hut.

Das war am Anfang sehr schwierig. Denn der Spruch „Was der Bauer nicht kennt, frisst er nicht!“ , stimmt schon. Bis ich anfing, kannte man Comedy – das sind die Leute, die über Männer und Frauen erzählen – und man kannte Kabarett. Das sind die, die erzählen, das Politiker scheiße sind. Wissenschafts-Kabarett kannte bis dahin niemand und für die Leute war es schwer, das in eine Schublade einzusortieren. Aber on the long run ist genau das mein absoluter Vorteil. Für mein Programm braucht man keinerlei Vorwissen. Ich bin der Meinung, dass jeder ein Interesse daran hat, wie Dinge funktionieren und in der Physik geht es eigentlich darum, Fragen zu stellen und sich darüber zu wundern, wie Dinge funktionieren. Und diesen Nerv treffe ich offensichtlich mit meinem Programm.

Wie auch Eckhard von Hirschhausen, mit dem Sie schon einige Sachen zusammen gemacht haben.

Ja. Wir sind auch immer noch sehr gut befreundet und treffen uns, wenn es zeitlich machbar ist. Sollte es sich irgendwann noch mal ergeben, wäre es toll, auch noch mal was zusammen zu machen. Die Kombination war schon sehr lustig: ich als der theoretische Physiker und Eckhard der praktische Arzt. Und jeder hat dem anderen vorgeworfen, dass er eigentlich keine Ahnung hat. Er hat mir vorgeworfen, ich hätte keine Ahnung vom Leben und ich hab ihm vorgeworfen, keine Ahnung von der Materie zu haben.

„Keine Ahnung vom Leben“ und Nerdtum schreibt man Physikern ja häufig zu...

Ja. Und ich kokettiere ja auch damit. Physiker, oder Nerds im Allgemeinen haben es ja in puncto zwischenmenschlicher Beziehungen häufig nicht so leicht. Deshalb beschäftige ich mich auch mit Fragen aus dem Bereich der kulturellen Evolution. Warum zum Beispiel leben wir Menschen in einer seriellen Monogamie? Oder warum hat sich Sex entwickelt? Nämlich zur Abwehr von Parasiten! Das ist schon nerdig. Also das mit der Romantik und der Llebe hat die Evolution schon clever eingerichtet.

Apropos Romantik und Liebe. Sie haben das Herz Ihrer Frau mit einer Katzenklappe erobert?

Ja. Ich bin schon ein Nerd. Aber eben auch ein Romantiker. Als meine Frau und ich uns kennengelernt haben, hatte ich gerade ein kleines Häuschen gekauft. Und sie hat damals gesagt: „Ich ziehe nur nach Frankfurt, wenn ich meine zwei Katzen mitnehmen darf!“ Und dann habe ich den Bauarbeitern gesagt, sie sollen eine Katzenklappe einbauen. Als sie das Haus dann besichtigt hat, hat sie die aufgemalte Katzenklappe gesehen. Und damit hatte ich dann gewonnen!

Für Tiere haben Sie offensichtlich ein Herz. Auf dem Tourplakat posieren Sie mit einem Affen.

Ja, das ist die Affendame Sinah. Dieses Shooting war spektakulär. Obwohl es im Vorfeld sehr schwierig war, einen Affen zu bekommen. Denn das Tierrecht in Deutschland ist - natürlich vollkommen zu Recht - sehr streng. Und gerade Primaten sind sehr schwer zu halten, sehr intelligent und sehr sozial, aber auch sehr aggressiv. Aber wir haben uns sehr gut verstanden, alles hat toll geklappt und wir telefonieren auch noch wöchentlich.



>> Am 23. März gibt Vince Ebert um 18 Uhr ein Heimspiel in der Frankfurter Käs. Doch all jene, die bislang noch keine Karten haben, werden leider leer ausgehen. Die Veranstaltung ist nämlich bereits seit Wochen ausverkauft.
 
20. März 2014, 10.00 Uhr
Miriam Mandryk
 
 
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