Meine Tochter Anne Frank im Ersten

Die neuerzählte Anne-Frank-Geschichte rührt noch immer

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Der Hessische Rundfunk präsentiert in dem Doku-Drama „Meine Tochter Anne Frank“ neue Perspektiven auf die vor 70 Jahren gestorbene Tagebuchschreiberin. Am Mittwochabend ist die Frankfurterin Mala Emde in der Rolle der Anne Frank im Ersten zu sehen.

Nicole Brevoord /

Der Hessische Rundfunk zeigt in dem Doku-Drama „Meine Tochter Anne Frank“ neue Sichtweisen auf die vor 70 Jahren gestorbene Tagebuchschreiberin. Am Mittwochabend ist die Frankfurterin Mala Emde in der Rolle der Anne Frank im Ersten zu sehen.

Hätten sie gewusst, dass es verschiedene Ausgaben des Tagebuchs der Anne Frank gibt? Als Otto Frank nach dem Tod seiner Tochter, ja seiner ganzen Familie, Annes Aufzeichnungen veröffentlichte, erschienen ihm einige Details zu privat oder nicht adäquat. Dass Anne eher ein Papakind war, aber zur Mutter keine rechte Bindung aufbauen konnte oder dass sie in dem Versteck in Amsterdam langsam ihre Sexualität entdeckte, das liest man nicht in jeder Fassung des in 70 Sprachen übersetzten Tagebuchs. Das vom Hessischen Rundfunk produzierte Doku-Drama „Meine Tochter Anne Frank“ will ein ganz neues Licht auf die Geschichte werfen und vermischt Schauspiel mit dokumentarischen Aufnahmen und Interviews mit Menschen, die Anne Frank kannten. Der Film weiß zu berühren und er scheint Buddy Elias, Anne Franks Cousin zu gefallen, letztlich spendierte er bei einer Preview des Films im hr-Sendesaal, der am heutigen Mittwoch um 20.15 Uhr im Ersten ausgestrahlt wird, mächtig Applaus.

70 Jahre ist der Tod von Anne Frank jetzt her. Und doch hat ihr Schicksal eine bedauerliche Aktualität. Bei der Preview des Doku-Dramas in der vergangenen Woche wurde das Foyer des Hessischen Rundfunks mit einer Sicherheitsschleuse versehen. Es galt Gäste wie Buddy Elias, Salomon Korn, den Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde Frankfurt oder auch die Auschwitzüberlebende Trude Simonsohn zu schützen.

Ja, manche Weggefährten Anne Franks leben noch. Der Regisseur Raymond Ley reiste in die USA, nach Sao Paulo, Holland, in die Schweiz und nach Israel, um sich der Person Anne Frank durch Gespräche mit Zeitzeugen, die sie kannten, zu nähern. „Es war nicht schwierig, sie zu finden“, sagt Ley. Die Herausforderung habe vielmehr darin bestanden, sie noch einmal zu einem Interview zu bewegen. Doch der Aufwand habe sich gelohnt. „Die Zeitzeugen ‚erden’ die Geschichte, sie erzählen Details, Begegnungen, die wir fiktional so nicht erzählen konnten und die im authentischen Interview besser aufgehoben sind. Ich liebe das Lachen der alten Verehrer über die frühe Liebe zu Anne – mich erschüttert noch heute ihre Trauer über den Verlust einer guten Freundin“, sagt Ley, der tatsächlich die erste deutsche Verfilmung der Lebensgeschichte des Frankfurter Mädchens vorlegt. Der Film folgt Annes Schicksal von der glücklichen Kindheit über das Versteck im Hinterhaus in Amsterdam bis zu ihrem Tod im Konzentrationslager Bergen-Belsen. Er stellt die Beziehung von Vater und Tochter in den Mittelpunkt. Otto Frank hat als Einziger den Verrat an den Hinterhausbewohnern überlebt. Zurückgekehrt aus Auschwitz bleibt ihm nur noch das Tagebuch, durch dessen Lektüre er seine verstorbene Tochter erst richtig kennenlernt. Schreibt sie darin doch über ihre Sehnsüchte und Hoffnungen.

In „Meine Tochter Anne Frank“ verkörpert die Frankfurterin Mala Emde die junge Tagebuchschreiberin. Emde hat erst im vergangenen Jahr ihr Abitur an der Musterschule absolviert, die Dreharbeiten wuppte sie trotz des Lernstresses. Sie reiste zur Recherche an die Originalschauplätze, durfte sich etwa vor der Publikumsöffnung im Anne Frank Haus umsehen. „Ich bin durchs Haus geschlichen und konnte die Räume auf mich wirken lassen. Das war wichtig. Die Gefühle der Bedrückung und des Eingesperrtseins waren immer noch spürbar, vor allem wenn man weiß, dass da draußen das Leben normal weiterläuft“, sagt Mala Emde. Im einstigen niederländischen Zwischenlager Westerbork war sie ebenso wie in Bergen-Belsen. Gedreht habe man letztlich in Studios in Berlin und Potsdam. Das legendäre Versteck, das Hinterhaus in der Prinsengracht, habe man originalgetreu wieder aufgebaut, aber auch etwas Platz gelassen für das Kamerateam.

„Wir haben für den Dreh mit Zwiebeln und auch Zigaretten hantiert, man konnte nachvollziehen, wie der Geruch und die Atmosphäre im Versteck gewesen sein müssen.“ Mala Emde hat es geschafft, eine ganz eigene Version von Anne Frank, von der ein jeder eine persönliche Vorstellung hat, zu verkörpern. Dazu hat sie sich nicht nur mit Teenagern und deren Verhalten und Gefühlswelt, sondern natürlich auch mit dem Tagebuch auseinander gesetzt. „Anne Frank konnte unglaublich anstrengend sein, weil sie viel Leben in sich trug. Sie hatte eine Meinung, was ich sehr schätze, weil sie sie auch offen sagte. Ich habe Hochachtung davor. Sie war sehnsuchtsvoll, versuchte aber auch die Realität zu durchblicken ohne dabei ihre Träume aufgeben zu wollen. Sie sprudelte vor Leben“, beschreibt die Schauspielerin den von ihr verkörperten Charakter.

>>Am heutigen Mittwochabend ist „Meine Tochter Anne Frank“ um 20.15 Uhr im Ersten zu sehen. Am 14. April wiederholt der Hessische Rundfunk die Ausstrahlung um 20.15 Uhr.


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