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Foto: Michael Kleinespel
Foto: Michael Kleinespel

Die Traktor mit Punk-Musical

Alles was bunt ist, ist gut

Arne und die Strümpfe ist das Alias der Punkrock-Band Die Traktor, wenn sie Kinderlieder neu interpretieren und ein Kindermusical drumherum stricken. Zur CD-Veröffentlichung gibt es eine (musikalische) Lesung am 8.4. im Kulturhaus Frankfurt.
JOURNAL FRANKFURT: Zwei Verständnisfragen vorneweg. Wenn Die Traktor Kinderlieder spielen, sind sie zwar personell identisch, firmieren dann aber unter Arne und die Strümpfe? Steht ihr im Kulturhaus alle auf der Bühne und wie wird der Ablauf des Abends sein?

Arne: Wir firmieren weiter als Die Traktor, auch bei Arne und die Strümpfe, wollten mit dem Subtitel aber eine Abgrenzung zu dem schaffen, was wir sonst im Repertoire haben. Die Veranstaltung im Kulturhaus ist eine Lesung des Märchens, das ebenfalls auf der CD ist und aus der Feder von unserem Schlagzeuger und seinem guten Freund, dem Pädagogen Erik Orthbandt, stammt. Wir werden alle da sein und einige der Leserollen übernehmen. Musik wird es selbstverständlich auch geben, allerdings an diesem Tag nicht live. Der Focus liegt auf der Lesung und da hat Linus ja bereits jede Menge Erfahrung mit den großartigen Kinderbüchern von Jochen Till. Da das Ganze natürlich eine Veranstaltung auch für die Kleinen sein soll, was ganz im Sinne des Projekts ist, startet das Event schon um 11 Uhr, Einlass ist ab 10:30 Uhr.

Einmal Punk immer Punk. Als ihr euch von mehr als 20 Jahren getroffen habt, war der Ur-Punk aus den Siebzigern ja schon reichlich ergraut, trotzdem habt ihr euch für diese Stilrichtung entschieden. Warum und was bedeutet euch zwei Dekaden später, ein wenig gereift, Punk noch heute?

Natürlich bedeutet uns der Punk weiterhin sehr viel. Wir haben schon jeher das gemacht, wonach uns eben war, ohne auf Trends und die Plattenindustrie zu hören. Das ist und bleibt unser Antrieb. In unserer Form des Punkrock geht es weniger um die Auflehnung gegen das Establishment, sondern um die Anerkennung des Nixht angepasst-Seins. Alles was bunt ist, ist gut. Nichtsdestotrotz scheint zwei Dekaden später dieses „No Future“-Gefühl wieder sehr aktuell zu werden, da bietet eine bunte Welt so etwas wie ein Ziel, das es zu erreichen gilt. Resignation vor dem Wahnsinn ist doof, etwas zu unternehmen dagegen eine wichtige und lohnenswerte Aufgabe.

Wie passen Punk und Kinderlieder zusammen? Ist das auch der Versuch, in die Phalanx der ewig gleichen Kinderliederangebote von Detlev Jöcker oder Rolf Zuckowski einzubrechen?

Na klar! Uns ging es aber auch darum, alte und bekannte Kinderlieder neu zu interpretieren. Viele dieser Lieder geraten in Vergessenheit, auch wenn Sie teils schon mehrere Jahrhunderte existieren. Allein sich mit den unterschiedlichen Textvarianten dieser Lieder zu beschäftigen war ein interessantes Projekt. Und wenn wir diesen Liedern durch unsere Neuinterpretation frischen Wind verleihen konnten, haben wir alles richtiggemacht.

Gibt es denn noch junge Väter in der Band?

Jung ist ja bekanntlich derjenige, der sich jung fühlt. Also sind wir alle jung. Falls Du damit meinst, ob kürzlich ein Die Traktor-Mitglied Papa geworden ist, dann ja.

Steckt nicht in jedem Kind (wenngleich auch ein oft unterdrückter) „Punk", sind Arne und die Strümpfe die Ermunterung, auch mal den Rebell auszuleben getreu dem Motto: Die ganze Kinderliteratur ist voll von „Punks“, man denke nur an Pippi Langstrumpf?

Das hast Du sehr gut erkannt. Man erinnere sich an das Buch „Struwwelliese", in dem Liese das „Kindsein" zum Verhängnis wird. Kinder sind nun mal wahnsinnig kreativ, gerade weil sie sich nicht an gesellschaftliche Normen halten. Ihnen geht es nicht um wirtschaftliche Interessen oder politischen Machterhalt. Würden wir Erwachsenen mehr auf Kinder hören, hätten wir mit großer Sicherheit weniger Hungersnöte, weniger Kriege und weniger Umweltschäden auf dieser unserer Welt.

Ihr habt euch bewusst auf die deutschen Klassiker berufen, Disney & Co. ausgelassen, wenn ich das richtig sehe?

Es war uns wichtig, dass die Texte der Songs frei genutzt werden können, sowohl von uns, als auch von den Kindern und Eltern, die wir ansprechen. Gleichzeitig war es uns bei der Auswahl der Stücke ein Anliegen, dass diese Kinderlieder, die zum Teil mehrere Jahrhunderte alt sind, nicht in Vergessenheit geraten. Zudem ging es uns auch um Lieder, die wir selbst gerne gehört haben, deshalb ist auch ein Kinderlied aus Brasilien und eines aus Tschechien mit dabei.

Es hat euch ja nicht genügt, einfach nur die Lieder einzuspielen, sondern hier habt ein komplettes Musical daraus gemacht, mit langen Sprechpassagen, die Linus Koenig übernommen hat. Um was geht es in der Geschichte, die da erzählt wird, was ist die Botschaft für die Kinder zwischen 3 und 103, die ihr addressiert?

Harrison: Es ziehen sich mehrere Komponenten durch die Erzählung. In ihr geht es um die zuckersüße Verführung, unsere Welt nur schwarz/weiß zu sehen. Sie handelt vom Vergessen. Und es geht darum, über seinen Schatten zu springen. Mutig zu sein. Ums Erwachsenwerden, den Auszug in die Selbstständigkeit. Um Kleinkariertheit. Ganz viele Aspekte also, die man je nach Alter individuell beim Hören der Erzählung wahrnehmen kann, unabhängig davon ob man in den Kindergarten, die Grundschule oder zur Arbeit geht. Und natürlich gibt es wie in jedem Märchen den Konflikt zwischen Gut und Böse.

Habt ihr die Geschichten um die Songs herum geschrieben oder wie hat sich das alles zusammengefügt?

Das Grundgerüst für die Geschichte bildeten die Kinderlieder. In ihnen tauchen so viele aufregende Figuren auf, dass wir im Stil klassischer Märchenverdrehungen der 70-er Jahre die Protagonisten in ein fantasievolles Abenteuer geworfen haben. Und es war von Anfang an klar, dass es ein Märchen sein muss, bei dem Menschen in unserem Alter genauso viel Spaß daran finden wie eine Generation unter oder über uns. Diese schwierige Aufgabe wurde mit Erik, dem kritisches und demokratisches Selberdenken von Kindern in seiner pädagogischen Arbeit sehr wichtig ist, und den fantasievollen und kreativen Ideen von Stephan wundervoll gelöst.

>> Die Traktor: Arne und die Strümpfe, Fbp Music/Soulfood (VÖ: 6.4.)
>> Arne und die Strümpfe, Ffm, Kulturhaus Frankfurt, 8.4., 11 Uhr, Eintritt: 5,– (bis 10 Jahre Eintritt frei)




 
20. März 2018, 15.01 Uhr
Detlef Kinsler
 
Detlef Kinsler
Weil sein Hobby schon früh zum Beruf wurde, ist Fotografieren eine weitere Leidenschaft des Journal-Frankfurt-Musikredakteurs, der außerdem regelmäßig über Frauenfußball schreibt. – Mehr von Detlef Kinsler >>
 
 
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