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Foto: Sheera Plawner
Foto: Sheera Plawner

Druck auf den Finanzplatz Frankfurt

Kommt jetzt die Fusion von Deutsche Bank und Commerzbank?

Trotz des schwierigen Marktumfeldes kann die Deutsche Bank nach drei verlustreichen Jahren im Gesamtjahr wieder einen Gewinn ausweisen und steht damit besser da als erwartet. Vorstandschef Christian Sewing zeigt sich zufrieden. Der Abbau von Arbeitsplätzen geht weiter.
„Wir schreiben trotz viel Gegenwind den ersten Gewinn nach Steuern seit 2014“, sagt Christian Sewing, Deutsche-Bank-Chef auf der heutigen Jahresmedienkonferenz in der Frankfurter Zentrale an der Taunusanlage. Im Vergleich zum Vorjahr hat sich das Ergebnis um über eine Milliarde Euro gesteigert. Das hört sich erstmal nach einer großen Zahl an, ist aber unter anderem mit einer Streichung von 6 000 Vollzeitstellen verbunden. „Unsere Bank steht heute so stabil da wie selten zuvor“, führt er fort und versucht damit, die Öffentlichkeit mit Blick auf das Jahr 2019 davon zu überzeugen, dass Deutschlands größtes Geldhaus in der Lage ist, für Kunden und Investoren attraktiv zu sein - auch ohne Fusion.

Aktuelle Fusionsgerüchte um die Deutsche Bank sind nicht nur am Finanzort Frankfurt ein Dauerbrenner. Rund um die Mainzer Landstraße hört man immer wieder Mutmaßungen, „wie es aktuell um die Deutsche Bank steht“. Ob mit der Commerzbank, der niederländischen ING, britischen Barclays oder der Schweizer Großbank UBS. Finanzexperten haben alle möglichen Fusionsszenarien durchgespielt. Bei vielen würden sich die Frankfurter als Juniorpartner unterordnen müssen. Die Bundesregierung möchte den Finanzstandort Deutschland aber stabilisieren. Treffen zwischen Ministern und Bankern lassen darauf schließen, dass die Bundesregierung an einer Fusion der beiden Frankfurter Banken interessiert zu sein scheint. Eine Partnerschaft mit einem ausländischen Institut könnte dazu führen, dass sich Zentralen verschieben würden. Seit den Brexit-Verhandlungen herrscht ein klarer Wettbewerb um Finanzstandorte. „Wenn Frankfurt nach einer Fusion mit einem größeren internationalen Institut nicht mehr Hauptzentrale der beiden Geldhäuser bleibt, hat das negative Auswirkungen auf den Bankenstandort“, sagt Professor Christoph Schalast für Unternehmensübernahmen an der Frankfurt School of Finance. „Kein Frankfurter möchte das.“

Unter den zehn größten Banken weltweit ist keine deutsche Bank. Viele Experten sind sich einig, dass es auf absehbarer Zeit zu einer Konsolidierung im europäischen Bankensektor kommen muss. Die Entwicklungen an den Finanzmärkten werden von politischen Entscheidungen zunehmend beeinflusst. Die Herausforderungen sind so groß wie nie zuvor. Die Sprecher von Deutsche Bank und Commerzbank kommentieren Marktgerüchte generell nicht. Die Worte von Sewing auf dem Weltwirtschaftsgipfel in Davos vor einigen Tagen sprechen für sich: „Ich habe eine große Aufgabe vor mir und die lautet, die Deutsche Bank wieder in die Gewinnzone zu bringen. Das ist meine Hauptaufgabe, über andere Dinge mache ich mir zurzeit keine Gedanken.“ Klar und deutlich: Sewing möchte es alleine schaffen, ohne aufgezwungenen Fusion. Auch heute wiederholte er diese Worte.

Unterschiede und Gemeinsamkeiten

An der Börse ist der ganze Konzern aktuell rund 16 Milliarden Euro wert. Die Commerzbank kommt auf weniger als die Hälfte. Allein in den vergangenen fünf Jahren ist der Aktienkurs der Deutschen Bank mehr als 70 Prozent gefallen. Die Liste von Sewings Aufgaben ist lang. Schülerhaft redet der 48-jährige Mann von „Hausaufgaben erledigen“. „Wir haben 2018 viele Hausaufgaben gemacht“, sagt er heute. Und für 2019 soll es so weiter gehen. Zehn Jahre nach der Finanzkrise steckt die Deutsche Bank aber noch mitten in Aufräumarbeiten. Auch 2019 ist von Digitalisierungsprozessen, turbulenten und wirtschaftlich schwierigen Zeiten die Rede. In deutschen Großstädten sind die beiden Frankfurter Geldhäuser verbreitet aufgestellt. Ein genauerer Blick in die Strukturen verrät aber: Nicht nur enorme Größenunterschiede fallen auf. Die Deutsche Bank ist nach Bilanzsumme und Mitarbeiterzahl größtes Kreditinstitut Deutschlands und beschäftigt allein in Frankfurt über 10.000 Mitarbeiter. Das Hauptgeschäft und damit der wohl größte Unterschied zur Commerzbank ist das hauptsächlich in London angesiedelte Investmentbanking. Damit ist die Deutsche Bank international gut aufgestellt und macht vor allem mit Finanzierungen im Ausland größere Geschäfte. „Wir brauchen beide Institute als nationale Wettbewerber“, sagt Professor Christoph Schalast.

Auch Professor Volker Brühl, Geschäftsführer des Center for Finanical Studies in Frankfurt, hält einen Zusammenschluss von Deutsche Bank und Commerzbank „strategisch nicht für sinnvoll, da die Überlappungen zu groß sind. Sollte es dennoch zu einer solchen Fusion kommen, ist ein massiver Personalabbau, vor allem in den Zentralen, unvermeidbar.“ Er geht davon aus, „dass je nach Ausgestaltung der Fusion zwischen 3.000 und 5.000 Arbeitsplätze allein in der Rhein-Main Region wegfallen würden.“ Derzeit sind mehr als 60.000 Angestellte im Bankensektor in Frankfurt beschäftigt.

Immer wieder kommen Steuerskandale und Geldwäscheaffären zum Vorschein und lassen das Image der Banker in den Medien schlecht aussehen. Die Macht der Banken löste immer wieder kontroverse Diskussionen aus. Negative Berichterstattung gehört für viele zum Alltag. Dazu verändern neue Technologien die Finanzindustrie rasant. Das Potential von Kryptowährungen macht die Runde und bargeldloses Bezahlen kommt immer häufiger zum Einsatz. Die Digitalisierung stellt die klassische Vermittlerfunktion der Banken in Frage. Nicht nur in der größten Stadt Hessens, sondern weltweit sind Finanz- und Weltwirtschaftssysteme im Umbruch. Fazit: Deutsche Bank und Commerzbank stehen derzeit wirtschaftlich, trotz Minigewinn, nicht besonders gut da. Ungewiss ist, ob eine Fusion von zwei – im weltweiten Vergleich – schwachen Instituten automatisch ein starkes ergeben.
 
1. Februar 2019, 12.15 Uhr
Sheera Plawner
 
 
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