Von A wie Arnold bis Y wie Liao Yiwu

Das war die Buchmesse

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Viel zu viele Literaten, Autoren und sonst irgendwie schreibende Menschen (und Hunde!) tummelten sich vergangene Woche in Frankfurt. Wir haben versucht, so viele wie möglich zu treffen. Ein Best of.

nb, mim, ges /

Das Beste kommt bekanntermaßen zum Schluss. Liao Yiwu wurde am Sonntag mit dem Freidenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet. Vor 1.000 geladenen Gästen, unter dem Applaus von Bundespräsident Joachin Gauck und Bundestagspräsident Norbert Lammert, nahm der Chinese den 25.000 Euro schweren Preis entgegen und machte dort weiter, wo er mit seinen Werken aufgehört hatte: Mit Kritik an seinem Heimatland. "Dieses Imperium muss auseinanderbrechen", sagte Liao Yiwu ein ums andere Mal, sogar auf Deutsch. Aber auch die westlichen Länder, die mit China kooperieren, bekamen ihr Fett weg. "Der Einfluss dieses Wertesystems des Drecks, der den Profit über alles stellt, nimmt weltweit überhand."

Das Wertesysytem von Sonya Kraus favoririsiert den schnöden Mammon derzeit nicht. Der Frankfurter Fernsehmoderatorin stand das frische Mutterglück bei ihrem Auftritt ins Gesicht geschrieben. „Mutter sein ist wie unter Drogen zu stehen. Man wird völlig Balla Balla im Kopf. Das Kind saugt einen aus“, gestand sie im Interview denn auch. Selbst ihr Mann habe beim Anblick des Sprösslings schon Herzchen in den Augen. Zur Bewerbung ihres neuen Buches plauderte sie vergnügt über die Wonnen des Windelwechsels, dem Suchen und Finden des idealen Stillstuhls und den aufregenden Wochen vor der Geburt, als ihr Ruhe verordnet war und ihr Mann ausgerechnet kurz vor der Geburt nach Mykonos wollte. Das bisherige Leben von Lothar Matthäus hingegen war weniger einfach, letztlich wird der Mann immer falsch verstanden. Und weil es bisher so viele Bücher gegeben hat mit seinem Namen im Titel, in denen das Leben des Fußballspielers erzählt wurde – und laut Loddar noch dazu völlig falsch – hat er jetzt selbst ein Buch verfasst – äh, verfassen lassen. „Ich komme aus einer Generation, in der Ehrlichkeit und Anstand noch was zählen“, begann Matthäus dann seine Journalistenschelte vor dem Radiomoderator und den zuschauenden Vertretern der Presse. Aber im Buch redet Matthäus ja Klartext und kommt auch im Interview zu ungewöhnlichen Erkenntnissen: „Ab und zu denke ich zu wenig nach“. Naja, man soll den Sand ja nicht gleich in den Kopf stecken.

Köpfchen hat jedenfalls Schauspieler Sky du Mont, der mittlerweile sein siebtes Buch vorlegt und noch immer in der Öffentlichkeit nicht angemessen als Schriftsteller gewürdigt wird. Dabei schreibe er die doch selbst, ganz im Gegensatz zu Prominenten wie Daniela Katzenberger. „Die sagt dann noch: ich weiß gar nicht was n meinem Buch steht und ob ich das überhaupt verstehe.“ Ansonsten gestand der einst bekennende FDP-Wähler, dass er derzeit nicht mehr so von der Politik überzeugt sei.

Das kann Daniel Cohn-Bendit natürlich nicht passieren. Die „lebende Legende“, wie er auf dem blauen Sofa angekündigt wurde, zieht derzeit mit seinem frisch erschienenen Manifest „Für Europa!“ durch die Lande. In Frankfurt hatte man ihm Robert Menasse an die Seite gesetzt, weil auch „der europäische Landbote“ ein Plädoyer fürs Zusammenwachsen des Kontinents ist. Über Details, wie ein föderales Europa aussehen könnte, wurde zwar ein bisschen gestritten, im Prinzip waren sich die beiden aber einig. Die Vorzüge eines geeinten Europas: „Die Kinder lesen Goethe UND Victor Hugo und wir empfehlen uns die besten Weine des Kontinents“, frohlockte der EU-Abgeordnete. Na, wem da nicht das Wasser im Munde zusammenläuft …

Was dem einen das Politiksüppchen ist dem anderen der Mini-Leberknödel in Rinderbrühe. Mit solchen Leckereien wird Mops Sir Henry zu Hause verwöhnt. Die Rezepte der Hundeleckereien findet man jetzt im Buch „Hier kocht der Mops“. Kostprobe gefällig? Steckerlfisch, Mopsburger, Mops-Sushi, Lammragout und Obazda auf Schnuffiart. Dass Mops Sir Henry von seinen Besitzern, PR-Lady Uschi Ackermann und dem Gourmet-Papst Gerd Käfer, liebevoll gefüttert wird, das glaubt man angesichts des drallen Hundekörpers gerne. Mit Verlaub, Sir Henry, der einzige vierbeinige Autor der Buchmesse, der auch noch im Kinderwagen vorfuhr, scheint es etwas zu sehr zu schmecken. Dafür lächelte, nein hechelte, er freudig in die Kameras. Sehr viel grimmiger kuckte Krimi-Autorin Ingrid Noll drein, während Donna Leon am gleichen Stand belustigt vor Kameras Grimassen schnitt und lustig mit den Augen rollte. Das tat auch Eckart von Hirschhausen, der bei einer Lesung lautes Getöse feststellte: „Warum machen diese Aborigines immer eine Show, wenn ich gerade auf der Buchmesse eine Veranstaltung habe?“ Die Fangemeinde blieb jedoch standhaft, auch wenn draußen der Haka getanzt wurde. Vielleicht auch weil Komiker Vince Ebert versprach, es lohne sich zu bleiben, man wolle gleich auch noch einen Einbaum schnitzen. Der wie immer mit Kopftuch verzierte Koch Stefan Marquard erzählte von seiner Blitzküche, die es nun in Buchform gibt und hantierte dabei mit dem iPad als sei es ein Tablett. Gut, darum spricht man wohl auch vom Tablett-PC.

So doof es klingt: Das Thema Non-Books nahm ohnehin einen gehörigen Platz ein auf der Buchmesse. Detlev Buck etwa sprach über die Schwierigkeiten, seine Verfilmung von Daniel Kehlmanns „Die Vermessung der Welt“ zu finanzieren. Weil er die Tiefe und Weite der Landschaft zur Geltung bringen will, drehte er das ganze in 3-D. „Die Story ist ja keine typische Heldengeschichte mit typischen Spannungsbogen“, so der Regisseur. Da sei das mit der Finanzierung ja ohnehin schwierig. Geklappt hat’s dann aber doch noch. Den entgegengesetzten Weg – vom Film zum Buch – hat Arnold Schwarzenegger gewählt. „Total Recall“ ist ein Thriller über das Leben des Österreichers. Mit vielen Höhen und einigen Tiefen, die das Stehaufmännchen aber natürlich immer wieder gemeistert hat. So auch das Verschwinden seiner Anzüge bei der Anreise. Die waren irgendwo am Flughafen verloren gegangen. Beim Anruf bei FedEx bemerkten die eifrigen Anzugsucher dann ganz nebenbei: „It’s for Arnold!“ und, schwupps, tauchten die Anzüge wieder auf. Ob allerdings die Strümpfe auf der Strecke blieben und Arnie deswegen lustig bunte Ringelsocken trug, ist nicht bekannt.

Ob in klassisch schwarzem Anzug, in schickem roten Kleid oder etwas freizügiger in pink – Jeder hat sich auf seine Weise für die Frankfurter Buchmesse rausgeputzt. Katja Eichinger bezauberte vor allem durch ihr strahlendes Lächeln, wenn sie Geschichten von ihrem verstorbenen Mann Bernd Eichinger erzählte. Lady Bitch Ray hingegen sorgte auf andere Weise für Aufmerksamkeit. Zusammen mit ihren „Votzensekretärinnen“ plauderte sie über ihr Buch „Bitchsm“ und zog unverblümt über Kollegen her – nicht ganz jugendfreie Ausdrücke blieben dabei, wie zu erwarten war, nicht aus. Unerwartet sympathisch hingegen war Edmund Stoibers Auftritt auf der ARD-Bühne. Der Politiker im Ruhestand konnte mitlachen über seine berühmten Versprecher wie „ludernde Glut“. Zum Thema seiner momentanen politischen Arbeit posaunte er dann aber wieder in gewohnter Politikermanier mit gehobenem Zeigefinger hinaus “Ich mache das ehrenamtlich, also nicht für Geld.“ Irgendwie muss sich nun mal jeder hervortun. So auch Johann Lafer mit seiner Back-Enzyklopädie. In dem Schinken „Der große Lafer – Backen“ finden sowohl Spitzenköche als auch absolute Laien hunderte von Backrezepten „mit Geling-Garantie“, versprach Lafer, und ließ vor lauter Euphorie fast die Biskuitrollen vom Backblech rutschen. Na dann: Bon appétit!


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