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Foto: Nils Bremer
Foto: Nils Bremer

Neues Umspannwerk für Interxion vor Fertigstellung

Die Frankfurter Rechenzentren verbrauchen jetzt mehr Strom als der gesamte Flughafen

Interxion betreibt zehn Rechenzentren – und bekommt von der Mainova ein Umspannwerk für die Stromversorgung. Die Flächen des Dienstleisters sind Teil des weltgrößten Internetknotens, der mehr und mehr Strom verbraucht.
Jens Prautzsch ist erst seit wenigen Tagen neuer Geschäftsführer von Interxion – mit dem Aufschwung des Internet-Datenverkehrs beschäftigt er sich aber schon seit Jahren. Erst bei der Telefónica, wo er ebenfalls Geschäftsführer war, zuletzt beim bayerischen Telekommunikationsunternehmen M-net, das mit dem Aufbau von Glasfasernetzen bis in hessische Gefilde vorgedrungen ist. Nun also Interxion (sprich: Inter-Action), eines von vielen Unternehmen, das in Frankfurt Rechenzentren baut und vermietet, das elfte Gebäude an der Hanauer Landstraße ist gerade im Bau:



4800 Quadratmeter, zehn Megawatt Stromleistung soll es einmal für die Kunden von Interxion geben. 95 Millionen Euro investiert die Firma in den Neubau, dessen erster Abschnitt noch in diesem Jahr fertig werden soll. Begonnen hatte man um die Jahrtausendwende, doch die letzten beiden Jahre zeigen ein geradezu exponentielles Wachstum: "Seit 2014 haben wir soviel Kapazität hinzugewonnen wie in der gesamten Zeit zuvor", sagt Herr Prautzsch. Klar ist: Die in Frankfurt durchgeschleuste Datenmenge nimmt rasant zu, nicht immer wirklich berechenbar. "Ein gutes Beispiel ist Netflix, die es nach sechs Wochen unter die Top 10, nach weiteren sechs Wochen unter die Top 5 schafften, was den Datenverbrauch angeht." Wie auch beim Stromverbrauch gibt es Spitzen – abends etwa, wenn die TV-Streamingdienste vor allem in Anspruch genommen werden.

Wo derart viele Daten ihren Weg nehmen, nimmt auch der Stromverbrauch zu. Lothar Herbst vom Vorstand des städtischen Energieversorgers Mainova sagt, dass der Flughafen gut 18 Prozent des gesamten städtischen Strombedarfs abnehme, alle Rechenzentren zusammengenommen nun über 20 Prozent. Die Mainova wiederum beliefere 80 Prozent aller Rechenzentren der Stadt mit Strom, derzeit sind das 700 Millionen KWh im Jahr. Und die wiederum müssen in verlässlicher Qualität zur Verfügung gestellt werden. In Deutschland ist Strom durchschnittlich gut 16 Minuten im Jahr nicht verfügbar, in Frankfurt kommt man auf die Hälfte dieses Werts. "Doch wenn ein Rechenzentrum wie dieses hier acht Minuten keinen Strom hat, dann würde das den Verantwortlichen die Schweißperlen auf die Stirn treiben", so sagt Herr Herbst.



Die Mainova hat nun für Interxion ein Umspannwerk errichtet, Starkstrom mit 110.000 Volt kommt dort an und wird für die Rechenzentren umgewandelt. Das Werk gehört danach Interxion, wird von der Mainova-Tochterfirma Netzdienste Rhein-Main (NRM) aber betrieben. Von den 32 Umspannwerken sei dies das erste, was man für ein anderes Unternehmen hergestellt habe, so Herbst.

In einem halben Jahr soll das Werk angeschlossen werden, nun wurde es der Öffentlichkeit erstmals gezeigt. Für Stefan Seifert ein Traumprojekt. "Wenn man Elektrotechnik studiert hat, dann wünscht man sich, dass irgendwann einmal so etwas zu einem kommt", sagt der Projektleiter der NRM:



Die Anlage ist wie die Rechenzentren auch redundant ausgelegt, das heißt, wenn ein Teil der Anlage ausfällt, kann ein zweiter die Last übernehmen. Auf Seite von Interxion wurden gibt es für die Rechenzentren noch Dieselaggregate, die für kurze Zeit einspringen, wenn doch kein Strom mehr fließen sollte. Der Strom kommt mit 110 Kilovolt an, entsprechend dick sind die Kabel, die in die Anlage hineinführen:





Eine besondere Herausforderung war auch der Trafo, der den Strom von 110 auf 30 Megavolt bringt. Er wiegt gut 90 Tonnen, wurde nachts über eine vollgesperrte Hanauer Landstraße auf einem Tieflader angeliefert, ins Gebäude eingebracht und eingemauert. "Da freut man sich dann, wenn die Berechnungen gestimmt haben", sagt Herr Seifert.



Die Sicherheitsregeln am Trafo sind diese hier:


20 Millionen Euro wurden für das Werk investiert, es soll 39 Megawatt zusätzliche Stromversorgung an die Hanauer Landstraße bringen. Ökostrom, übrigens. Recht aufwendig sind auch die Sicherheitsvorkehrungen auf dem Gelände, der weltgrößte Internetknoten ist auch weltpolitisch ebenso von Bedeutung wie wirtschaftlich.



Christian Garbe vom Frankfurter Innovationszentrum nennt ihn den Datenflughafen und hebt hervor, das Frankfurt mit ihm einen echten Schatz habe. Die großen Glasfaser-Achsen wurden einst für die Finanzindustrie gelegt, nutzen nun aber auch gänzlich anderen Branchen. Garbe hofft mit dem Begriff "New German engineering" gleich dem ganzen Land zu Aufschwung verhelfen zu können, er nennt Projekte aus der Krebsforschung als Beispiel – die Gewebeanalyse habe hierzulande ganz entscheidend verkürzt werden können. Für solche medizinischen Anwendungen spielen Rechenzentren und Computerleistungen eine immer stärkere Rolle. Fünf Gigabyte nehme die Analyse eines Krebsgewebes ein. "Die Behandlung kann so spezifischer, genauer und auf den Patienten zugeschnitten vorgenommen werden", so Garbe.
 
27. Januar 2017, 12.32 Uhr
nil
 
 
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