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Foto: Laura Zachmann
Foto: Laura Zachmann

Als Frau auf der IAA 2015 in Frankfurt

Zwischen Hausfrauenpanzern und Hormonkisten

In einer Männerdomäne wie der IAA sind Frauen bloß Objekte, die als Accessoires neben dem Auto stehen. Aber worauf legen Frauen bei der Wahl ihres Autos eigentlich wert? Hier scheint man die Antwort zu kennen.
Ein Porsche Carrera in glänzender Graulackierung. Hinter dem Lenkrad sitzt ein Typ Mitte 30. Er trägt Anzug und gegelte Haare. Neben ihm steht eine blonde Hostess mit zehn Zentimeter hohen Pumps, den Hintern rausgestreckt. Sie erklärt ihm die Technik, doch die wird hier zur Nebensache. An einem anderen Stand kann man mit einer Hostess mit Selfiestick Fotos machen. Rechts und links neben ihr stehen zwei Männer, während sie in die Kamera grinst.

Auf der IAA sind Frauen Accessoires, die lächelnd neben dem Auto stehen. Früher in aufreizenden Outfits, heute im Stewardessen-Look. Schuld daran ist das Minirock-Verbot. In der Vergangenheit gab es einfach zu viele „Grapsch-Attacken“, liest man in der Bild-Zeitung. Die Zielgruppe sind immer noch Männer.

Aber wonach suchen Frauen eigentlich, wenn es um ihr Auto geht? Bei meiner Recherche fällt mir immer wieder auf: Auf einer der größten Auto-Fachmessen der Welt hat man klare Vorstellungen davon, welche Autos für Frauen geeignet sind. Wenn man gezielt danach fragt, bekommt man immer wieder die Marken „Smart“ und „Mini“ genannt.

Zu Smart gehe ich zuerst. Hier strahlen die kleinen Flitzer in grellen Farben um die Wette. Knallgrün, Babyblau oder Orange – hier will man auffallen. Zielstrebig steuere ich einen Berater hier einem Infostand an. „Ist der Smart ein Auto für Frauen?“, will ich wissen. Er betrachtet meinen Presseausweis. „Da müssen sie sich bitte an den Pressesprecher wenden“, sagt er, ohne eine Miene zu verziehen. Am Infostand frage ich nach dem zuständigen Pressesprecher. „Können Sie auch eine Mail schreiben?“, fragt mich die junge Dame. „Nein, kann ich nicht.“ Ich habe doch nur eine Frage. Nach kurzer Diskussion telefoniert sie. „Pressesprecher ist auf dem Weg“, sagt sie und lächelt entschuldigend. „Danke“, sage ich und warte.

Nach fünf Minuten erhalte ich endlich eine Antwort auf meine Frage. Willem Spelten, der Pressesprecher von Smart, drückt es ganz diplomatisch aus: „Der Smart ist das perfekte Frauenauto, aber auch ein perfektes Männerauto.“ Ich hake nach und will wissen, was Frauen denn zu schätzen wüssten. „Frauen haben viel zu organisieren, daher gibt es im Smart viel Stauraum in Form von Schubladen und Ablageflächen“, sagt er, während er mir den Innenraum zeigt. „Meine Frau würde das praktisch finden“, sagt er und grinst. Außerdem könne man sich die Farbe seines Smarts selbst aussuchen und gestalten. „Wenn eine Frau zum Beispiel den Braunton ihrer Louis Vuitton so toll findet, dann kann sie ihren Smart in genau der Farbe bekommen“, erklärt er. Das komme bei Frauen gut an. „Und schließlich fährt eine Frau keine Hormonkiste mit 400 PS“, sagt er.

Die „Hormonkisten“ stehen eine Halle weiter bei Mercedes. Hier sind die Farben nicht mehr grell, sondern gedeckt. In Schwarz, Grau und Silber stehen die Autos hier nebeneinander aufgereiht. Wieder frage ich, ob es hier auch etwas für Frauen gebe. „Na sicher, oben steht die A-Klasse“, sagt mir ein junger Mann, der als Berater neben einem Modell der AMG-Reihe steht. Die A-Klasse im oberen Teil der Halle gibt es in knallgrün und mit Fahrschul-Aufklebern.

„Was schätzen Frauen an der A-Klasse?“, will ich von einem Berater, der neben dem Auto steht, wissen. „Da darf ich leider nicht mit ihnen sprechen. Sie müssten bitte den Pressesprecher unten fragen“, sagt er. Unten am Infostand das gleiche Theater wie vorher schon bei Smart. Ob ich einen Interview-Termin hätte. Nein, habe ich nicht. Man schreibt sich meine Nummer auf und verspricht, sich zu melden. Am nächsten Tag telefoniere ich schließlich mit Anja Wassertheurer, Pressesprecherin von Mercedes. „Frauen sind bescheiden und fühlen sich in einem kompakten Auto sehr viel wohler“, sagt sie. Deshalb komme die A-Klasse bei Frauen auch so gut an. „Ein C-Klasse Coupé kann aber genau so weiblich sein“, schiebt sie hinterher.

Meine Recherche endet in der Halle von BMW und Mini. Bei Mini bekomme ich keine Antwort, die Pressesprecher sind schon abgereist. Dafür sind zwei junge Berater am Stand von BMW umso auskunftsfreudiger. Der eine blond und groß, der andere muskulös mit Igel-Haar-Frisur. Ich möchte wissen, worauf Frauen ihrer Meinung nach bei der Autosuche wert legen. Sie überlegen nicht lange und platzen sofort mit der Antwort heraus. „Also die Muttis fahren gerne SUVs. Da passen die Kinder rein und der ganze Einkauf. Das sind richtige Hausfrauenpanzer“, erklärt mir der Muskulöse und zeigt auf ein dunkelblaues Model. Ich frage, ob es nicht auch sexy sei, wenn eine Frau aus einem M6 steigt. Die Meinungen gehen auseinander. „Ich finde das attraktiv“, sagt der Größere. Auf der anderen Seite verschluckt sich der Berater fast: „Da würde mir das Herz bluten, wenn eine Frau so ein Auto fahren würde“, sagt er. „Ich kenne sowieso nur wenige die richtig fahren können.“

Auto fahren kann ich, ein M6 muss es aber nicht sein. Ich gebe mich mit einem VW Polo Baujahr 1991 zufrieden. Nach drei Stunden IAA habe ich genug Testosteron geatmet. Auf dem Weg zum Ausgang mache ich aber noch eine interessante Beobachtung: In einem anderen Modell von BMW sitzt ein älterer Mann, ebenfalls im Anzug, der immer wieder zu seiner Frau rüber schaut. Sie steht vor dem Wagen, lächelt und schenkt ihm bewundernde Blicke. Ich kann mir denken, wer hier am Ende über den Kauf des Autos wirklich entscheidet.
 
21. September 2015, 11.00 Uhr
Laura Zachmann
 
 
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