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Zwei neue Investoren

Das Philosophicum bleibt - nur wie?

Es sieht schlecht aus für das gemeinschaftliche Wohnmodell der „Projektgruppe Philosophicum“. Zwei Investoren bieten weit mehr Geld. Doch die Projektgruppe zweifelt an der Grundstücksgröße und dem Kaufpreis.
Der Plan, das Philosophicum abzureißen und die Fläche neu zu bebauen, ist vom Tisch. Vier Jahre lang haben rund 150 Menschen aus Bockenheim und dem Westend den Kramer-Bau in der Gräfstraße 74/76 verteidigt. Die Projektgruppe „Philosophicum“ hat ein solidarisch finanziertes Wohnmodell erarbeitet, mit dem sie dem Turm nach zehn Jahren des Leerstands wieder Leben einhauchen wollen. Neben Wohnraum für rund 150 Personen zu einen Mietpreis von 10,62 Euro pro Quadratmeter, plant die „Projektgruppe Philosophicum“ ein Quartiersbüro, eine Kita, ein Café und ein Kramer-Archiv. Fünf Millionen Euro bietet die Initiative der ABG Frankfurt Holding für das rund 4.500 Quadratmeter große Grundstück samt dem denkmalgeschützten Kramer-Bau.

Zwei Investoren machen der Projektgruppe Konkurrenz
Nun aber haben zwei neue Investoren, deren Namen ABG-Chef Frank Junker nicht nennen wollte, ihr Interesse an dem Gebäude und dem Grundstück bekundet. Sie wollen das alte Institutsgebäude in die Grünflächen hinein erweitern und bieten der ABG mit 7,1 beziehungsweise 7,8 Millionen Euro, über zwei Millionen Euro mehr als die Projektgruppe. Zudem sehen die Pläne hochpreisige Wohnungen ab 12 Euro pro Quadratmeter vor. Dies, so sagt Anette Mönich, Sprecherin der „Projektgruppe Philosophicum“, belege unzweifelhaft die Wirtschaftlichkeit des Denkmalschutzes. Doch die Angebote der Investoren könnten dem genossenschaftlich organisierten Wohnprojekt den Garaus machen. Denn ABG-Chef Frank Junker sagt: „Unter dem Verkehrswert von sieben Millionen Euro verkaufen wir nicht.“ Dies habe er der Projektgruppe bereits mehrfach mitgeteilt. Sie müsse mehr Geld bieten, wenn sie im Rennen bleiben wolle: „Es reicht einfach nicht aus, mit fünf Millionen Euro ins Rennen zu gehen und zwei Jahre lang nichts Neues vorzutragen. Das ist zu wenig.“ Sollte die Genossenschaft ein neues Angebot machen, werde sich zeigen, ob sich eine Lösung finden lasse.

Zweifel an Grundstücksgröße und Preis
Den von der ABG genannten Verkehrswert zweifeln die Mitglieder der Projektgruppe allerdings an. Nicht, weil sie Subventionen von der Stadt wollen, sondern, weil das Grundstück und die Immobilie „nicht mehr wert“ seien: Im Grundbuch habe das Flurstück eine Größe von 4450 Quadratmetern. Diese Größe hat auch die ABG herangezogen und kommt so auf einen Verkehrswert von 7,1 Millionen Euro. Hiervon seien jedoch öffentliche Flächen abzurechnen. So ergab die von FH-Professor Fabian Thiel angestellte Berechnung eine Grundstücksgröße von 3980 Quadratmetern, was den Kaufpreis für das Grundstück verringern würde. Die Planung der Projektgruppe orientiert sich an der von Fabian Thiel vorgenommene Bodenwertschätzung. Diese ergibt für das Grundstück – nach Berechnungsverfahren – einen Bodenwert zwischen 3,8 und knapp fünf Millionen Euro, der anhand des Vergleichs mit dem Wohnbau-Grundstück am neben dem Bockenheimer Depot berechnet wurde.

Doch bislang existiert weder ein rechtskräftiger Bebauungsplan für das Areal, noch ist die genaue Grundstücksgröße bekannt. Demnach könne diese Bewertung allenfalls als Orientierunghilfe, nicht aber als verbindliche Entscheidungshilfe herangezogen werden, sagte Thiel. „Bevor der Bebauungsplan für den Kulturcampus nicht öffentlich ausliegt und beschlossen ist, ist das Grundstück nicht abschließend zu bewerten.“ Demnach bestehe kein Zeitdruck, da die ABG das Grundstück nicht verkaufen könne, solange nicht klar sei, was im Bebauungsplan festgeschrieben werde. Jeder Investor müsse den Bebauungsplan abwarten, sagte Thiel.

ABG hält Kalkulationen der anderen Interessenten für realistischer
Frank Junker hingegen beruft sich auf die Grundstücksbewertung des Gutachterausschusses vom Stadtvermessungsamt und verteidigt den angegebenen Verkehrswert von 7,1 Millionen Euro. Außerdem zweifelt er an der Höhe der Baukosten, die die Projektgruppe auf rund 16 Millionen Euro schätzt. Die ABG komme hier zu ganz anderen Ergebnissen. Und die Kalkulationen der zwei anderen Investoren seien „weitaus realistischer“, sagte Junker.

Projektgruppe Philosophicum bleibt optimistisch

Trotz alledem sehen Anne Lamberjohann und Anette Monich von der „Initiative Zukunft Bockenheim“ „gute Chancen für die Realisierung des Projekts“. Denn sie rechnen damit, dass aufgrund des in den Planungswerkstätten erarbeiteten Konsensplans eine „sozialverträgliche Nutzung“ im Bebauungsplan festgeschrieben wird. Anette Mönich ist sich sicher, dass dies dazu führen würde, dass die zwei Investoren ihre Kaufangebote zurück ziehen. Außerdem appellierte die Projektgruppe am Donnerstag „an die Moral der ABG“: Ein Höchstbietenden-Verfahren könne weder den besonderen Ansprüchen des Gebäudes noch der Stadtentwicklung Bockenheims gerecht werden. Es würde unweigerlich zu weiteren Mietsteigerungen und Verdrängung im Quartier führen, Flächen der öffentlichen Hand zu entwickeln, um private Gewinne zu erwirtschaften.
 
19. Februar 2014, 09.41 Uhr
Miriam Mandryk
 
 
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