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Eine Kamera soll im Container angebracht werden – ob die Tauben bei Big Brother mitmachen wollen, bleibt abzuwarten © Stadt Frankfurt am Main, Foto: Ben Kilb
Stadttauben in Frankfurt
Nehmen die Tauben den Container im Gallus nicht an?
Die Stadt berichtet über erste Erfolge beim Taubencontainer im Frankfurter Gallus. Daran gibt es allerdings Zweifel aus dem Ortsbeirat.
Update, 17. Juni: Sind in den Taubencontainer in der Frankenallee wirklich Tiere eingezogen? Das hatte die Stadt auf Anfrage berichtet – wenn auch nur wenige und noch sehr scheue Tiere. Bei einem Besuch vor Ort konnten jedenfalls keine Vögel im oder am Container entdeckt werden. Manuel Denkwitz, für die Grünen im Ortsbeirat 1, hat ähnliche Erfahrungen gemacht: Das zum Anlocken ausgelegte Futter habe bis 10. Juni kein Tier angerührt, beschreibt der Politiker, der sich seit längerem für Taubenhäuser im Römer einsetzt.
Laut eigenen Angaben hat er den Container seit Aufstellung anfangs täglich und später jeden zweiten Tag kontrolliert – ohne, dass ihm Tiere im Container aufgefallen seien. Auch Mitarbeiter vom Stadttaubenprojekt hätten diese Beobachtung gemacht. Überhaupt hält er von der städtischen Lösung nicht viel: Die anfänglich eingesetzten Locktauben bildeten Ringeltauben ab, von denen sich Stadttauben nicht anlocken ließen. Auch sei der Container zu weit weg von der Galluswarte, wo sich die meisten Tiere aufhalten.
Stadtpolitiker hält Taubencontainer im Gallus für unwirksam
Darüber hinaus habe man bei einer Öffnung die Pendelstäbe entfernt, um den Einflug für die Tiere zu erleichtern. Dadurch würden allerdings auch Beutegreifer wie Marder leicht Zugang erhalten, die hoch genug springen können – ein weiteres Manko für Denkwitz, da die Öffnungen zu niedrig seien. Denkwitz schickte im März eine längere Stellungnahme an die Stadt, in dem er über die Unwirksamkeit des Containers referierte. Zuvor hatte er das Geschehen einen Monat lang beobachtet.
Er spricht sich darin für eine Lösung wie am Bayerischen Bahnhof in Leipzig aus. Dort steht ein Container, dessen Einflug in vier Metern Höhe liegt, dessen Umfeld ruhig und der außerdem umzäunt ist. Ob die betroffenen Dezernate und Ämter effizient bei der Suche nach neuen Taubenschlägen zusammenarbeiten, bezweifelt der Grünen-Politiker. Von der Stadt war zuletzt zu hören, dass noch keine neuen Standorte ausgemacht seien.
Stadt meldet erste Erfolge beim Taubencontainer
Erstmeldung, 12. Juni: Es liest sich ein bisschen wie ein böser Scherz: Während in Frankfurt die ersten Stadttauben in den städtischen Container im Gallus eingezogen sind und damit auf eine tierfreundliche Bestandskontrolle hoffen lassen, dürfen in Limburg bald womöglich Tauben per Genickbruch getötet werden.
Ende Februar stellte die Stabsstelle Sauberes Frankfurt einen Taubencontainer in der Frankenallee auf einem Grünstreifen auf, um im Rahmen des städtischen Taubenmanagements den Bestand tierfreundlich regulieren zu können. Eine begleitende Evaluation hat nun erste Ergebnisse geliefert: „Wir freuen uns, dass nach einer schwierigen Anfangsphase die ersten Tauben in das Taubenhaus eingezogen sind“, erklärt eine Sprecherin auf Anfrage.
Noch keine neuen Orte für Taubenschläge in Frankfurt gefunden
Demnach hätten Baustellenlärm und größere Mengen an Futter, die an der Galluswarte gestreut wurden, zunächst den Einzug der Tauben behindert. Gezieltes Anfüttern auf dem Dach sowie Artgenossen aus Plastik hätten neben anderen Maßnahmen aber letztlich die Tiere angelockt. Da die Tauben erst kürzlich im Container seien und sehr flüchtig auf Mitarbeiter reagieren würden, hätte noch kein Austausch der Eier gegen Attrappen stattgefunden. Eine Wildtierkamera zur besseren Beobachtung soll noch in dieser Woche eingerichtet werden.
Fälle von Vandalismus habe es seit der Eröffnung nicht mehr gegeben, versichert die Sprecherin. Tierschützer hatten das im Vorfeld befürchtet und auch, dass die Bodenlage des Containers zu Problemen mit Fressfeinden wie Madern führen könnte. Sie sprachen sich unter anderem für Taubenhäuser an höheren Punkten aus. Bei der Suche nach höhergelegenen Orten für Taubenschläge sei man noch nicht weitergekommen, erklärt die Stadt dazu.
Kritik an Limburger Bürgerentscheid zur Taubentötung
Weg vom Main an die Lahn sehen die Zeiten für die Stadtvögel düsterer aus. Bei einem Bürgerentscheid in Limburg stimmte eine Mehrheit parallel zur Europa- und Landratswahl für einen Beschluss der Stadtverordneten, die Tiere aktiv töten zu lassen. Die zuvor gezählten 700 Tauben dürfen demnach von einem Falkner per Genickbruch getötet werden. Der Bürgerentscheid war zustande gekommen, weil nach Protest von Tierschützern genügend Unterschriften gesammelt werden konnten.
Mehrere Tierschutzorganisationen kündigten an, gegen das Votum vor Gericht zu ziehen. Kritik gab es einerseits, weil eine Tötung gegen das Tierschutzgesetz verstoße, da es tierschutzkonforme Alternativen gebe. Hessens Landestierschutzbeauftragte Madeleine Martin wies andererseits auf die Formulierung der Fragestellung im Bürgerentscheid hin:
„Das Thema wurde in der Öffentlichkeit immer unter dem Tenor „Taubentötungen ja oder nein“ diskutiert; man musste aber gemäß Beschlusstext mit „Ja“ votieren, um die Tauben zu schützen.“ Im Wortlaut stand auf dem Wahlzettel: „Soll der Beschluss der Stadtverordnetenversammlung vom 13.11.2023 zum Thema 'Stadttaubenproblematik in der Kreisstadt Limburg a. d. Lahn' aufgehoben werden?“
Laut eigenen Angaben hat er den Container seit Aufstellung anfangs täglich und später jeden zweiten Tag kontrolliert – ohne, dass ihm Tiere im Container aufgefallen seien. Auch Mitarbeiter vom Stadttaubenprojekt hätten diese Beobachtung gemacht. Überhaupt hält er von der städtischen Lösung nicht viel: Die anfänglich eingesetzten Locktauben bildeten Ringeltauben ab, von denen sich Stadttauben nicht anlocken ließen. Auch sei der Container zu weit weg von der Galluswarte, wo sich die meisten Tiere aufhalten.
Darüber hinaus habe man bei einer Öffnung die Pendelstäbe entfernt, um den Einflug für die Tiere zu erleichtern. Dadurch würden allerdings auch Beutegreifer wie Marder leicht Zugang erhalten, die hoch genug springen können – ein weiteres Manko für Denkwitz, da die Öffnungen zu niedrig seien. Denkwitz schickte im März eine längere Stellungnahme an die Stadt, in dem er über die Unwirksamkeit des Containers referierte. Zuvor hatte er das Geschehen einen Monat lang beobachtet.
Er spricht sich darin für eine Lösung wie am Bayerischen Bahnhof in Leipzig aus. Dort steht ein Container, dessen Einflug in vier Metern Höhe liegt, dessen Umfeld ruhig und der außerdem umzäunt ist. Ob die betroffenen Dezernate und Ämter effizient bei der Suche nach neuen Taubenschlägen zusammenarbeiten, bezweifelt der Grünen-Politiker. Von der Stadt war zuletzt zu hören, dass noch keine neuen Standorte ausgemacht seien.
Erstmeldung, 12. Juni: Es liest sich ein bisschen wie ein böser Scherz: Während in Frankfurt die ersten Stadttauben in den städtischen Container im Gallus eingezogen sind und damit auf eine tierfreundliche Bestandskontrolle hoffen lassen, dürfen in Limburg bald womöglich Tauben per Genickbruch getötet werden.
Ende Februar stellte die Stabsstelle Sauberes Frankfurt einen Taubencontainer in der Frankenallee auf einem Grünstreifen auf, um im Rahmen des städtischen Taubenmanagements den Bestand tierfreundlich regulieren zu können. Eine begleitende Evaluation hat nun erste Ergebnisse geliefert: „Wir freuen uns, dass nach einer schwierigen Anfangsphase die ersten Tauben in das Taubenhaus eingezogen sind“, erklärt eine Sprecherin auf Anfrage.
Demnach hätten Baustellenlärm und größere Mengen an Futter, die an der Galluswarte gestreut wurden, zunächst den Einzug der Tauben behindert. Gezieltes Anfüttern auf dem Dach sowie Artgenossen aus Plastik hätten neben anderen Maßnahmen aber letztlich die Tiere angelockt. Da die Tauben erst kürzlich im Container seien und sehr flüchtig auf Mitarbeiter reagieren würden, hätte noch kein Austausch der Eier gegen Attrappen stattgefunden. Eine Wildtierkamera zur besseren Beobachtung soll noch in dieser Woche eingerichtet werden.
Fälle von Vandalismus habe es seit der Eröffnung nicht mehr gegeben, versichert die Sprecherin. Tierschützer hatten das im Vorfeld befürchtet und auch, dass die Bodenlage des Containers zu Problemen mit Fressfeinden wie Madern führen könnte. Sie sprachen sich unter anderem für Taubenhäuser an höheren Punkten aus. Bei der Suche nach höhergelegenen Orten für Taubenschläge sei man noch nicht weitergekommen, erklärt die Stadt dazu.
Weg vom Main an die Lahn sehen die Zeiten für die Stadtvögel düsterer aus. Bei einem Bürgerentscheid in Limburg stimmte eine Mehrheit parallel zur Europa- und Landratswahl für einen Beschluss der Stadtverordneten, die Tiere aktiv töten zu lassen. Die zuvor gezählten 700 Tauben dürfen demnach von einem Falkner per Genickbruch getötet werden. Der Bürgerentscheid war zustande gekommen, weil nach Protest von Tierschützern genügend Unterschriften gesammelt werden konnten.
Mehrere Tierschutzorganisationen kündigten an, gegen das Votum vor Gericht zu ziehen. Kritik gab es einerseits, weil eine Tötung gegen das Tierschutzgesetz verstoße, da es tierschutzkonforme Alternativen gebe. Hessens Landestierschutzbeauftragte Madeleine Martin wies andererseits auf die Formulierung der Fragestellung im Bürgerentscheid hin:
„Das Thema wurde in der Öffentlichkeit immer unter dem Tenor „Taubentötungen ja oder nein“ diskutiert; man musste aber gemäß Beschlusstext mit „Ja“ votieren, um die Tauben zu schützen.“ Im Wortlaut stand auf dem Wahlzettel: „Soll der Beschluss der Stadtverordnetenversammlung vom 13.11.2023 zum Thema 'Stadttaubenproblematik in der Kreisstadt Limburg a. d. Lahn' aufgehoben werden?“
17. Juni 2024, 15.37 Uhr
Till Geginat
Till Geginat
Jahrgang 1994, Studium der Theater-, Film- und Medienwissenschaft an der Goethe Universität Frankfurt, seit November 2022 beim JOURNAL FRANKFURT. Mehr von Till
Geginat >>
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