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Foto: Norbert Miguletz
Foto: Norbert Miguletz

Erinnerungsstätte an der EZB

Gegen das Vergessen

Rund 10.000 Frankfurter Juden wurden von 1941 bis 1945 in die Großmarkthalle verschleppt. Von diesem Sammelpunkt aus wurden sie in Konzentrationslager deportiert. Jetzt entsteht eine Erinnerungsstätte.
Sie braucht keine großen Anzeigetafeln, keine Bilder von Opfern, keine Farbe: die Erinnerungsstätte an der Großmarkthalle, die momentan auf dem Gelände der neuen EZB entsteht. Sie wirkt durch kahle Mauern und graue Wände. Erinnert wird an die Deportation von geschätzt 10.000 Juden. Sie wurden aus ihren Häusern hierher getrieben, bis sie dann mit dem Zug in Konzentrationslager gebracht wurden. Eingebunden in die Denkstätte sind sowohl der Weg, der zur Großmarkthalle führt, die Rampe über die die Menschen in den Keller gepfercht wurden und der Kellerraum selbst. Auch der Weg zum Bahngleis sowie Stellwerk und Fußgängersteg sollen mit eingebunden werden.

Fertiggestellt sind bisher nur die Rampe und der Kellerraum. Die Wände sind aus groben Beton. „Sie sollen nicht zum Anlehnen oder Verweilen einladen“, begründet das Architekt Marcus Kaiser vom zuständigen Architekturbüro KatzKaiser. Denn die Erinnerung an die Geschichte soll hier fühlbar sein. Daher wurden auch Zitate von Opfern in die Wände gemeißelt. Das Konzept geht auf. Der Keller strahlt eine beklemmende und bedrückende Stimmung aus. Die Zitate verursachen zusätzlich Gänsehaut. Dennoch geben Sätze wie „Es war die Hölle. Die ganze Nacht Untersuchungen, Schreie und Schikane ohne Ende“ wohl nur einen kleinen Einblick, was Frankfurter Juden hier erleben mussten.

„Indem dieser authentische Ort der Deportation sichtbar gemacht wird, entsteht eine Stätte der Mahnung für Freiheit, Toleranz und Pluralismus. Die Spuren am Ort der Verfolgung zeugen von der Entrechtung, Ausgrenzung und dann der Ermordung der Juden unserer Stadt. Aus der nationalsozialistischen Diktatur und ihrer Menschheitsverbrechen ergibt sich für die Heutigen die Verpflichtung, der Opfer zu gedenken und an ihr Leid zu erinnern“, beschreibt Kulturdezernent Felix Semmelroth (CDU) die Aufgabe der Erinnerungsstätte.

Die Lage bringt jedoch auch Probleme mit sich. Der erste Bauabschnitt, der Rampe und Keller umfasst, kann etwa nur im Rahmen einer Besichtigung betreten werden. Ein öffentlicher Zugang ist mit den Sicherheitsauflagen der EZB nicht vereinbar. Von Mitte 2015 an können solche Führungen über das Jüdische Museum gebucht werden. Der zweite Bauabschnitt beschreibt jedoch auch einen öffentlich zugänglichen Teil. Er besteht aus dem Weg von der Sonnenmannstraße bis zum Gleisfeld, dem Stellwerk sowie dem Fußgängersteg. Diesen nutzten Angehörige der Deportierten für den Abschied, aber auch Schaulustige zur Beobachtung des Geschehens.

Die Rampe ist von außen auch öffentlich zugänglich, jedoch wird sie durch eine Glasscheibe verschlossen sein. Auf der Schiebe soll später ein Zitat über den Weg hin zur Großmarkthalle stehen. Insgesamt gibt es zwei weitere Kategorien von Sprüchen. Solche, die sich um den Aufenthalt im Keller drehen und welche, die von den Erfahrungen am Gleis beim Abtransport berichten. „Die Zitate beschreiben die Vorgänge der Deportationen aus verschiedenen Blickwinkeln und sollen von den heutigen Besuchern oder Passanten eher beiläufig entdeckt werden“, erläutert Marcus Kaiser das Konzept.

Die Kosten für das Gesamtprojekt belaufen sich auf 8,4 Millionen Euro. Die Teilkosten für den ersten Abschnitt belaufen sich auf rund 4,8 Millionen Euro. Davon trägt die EZB eine Million Euro. Mit den Mitteln von 3,58 Millionen Euro für den zweiten Bauabschnitt bleibt das Projekt im ursprünglich geschätzten Kostenrahmen.
 
11. September 2014, 14.54 Uhr
Christina Weber
 
 
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