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Foto: Horst Ziegenfusz © Historisches Museum Frankfurt
Foto: Horst Ziegenfusz © Historisches Museum Frankfurt

Historisches Museum

Frankfurt unter dem Hakenkreuz

Mit drei gleichzeitig startenden Ausstellungen zeigt das Historische Museum ab Donnerstag erstmals eine Gesamtschau über Frankfurts NS-Zeit und macht deutlich, wie der Nationalsozialismus die Stadt und den Alltag ihrer Bewohnerinnen und Bewohner prägte.
„Eine Stadt macht mit“ – der Titel der neuen Ausstellung im Historischen Museum klingt erst einmal zu harmlos für diesen düsteren Zeitabschnitt der Frankfurter Stadtgeschichte. Denn während der Zeit des Nationalsozialismus, setzte die „jüdischste Stadt Deutschlands“, wie Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD) sie heute häufig nennt, die Ziele des NS genauso um wie jede andere Großstadt in Deutschland.

Frankfurt galt nach dem Ersten Weltkrieg als eine besonders liberale, demokratische und moderne Großstadt. Zu Teilen ein Mythos, wie die neue Ausstellung zeigt; in kaum einer anderen Großstadt war die Anhängerschaft der NSDAP vor 1933 so groß wie in Frankfurt. Mit fünf Prozent hatte sie den größten Anteil jüdischer Bürgerinnen und Bürger im Deutschen Reich. Die Verfolgung und Ermordung der Jüdinnen und Juden war nicht nur Ziel des NS, sondern auch der Frankfurter Stadtverwaltung. Sie war es auch, die das Image Frankfurts als „Stadt der Juden und Demokraten“ mit der offiziellen Benennung in die „Stadt des deutschen Handwerks“ zu tilgen versuchte. In Frankfurt tauschten die Nazis weniger als drei Prozent der Stadtverwaltung aus.

Die Schau „Eine Stadt macht mit“ erstreckt sich auf 900 Quadratmeter im Untergeschoss des Historischen Museums. Anhand von 19 urbanen Orten wie Rathaus, Bahnhof, Gericht, Geschäft und vielen mehr sowie rund 40 Familien- und Einzelschicksalen verdeutlicht die Ausstellung, wie der Nationalsozialismus die Stadt und den Alltag ihrer Bewohnerinnen und Bewohner prägte. Der aktiven Beteiligung unterschiedlicher Individuen und Institutionen am verbrecherischem „System“ NS, die dort zu sehen ist, werden die Perspektiven Verfolgter und der Widerstand Einzelner gegenübergestellt.

Anhand der Geschichte der Familie Brown zeigt die Ausstellung repräsentativ das sonst eher wenig beleuchtete Schicksal Schwarzer Menschen im Nationalsozialismus: Familienvater Martin Brown soll 1901 als Zwölfjähriger von einem Berliner Bankier entweder aus Liberia oder dem südlichen Afrika nach Deutschland verschleppt worden sein. Brown arbeitete als Chauffeur für wohlhabende Familien im Rhein-Main-Gebiet. 1936 wurde ihm in einem schriftlichen Bescheid untersagt, weiterhin ein Gewerbe auszuüben. Doch bereits zuvor demolierten Unbekannte seine Fahrzeuge und griffen ihn körperlich an. 1938 nahm die Gestapo Martin Brown unter dem Vorwand der illegalen Gewerbeausübung fest und verprügelten ihn so sehr, dass er zwei Jahre später an den Folgen starb.

Der Ausstellungsraum erinnert von der Struktur her an eine Stadt, die Museumsbesucherinnen und -besucher sollen sich dort ihren eigenen Weg hindurch gestalten, erklärt die Kuratorin Jenny Jung. Das zunächst freundlich anmutende, helle Design mit den weißen Wänden und dem Birkenholz stehe im Kontrast zu den Ausstellungsstücken. „Vielleicht fragen Sie sich selbst irgendwo zwischen den weißen Wänden der Ausstellung ‘man hätte auch Nein sagen können‘ oder eben ‘eine Stadt hätte auch nicht mitmachen können‘“, so Jung.

Die partizipativ erarbeitete Schau „Auf Spurensuche im Heute“ im Stadtlabor zeigt die Auseinandersetzung von 38 Frankfurterinnen und Frankfurtern mit der eigenen Geschichte. Anders als bei anderen Ausstellungen des Stadtlabors sei die Beteiligung nicht ausgeschrieben worden, berichtete Kuratorin Angela Jannelli. Da die Gruppe der Stadtlaborantinnen und -laboranten möglichst divers sein sollte, habe man im Museumsumfeld gesucht, um zu untersuchen, welche Prägungen, Gefühle, Einstellungen oder Ideale aus der Zeit des Nationalsozialismus bis heute in unterschiedlichen Gruppen nachwirkten.

Die dritte Schau „Nachgefragt: Frankfurt und der NS“ im Jungen Museum gibt Kindern ab zehn Jahren einen Einblick in die Themen Schule, Familie, Spiel, Jugend und Erfahrungen im Zweiten Weltkrieg. Im Mittelpunkt steht die Vielfalt der Perspektiven und Erfahrungen von Kindern und Jugendlichen. Diese werden anhand von Zeitzeugen-Interviews, biografischen Dokumenten und Objekten erzählt.

>> Alle drei Ausstellungen beginnen am Donnerstag, den 9. Dezember. „Eine Stadt macht mit“ und „Auf Spurensuche im Heute“ sind bis zum 11. September 2022 zu sehen. Die Ausstellung im Jungen Museum läuft bis zum 23. April 2023.
 
8. Dezember 2021, 12.24 Uhr
Elena Zompi
 
 
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