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Der Zuzug der Banker macht Mietern Angst

Fluch und Segen des Brexit

Ein Jahr nach der Abstimmung zeigt sich, welche Folgen der Brexit für den Standort Frankfurt hat. Diverse Banken ziehen her oder stocken ihr Personal auf. Aber was bedeutet das für den Wohnungsmarkt?
Ende Juni vergangenen Jahres haben 51,9 Prozent der Briten für den Brexit gestimmt. Vermutlich ohne ganz zu überblicken, welche Folgen der Austritt aus der Europäischen Union mit sich bringt. Dass auch die Bankenstadt Frankfurt davon profitieren könnte, hat die hessische Landesregierung schon sehr schnell gesehen, ist zu Vermarktungsbesuchen in Großbritannien gewesen und pries Frankfurt als idealen Standort für Banker aus London an. „Die Früchte ernten wir jetzt, wo die ersten Unternehmen ihre Standortentscheidungen für Frankfurt bekanntgeben“, sagt Europaministerin Lucia Puttrich. Zunächst war nur gemutmaßt worden, dass Frankfurt ein „Gewinner“ des Brexit sein könnte, doch auch Dublin und Paris buhlten um Unternehmen, die durch den EU-Austritt Nachteile in UK erwarten. Kernproblem bei den derzeit in London sitzenden Finanzinstituten ist etwa, dass sie ab März 2019 eine Gesellschaft mit Banklizenz in einem der verbliebenen 27 EU-Länder haben müssen, um ihre Dienstleistungen in der EU vermarkten zu dürfen. Ein Jahr nach dem Brexitvotum und wenige Monate nach der Antragstellung des Austritts durch Theresa May zeigt sich nun, dass verschiedene Banken sich – vermutlich wegen der guten internationalen Verkehrsanbindung, der Nähe zur Bankenaufsicht und auch der vergleichsweise günstigen Mieten – für Frankfurt interessieren. Die Finanplatzinitiative Frankfurt Main Finance (FMF) geht davon aus, dass in den kommenden fünf Jahren in Frankfurt rund 10.000 Jobs entstehen und sich mindestens 12 Banken für die Mainmetropole entscheiden werden.

Ob diese Schätzung zu optimistisch ist, wird sich zeigen. Aber die drittgrößte Bank Japans, die Sumitomo Mitsui Financial Group, wird ihre Europazentrale von der Themse an den Main verlegen. Zurzeit arbeiten noch 1000 Mitarbeiter in London. Klare Bekenntnisse zu Frankfurt gibt es auch vom japanischen Wertpapierhändler Nomura Holding und von Daiwa Securities, letzterer hat bereits eine Tochtergesellschaft in Frankfurt beantragt. Mit Sicherheit wird nicht jede Bank eine große Niederlassung in Frankfurt errichten, aber die bestehenden werden vermutlich ausgebaut. So sickerte durch, dass Goldman Sachs angeblich im Messeturm die Belegschaft von derzeit 200 auf 400 Mitarbeiter aufstocken will. Ähnliches ist von der US-Investmentbank Morgan Stanley zu hören. Angeblich will auch die Citigroup ihr Personal aufrüsten.

Aber all diese hinzukommenden Banker wollen auch irgendwo wohnen, vermutlich am liebsten direkt zentral in der Stadt. Und wo so viele gutverdienenden Arbeitnehmer nach Wohnungen Ausschau halten, könnte das natürlich Auswirkungen auf den ohnehin schon angespannten Wohnungsmarkt haben. Das macht vielen Frankfurtern jetzt schon Angst.

Das bestätigt eine von der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC) in Auftrag gegebene Umfrage namens „So sehen die Frankfurter Frankfurt“, für die im Frühjahr in Form einer Online-Panel-Befragung 500 Personen aus der Region Frankfurt im Alter von 18 bis 65 Jahren interviewt wurden. Das Ergebnis: Jeder zweite Befragte aus Frankfurt und dem Umland macht sich wegen des Brexits Sorgen um steigende Mietpreise. 40 Prozent fürchten, dass die besserverdienenden Zuzügler einzelne Stadtviertel verändern, also gentrifizieren könnten. 34 Prozent äußerten zudem Bedenken, dass die Verlagerung von Arbeitsplätzen nach Frankfurt hier zu weniger Wohnungen auf dem Markt führt. Daher geht eine Mehrheit der Befragten (95 Prozent) davon aus, dass die Mieten binnen der kommenden fünf Jahre ansteigen werden. Lediglich ein Prozent glaubt, dass die Mietpreise sinken werden. Aber die Studie zeigt auch, dass nicht nur negative Seiten gesehen werden: 39 Prozent fanden etwa, dass die Stadt attraktiver werde, wenn sich neue Unternehmen ansiedeln. „Hier liegt eine Jahrhundertchance für Frankfurt und die gesamte Metropolregion“, sagt Ulrich Störk, Partner bei PwC und Leiter des Standorts in Frankfurt.
 
6. Juli 2017, 11.45 Uhr
Nicole Brevoord
 
Nicole Brevoord
Jahrgang 1974, Publizistin, seit 2005 beim JOURNAL FRANKFURT als Redakteurin u.a. für Politik, Stadtentwicklung, Flughafen, Kultur, Leute und Shopping zuständig – Mehr von Nicole Brevoord >>
 
 
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