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Streit an der Mundanis-Privatschule

Eine Schule steht vor Gericht

Vor dem Frankfurter Arbeitsgericht wurde ausgelotet, ob sich der Träger der Privatschule Mundanis und ihr gekündigter Direktor noch zusammenraufen können. Daran hängt die Zukunft der Einrichtung.
Auf der Webseite der Mundanis-Schule sieht alles noch fein aus. "Frankfurter Stadtschule will stärker wachsen", heißt es dort und dass das bisherige Angebot ausgebaut werden soll. Was sich am Donnerstagmittag vor dem Arbeitsgericht ereignete, lässt jedoch eher den umgekehrten Schluss zu. Zahlreiche Eltern und Kinder waren ins Gericht gekommen, um beim Gütetermin dabei zu sein, ein Termin bei dem es, so die einhellige Meinung, um nicht weniger als die Zukunft der Lehranstalt gehe.

Dabei dreht sich das Verfahren gar nicht in erster Linie um die Schule. Sondern um deren ehemaligen Direktor Detlev Drascher (Foto). Er wurde entlassen und klagt nun auf Wiedereinstellung. Klingt nach einem einfachen Fall. Ist es aber nicht, wie auch Hans-Jürgen Schäfer feststellte, der Präsident des Frankfurter Arbeitsgerichts, der versuchte noch einmal auszuloten, ob die Parteien vielleicht doch noch zu einer Einigung fähig sind.

Im Gütetermin wurden so erst einmal die Fakten besprochen. Die sehen so aus: Herr Drascher war bis 12. Juni Leiter der Mundanis-Stadtschule in Bockenheim. Aus Sicht seines Arbeitgebers, der SRH Holding, hat er sich auf Seite der Belegschaft gestellt, als es um Gehaltseinsparungen ging. Und außerdem habe er den Geschäftsführer der SRH in einer E-Mail schwer beleidigt. Das habe schließlich zur Kündigung geführt.

Detlef Drascher hingegen führt aus, dass er in besagter Sitzung lediglich darauf hingewiesen habe, dass den Kollegen Weihnachtsgeld und andere Zuschüsse zustünden, jetzt wo auch die Förderung durch das Land Hessen fließe. Die E-Mail hingegen habe einen privaten Charakter gehabt, sein Anwalt will sie für einen möglichen Prozess erst gar nicht zulassen.

Soweit, so einfach. Nun ist es aber so, dass Herr Drascher noch eine zweite Anwältin dabei hat. Eine für Urheberrechtsfragen. Und damit sind wir also mittendrin in dem Schlammassel, in dem sich die Privatschule befindet. Der entlassene Direktor war nämlich auch Gründer der Schule, ja er hat auch mit zwei weiteren Autorinnen das Konzept ersonnen, mit dem an der Mundanis gelehrt werden soll, über ein Jahr sei damals daran gefeilt worden, der dicke Ordner mit dem Papier liegt vor ihm auf dem Tisch. Nach seinem Rauswurf benutze die SRH Holding weiter dieses Konzept - ohne dass es einen irgendwie gearteten Ausgleich gegeben habe. Schlimmer noch: Von der ursprünglichen Idee eine Bildungseinrichtung vom Kindergarten bis zum Abitur zu schaffen, habe sich die SRH entfernt. In der Tat gibt auch der Geschäftsführer der SRH Schulen Gesellschaft, Tobias Böcker, zu: "Die Schule befindet sich in einer finanziell sehr schwierigen Lage." Deswegen habe man den schwachen Realschulzweig aufgrund von Schülermangel wieder geschlossen, verzichte auch auf die gymnasiale Oberstufe. Das wiederum stellt die ältesten Mundanis-Schüler in der neunten Klasse nun vor das Problem, eine neue Schule finden zu müssen. Detlev Drascher befürchtet, dass der gesamte gymnasiale Zweig zurückgefahren wird, um Kosten zu sparen. Was bliebe wäre ein Kindergarten und eine Grundschule. "Das ist aber nicht das, was den Eltern versprochen wurde", sagt Drascher. Gut 140 Kinder habe die Schule in den vergangenen Monaten schon verloren, so Drascher. Derzeit liegt die Zahl der Schüler bei 400, die Zahl der Mitarbeiter bei 60. Bislang so SRH-Chef Tobias Böcker, habe die Schule fünf Millionen Euro Verlust aufgehäuft, eindeutig zu viel für den Schulträger. Nun müsse man gegensteuern.

Dass eine Schule solche Verluste aufhäufe sei normal, sagt hingegen Detlev Drascher. "Wir haben von Anfang an mit schwarzen Zahlen im Jahr 2016 gerechnet." Auch die Förderung durch das Land sei erst im vergangenen August angelaufen, auch damit habe man von Beginn an kalkuliert. Mitarbeitern habe man zusätzliches Gehalt erst versprochen, wenn diese Förderung laufe. Doch über diesen Passus in den Verträgen habe sich die SRH nun hinwegsetzen wollen. "Darauf hinzuweisen habe ich mir in der Sitzung damals erlaubt", sagt Herr Drascher. Mehr habe er nicht beigetragen. Dennoch sei danach die Kündigung ausgesprochen worden. Sein Anwalt sagt: "Hier wird im Nachhinein nach Begründungen für die Kündigung gesucht." Der Anwalt der SRH sagt: "Es tun sich derzeit noch mehr Kündigungsgründe auf." Welche das sind, will er aber nicht sagen, wie überhaupt die SRH Holding nicht zu einer Stellungnahme bereit ist. In einer Pressemitteilung wird immerhin noch verlautbart, dass geprüft werde, ob weitere juristische Schritte nötig seien, nachdem eine Revisionsprüfung Unregelmäßigkeiten festgestellt habe.

Klingt nach einer verzwickten Lage. Die soll nun aber vielleicht doch außergerichtlich geklärt werden. Denn: Ein Verfahren vor dem Arbeitsgericht wie auch eine ordentliche Mediation brauchten Zeit. Zuviel Zeit, denn Eltern und Schüler der Mundanis bangen darum, wie es nach den Sommerferien weitergehen wird. Bis Ende Juli will die SRH nun klären, ob sie sich auf Gespräche mit ihrem einstigen Schulleiter einlassen will.

Bleibt die Frage, warum sich Herr Drascher und seine Mitstreiterinnen damals überhaupt den Träger SRH ins Boot holten. "Wir brauchten schlichtweg Geld, um unser Konzept umsetzen zu können", sagt Detlev Drascher. Bis vergangenes Jahr habe die Zusammenarbeit auch gut geklappt, sogar über einen Schulneubau habe man verhandelt, um den gymnasialen und den Realschulzweig weiter hegen zu können. Als im April der neue Geschäftsführer der SRH sein Amt antrat, sei der Ausbau in Frage gestellt worden.

"Frankfurter Stadtschule will stärker wachsen", steht auf der Webseite der Mundanis. Unter dieser Überschrift findet sich übrigens die Meldung, dass Herr Drascher ab sofort nicht mehr als Leiter der Einrichtung tätig ist.
 
17. Juli 2014, 23.42 Uhr
Nils Bremer
 
 
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