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Foto: Dirk Ostermeier
Foto: Dirk Ostermeier

Kircheneinweihung in Sankt Georgen

„Bomben beenden den Krieg in Syrien nicht“

Die Philosophisch-Theologische Hochschule Sankt Georgen hat eine neue Kirche. Zur Einweihung reiste Patriarch Gregorios III. Laham aus Syrien an. Er berichtet über die Auswirkungen des Krieges in seinem Land.
Am heutigen Mittwoch ist es soweit – die Philosophisch-Theologische Hochschule Sankt Georgen kann ihre neue Kirche einweihen. Die alte war umfangreichen Umbau- und Abrissarbeiten zum Opfer gefallen. Aber Pater Michael Schneider fand Ersatz, es wurde einfach eine Abstellkammer umfunktioniert. Auf etwas mehr als 40 Quadratmetern entstand ein einladendes, reich verziertes byzantinisches Gotteshaus, das den Namen vom „Heiligen Kreuz zu Jerusalem“ trägt. Die Gestaltung ist Maler Oleg Kuzenko zu verdanken. Der gebürtige Ukrainer lebt in Regensburg, wurde aber in Petersburg ausgebildet. Er verzierte nicht nur die Wände mit farbenfrohen Malereien, sondern fertigte auch zahlreiche Ikonen für die Kirche an. Diese prunkvollen Abbildungen Heiliger sind ein wichtiges Merkmal der katholischen Ostkirchen. „Es war eine sehr interessante Arbeit für mich“, erzählt Kuzenko.

Für die Einweihung ist Patriarch Gregorios III. Laham extra aus Syrien angereist. Er ist das Oberhaupt der rund zwei Millionen griechisch-katholischen Melkiten, die überwiegend in Syrien leben. Pater Schneider stehe schon seit vielen Jahren im engen Kontakt mit dem Patriarchen. „Ich war früher oft in Syrien. Wir haben Kindergärten, Schulen, Armenkirchen, Krankenhäuser und Priesterseminare gebaut.“ Seit dem Krieg aber habe der Pater keine Gelegenheit mehr gehabt, das Land zu besuchen. „Aber ich habe es fest vor“, sagt er. Er hoffe, auch hier in Frankfurt etwas für die Menschen aus Syrien tun zu können. „Es wäre schön, wenn viele Flüchtlinge zur Einweihung kommen und hier vielleicht ein Zuhause finden, wo die den Gottesdienst besuchen können.“

Patriarch Laham sei sehr dankbar, dass seine Landsleute in Deutschland aufgenommen werden. „Hier sind sie in guten Händen“, sagt er. Jedoch wünsche er sich auch, dass die Menschen in Syrien bleiben, denn trotz des Krieges sei an einigen Orten ein normales Leben nötig. „Es ist ein Wunder, wie das Leben in Damaskus weitergeht“, sagt er. Die Straßen seien bis in die späten Abendstunden voll. „Die Leute gehen spazieren und in Restaurants. Sie gehen auch zur Arbeit und in die Schule“, berichtet der Patriarch. Obwohl immer wieder Bomben fielen, würden die Menschen sich nicht unterkriegen lassen. Die Auswirkungen seien aber dennoch stark zu spüren. „In Syrien wurden bereits 20.000 Schulen zerstört, daher können viele Kinder keine Schule mehr besuchen“, so Laham. Auch die Währung hat unter dem Terror der IS gelitten: Vor fünf Jahren war der Dollar 50 syrische Pfund wert, heute sind es 350 Pfund. „Und trotzdem können die Menschen lachen und die Basare sind voll.“

Die Situation sei jedoch nur an sicheren Orten – neben Damaskus seien das auch umliegende Dörfer und einige Regionen an der Küste – noch verhältnismäßig normal. Die Angst vor Bombenanschlägen würde jedoch auch hier die Menschen zur Flucht treiben. „Die IS sät die Angst, es ist wie eine Epidemie“, sagt er. Seine Aufgabe sehe er darin, Hoffnung zu spenden. Der Patriarch betreut 8000 Familien in Damaskus und Umgebung. „Die Nähe der Menschen zueinander ist durch den Krieg größer geworden. Wenn ich eine Familie besuche, deren Vater gestorben ist, bin ich für sie der Vater und ebenso der Mann und der Bruder“, sagt er. Auch der Glaube sei durch die Notsituation gestärkt worden. „Die Kirchen sind jeden Tag voll.“

Der Krieg sei nicht alleine ein syrisches Problem sondern betreffe den ganzen nahen Osten, betont der Patriarch. Als Beispiel nennt Laham den Libanon: „60 Prozent der Libanesen möchten auswandern.“ Den Ursprung dieser Situation sehe er zu großen Teilen im Konflikt zwischen Israel und Palästina. „Es ist ja auch ein Krieg zwischen Juden und Moslems. Und so lange sich die Weltreligionen gegenseitig bekriegen, wird sich nichts ändern. Bomben werden den Krieg in Syrien nicht beenden.“

>> Festgottesdienst Einweihung Hochschule Sankt Georgen, Offenbacher Landstraße 224 am 4. November um 17.30 Uhr
 
4. November 2015, 15.36 Uhr
Christina Weber
 
 
Fotogalerie:
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