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Foto: Symbolbild © Unsplash
Foto: Symbolbild © Unsplash

Housing First: Hilfe für Wohnungslose

Auf der Suche nach langfristigen Lösungen

Die Winteraktion der Sankt Katharinen Gemeinde an der Hauptwache bietet noch bis Ende Januar einen Zufluchtsort für wohnungslose Menschen. Der Ortsbeirat 1 sucht derweil nach langfristigen Lösungen, um Wohnungslosen und Drogenbrauchenden zu helfen.
Noch bis zum 31. Januar können wohnungslose und von Armut betroffene Menschen im Gebäude der ehemaligen Sportarena an der Frankfurter Hauptwache eine warme Mahlzeit und einen Platz zum Ausruhen finden. Dazu lädt die evangelische Sankt Katharinen Gemeinde in ihrer jährlichen Winteraktion ein. Aufgrund der Corona-Pandemie kann die Aktion in diesem Jahr nicht wie gewöhnlich in der Kirche stattfinden. Stattdessen stellt das Immobilienunternehmen Signa Real Estate der Gemeinde das ehemalige Sportarena-Gebäude gleich gegenüber zur Verfügung.

Aufgrund der großen Fläche, die dort gegeben ist, können bis zu 50 Menschen gleichzeitig das Angebot nutzen. Die Türen sind täglich von 11.30 bis 17.00 Uhr geöffnet. Zwölf Helfer:innen betreuen die Bedürftigen vor Ort. „Gerade in dieser Pandemie ist es unsere Aufgabe als Gesellschaft, die Schwächsten nicht allein im Regen und in der Kälte stehen zu lassen. Dank der Überlassung der großflächigen Räume, können wir trotz der aktuellen Hygiene- und Abstandsvorgaben Menschen einen warmen Ort zum Verweilen und Ausruhen, etwas zu essen und Gemeinschaft bieten“, sagte Stadtkirchenpfarrer Olaf Lewerenz.

Ortsbeirat 1 will langfristige Lösungen

Der Ortsbeirat 1 fordert unterdessen langfristige Lösungen für Wohnungslose in Frankfurt. Wie auch bei der Winteraktion der Sankt Katharinen Gemeinde, werde Wohnungslosen häufig nur vorübergehend geholfen. „Notunterkünfte, Kältebusse, Suppenküchen – das alles löst kurzfristig Probleme, verändert die Lebenssituation der Betroffenen aber nicht“, heißt es in einem Antrag der SPD, der am Dienstag Thema im Ortsbeirat sein wird. „Wer sich mal mit obdachlosen Menschen unterhalten hat, der weiß, wie schnell manchmal alles schief gehen kann und wie schmal häufig der Grat zwischen Glück und Elend im Einzelfall ist“, so Ortsvorsteher Oliver Strank (SPD).

Die SPD fordert daher einen Modellversuch für Frankfurt. Unter dem Namen „Housing First“ soll Wohnungslosen bedingungslos eine Wohnung angeboten werden. Das Konzept richtet sich vor allem an Personen, die schon mehr als ein Jahr wohnungslos sind, Anspruch auf Sozialleistungen haben und zusätzlich zu ihrer Wohnungslosigkeit ein Problem wie beispielsweise eine Suchterkrankung haben. Mit „Housing First“ wolle man einen anderen Weg gehen als das gängige Stufenmodell aus der Obdachlosenhilfe, bei dem eine eigene Wohnung meist erst am Ende des Weges steht, wenn die Personen selbständig genug sind. „Manche Leute schaffen es aber nicht, ihre Lebenssituation grundlegend zu verändern“, heißt es im Antrag. Daher stehe in dem neuen Projekt die eigene Wohnung am Anfang. „Die Betroffenen befinden sich in einem Teufelskreis. Oft ist eine Teilhabe zum Beispiel schwer möglich, wenn man keinen Wohnsitz hat“, so Oliver Strank. Gäbe es diesen festen Wohnsitz, hätten die Betroffenen einen Rückzugsort, an dem sie zur Ruhe kommen und weitere Herausforderungen leichter angehen könnten, so Strank.

Sozialarbeiter:innen unterstützen zu Hause

Im Rahmen des Projekts soll es den Betroffenen freistehen, Hilfsangebote anzunehmen und zu Hause von Sozialarbeiter:innen unterstützt zu werden. Damit das Mietverhältnis nicht dadurch beeinflusst wird, ob und wie intensiv die Betroffenen diese Hilfe annehmen, soll die Wohnung nicht von den jeweiligen sozialen Trägern zur Verfügung gestellt werden. In ihrem Antrag verweist die SPD dabei auf „Housing First Berlin“, das die Wohnungen, wie Privatpersonen auch, auf dem freien Wohnungsmarkt suche. „Mir ist bewusst, dass der Wohnraum in Frankfurt knapp ist, aber es geht hier nicht um Personen, die nach Frankfurt ziehen wollen, sondern um Menschen, die auf der Straße leben“, so Strank. Mit etwa 200 betroffenen Personen wäre auch der finanzielle Aufwand für die Stadt relativ gering und langfristig kostengünstiger, so der Ortsvorsteher.

Zusätzlich zur Unterbringung fordert die SPD, Wohnungslosen und Drogengebrauchenden im Bahnhofsviertel und der Innenstadt eine Möglichkeit der Beschäftigung zu geben, durch die Betroffene nicht nur eine Aufgabe, sondern auch Struktur und ein kleines Einkommen bekämen. „Jedermann weiß, dass die Sinnlosigkeit des Daseins für die meisten Menschen, auch für Drogenabhängige, kein süßes Nichtstun bedeutet, sondern zur stresshaften Jagd nach Geld und Drogenration, zur Verzweiflung darüber, für die Gesellschaft ,unnütz‘ zu sein, zu Krankheit, Elend und Verwahrlosung führen kann“, schreibt die SPD. Um dem entgegenzuwirken, könnten Betroffene gegen ein Entgelt in Form von Bargeld oder Gutscheinen beispielsweise die Straßen im Bahnhofsviertel reinigen, Müll sammeln oder Infomaterial verteilen.

Bahnhofsviertel ist "Visitenkarte Frankfurts"

Auf diesem Weg könne nicht nur den Betroffenen selbst geholfen werden, sondern auch Ansammlungen von Drogengebrauchenden im Bahnhofsviertel verhindert und das Bahnhofsviertel wieder attraktiver werden. „Das Bahnhofsviertel ist die Visitenkarte Frankfurts", so Strank. „Auch in finanzieller Hinsicht sind solche Maßnahmen wichtig, denn es entstehen nicht kalkulierbare Folgekosten für die Stadt, wenn sie sich von dieser Seite zeigt und die Menschen dort so verwahrlosen lässt.“
 
11. Januar 2021, 12.24 Uhr
Laura Oehl
 
 
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