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Romantische Arabeske

Verschnörkelte Wimmelbilder

Im Goethe-Museum ist die erste Ausstellung zur romantischen Arabeske zu sehen. Mit 200 Exponaten wird ein Vorgeschmack auf das gegeben, was einmal im geplanten Romantik-Museum gezeigt werden soll.
Man nehme die arabische Ornamentik, verbinde sie mit der antiker Wandmalerei, Groteske genannt, und mische noch ein wenig Illustrationskunst von Albrecht Dürer hinein. Dann hat man: Eine romantische Arabeske. Für die Romantiker war sie mehr als nur zierendes Beiwerk. Sie war Inbegriff des Romantischen. Friedrich Schlegel charakterisiert diese Kunstform als „ganz bestimmte und wesentliche Form oder Äußerungsart der Poesie“. Und wenn Schlegel von Poesie spricht, dann geht es immer ums Ganze.

Nun ist der romantischen Arabeske im Goethe-Museum erstmals eine Ausstellung gewidmet: "Verwandlung der Welt", heißt sie. 200 Exponate sind zu sehen: Gemälde, Grafiken, Handschriften und Bücher. Repräsentiert sind Maler wie Philipp Otto Runge, der die Arabeske zur Vollendung brachte, Moritz von Schwind, der sie weiterentwickelte, Eugen Napoleon Neureuther illustrierte Literatur, Adolph Menzel gestaltete Einladungskarten oder Aktienumrahmungen aus.

Die Arabeske ist zwar um 1800 keine neue Kunstform, aber noch keine anerkannte. Johann Heinrich Wilhelm Tischbein sah nach seinem Studium der Vorläufer aus Antike und Renaissance ein: „Bis jetzt hatte ich diese Malerei bloß für das Spiel einer grillenhaften Phantasie gehalten; allein jetzt wurden sie mir auf einmal bedeutend, und ich las ihre Schrift wie das Buch einer bekannten Sprache.“ Wie Tischbein dachten damals viele. Die Arabeske galt als niedere Gattung, sie war nicht mehr als „Zierrat“. Erst Philipp Otto Runge verlieh ihr einen höheren Stellenwert in der bildenden Kunst. Sein Hauptwerk ist die Folge der „Vier Zeiten“ (als Zeichnungen entstanden 1803), in der sowohl die Tages- als auch die Jahreszeiten, die Lebens- und die Weltalter, als Allegorien dargestellt sind: In der Bildmitte steht jeweils eine Frau, die umringt ist von nackten Kindern (Genien), von denen einige auch engelhafte Flügel haben. Die Bilder – Morgen, Tag, Abend, Nacht – gelten als „Gründungswerk einer genuin romantischen Auffassung der Arabeske“, heißt es im Katalogbeitrag von Frank Büttner.

Das stilbildende Prinzip romantischer Arabesken ist das Chaos, ein schöpferisches, aus dem neue Formen geschaffen werden können. Schlegel nennt sie die „älteste und ursprüngliche Form der menschlichen Fantasie“. In dieser Kunstform geht es um das Unvorhergesehene und Überraschende. Das gleiche Prinzip prägt auch das romantische Schreiben, das ebenso experimentell und offen angelegt ist. Daher steht das Geschriebene im Zentrum der Ausstellung: Neben illustrierten Büchern sowie Handschriften von Brentano und Novalis, die sich theoretisch mit der Arabeske auseinandersetzen, sind auch Beispiele von Brentanos arabesker Zeichenpraxis zu sehen, wie etwa seine große Zeichnung des Lebensbaums.

Ebenso wie die Arabesken ist auch die Ausstellung intermedial angelegt. „Die eigentlich sichtbare Musik sind die Arabesken, Muster, Ornamente etc.“, schrieb Novalis im Jahr 1799. Diesen Satz nehmen die Kuratoren wörtlich. Über eine Hörstation können sich Besucher Schumanns Arabeske und Beethovens Chorfantasie anhören. Damit nimmt die Ausstellung vorweg, was auch der Anspruch des geplanten Deutschen Romantik-Museums sein soll, nämlich nicht bloß Handschriften aus dem Archiv des Freien Deutschen Hochstifts, sondern auch Werke der bildenden Kunst und der Musik zu präsentieren.

Zur Ausstellung ist ein über 400 Seiten starker Katalog erschienen, der, so die Leiterin des Goethe-Museums, Petra Maisak, ein „Standardwerk“ werden wird. Zudem gibt es ein Begleitheft für Kinder ab acht Jahren: In dem „Romantischen ABC der Arabeske“ kann man sich spielerisch dem Thema annähern. Darin wird auch für Erwachsene auf anschauliche Weise deutlich, was die Arabeske ausmacht. Einige der Werke muten nämlich wie knallbunte, verschnörkelte Wimmelbilder an, auf denen sich allerlei findet, je länger man darauf schaut.

Die Ausstellung „Verwandlung der Welt. Die romantische Arabeske“ ist vom 1. Dezember bis 28. Februar im Goethe-Haus, Großer Hirschgraben 23-25, zu sehen. Eröffnet wird sie am 1. Dezember um 11 Uhr im Haus am Dom.
 
29. November 2013, 17.00 Uhr
leg
 
 
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