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Foto: Bernd Kammerer
Foto: Bernd Kammerer

Kriminalstatistik 2022

Weller: „Die Zündschnur der Menschen scheint kürzer geworden zu sein“

Die Kriminalitätsentwicklung in Frankfurt hat 2022 leicht zugenommen. Die Polizei hält eine Waffenverbotszone im Bahnhofsgebiet weiterhin für nötig.
Am Freitag hat die Frankfurter Polizei die Kriminalstatistik für das Jahr 2022 vorgestellt. Laut deren Angaben sind im Vergleich zum Jahr 2021 mit 96 449 Fällen 12 598 mehr Straftaten registriert worden, was einem Zuwachs von 13,1 Prozent entspricht. Die Zahlen seien laut Polizeipräsident Stefan Müller jedoch mit Vorsicht zu genießen, da die beiden Pandemie-Jahre wegen der Ausgangssperren und Quarantänebeschränkungen schwer einzubeziehen seien.

Gemessen am vorpandemischen Aufkommen von Straftaten im Jahr 2019 mit 114 421 Straftaten ist die Fallzahl um 4,7 Prozent gesunken auf 109 047. Allgemein liegen die Gesamtzahlen auf einem annähernd gleichen Niveau wie vor der Pandemie. Müller blickt dabei eher auf den 10-Jahres-Vergleich, der über die Jahre eine abnehmende Richtung aufweist.

Wohnungseinbrüche in Frankfurt sind gesunken

Erfreut zeigte sich Viktor Lekic, Leiter der Kriminaldirektion, über die Entwicklung bei den Wohnungseinbrüchen mit Diebstahl – lange ein Sorgenkind der Polizei. Die Fallzahlen sind 2022 auf dem niedrigsten Tiefstand seit 1971 und zwar bei 702 registrierten Fällen. 2019 waren es noch 1072 Fälle.

Laut Lekic sei nur in jede 584-zigste Wohnung eingebrochen worden. Das Gesamtergebnis sei vor allem deshalb erfreulich, „weil wir ja mehr Wohnungen haben als 1971“. Zu Beginn der bundeseinheitlichen PKS-Erfassung war es noch jede 166. Ausschlaggebend für die Abnahme seien auch hier Pandemieeffekte wie die Zunahme von Homeoffice auch nach den Pandemiejahren. Des weiteren würde die neue Ausrüstung der Beamten wie ein dienstliches Smartphone mit neuem Messenger-Dienst für ein schnelleres Eingreifen sorgen.

Polizei: LSBTIQ*-feindliche Straftaten werden mehr ermittelt

Straftaten gegen lesbische, schwule, bisexuelle, trans*- und intergeschlechtliche sowie queere (LSBTIQ*) Menschen haben zugenommen. Waren es 2021 noch 16 Fälle, sind es 38 im Jahr 2022, 19 davon Körperverletzungen. Die Polizei habe durch entsprechende Maßnahmen wie interne Schulungen oder ein modifiziertes Präsenz- und Schutzkonzept das „Dunkelfeld erhellen“ können, wie Müller mitteilte. Bei den Tätern sei indes kein klares Muster des Motivs erkennbar.

Im Falle der sexuellen Belästigungen sei es überdies zu mehr Anzeigen gekommen, gab Marco Weller, Leiter des Abteilungsstabes, an. Mehr Polizeibeamte etwa in Parkanlagen würden eine schnellere Fahndung ermöglichen.

Weller: Menschen versuchen, Konflikte öfters mit Gewalt zu lösen

Insgesamt wurden 2022 elf Menschen in Frankfurt getötet und 57 bei versuchten Mord- oder Totschlagsdelikten registriert. Die Fälle von Straftaten gegen das Leben wie Mord, Totschlag oder fahrlässige Tötung stieg von 45 Fällen im Vorjahr auf 83 in 2022. Ein Teil davon seien laut Lekic jedoch auch erst im Jahr 2022 abgeschlossene Fälle, weil Ermittlungen hierzu zeitintensiv seien.

Im Bereich der Straßenkriminalität gab es die meisten Fälle von gefährlicher und schwerer Körperverletzung im Bereich des 4. Polizeireviers, dem Bahnhofsgebiet. Die Fallzahl betrug 1787 Fälle im Vergleich zum Vorjahr mit 1416 Fällen. Weller dazu: „Die Zündschnur der Menschen scheint kürzer geworden zu sein“. Konflikte würden eher mit Gewalt statt mit Reden gelöst.

Bahnhofsgebiet bleibt auch 2022 der Hotspot der Kriminalität

Die laut Weller oft zusammenhängenden registrierten Delikte des Straßenraubs und des Taschendiebstahls sind 2022 ebenfalls gestiegen: erstere stiegen um 971 Fälle und letztere um 213 zum Vorjahr. Ein Grund hierfür seien die Tatorte in Vergnügungsgegenden mit oft alkoholisierten Menschen wie dem Bahnhofsgebiet. Auch seien Nutzer des 9-Euro-Tickets häufig Opfer von Diebstählen geworden, weil sie sich am und im Bahnhof nicht auskannten.

Im Bahnhofsgebiet ist die Kriminalität auf das Niveau von 2017 angewachsen und liegt bei 9605 Fällen, während sie von 2019 bis 2021 durchschnittlich bei 7754 Fällen lag. Da im Bahnhofsgebiet generell ein höheres Aggressionspotenzial wegen der dortigen Szene herrsche, gebe es dort auch höhere Fallzahlen, erklärte Weller. Die starke Präsenz der Polizei wiederum sorge auch für vermehrte Anzeigen.

Müller fordert weiterhin die Waffenverbotszone

Der Polizeipräsident wünscht sich daher weiterhin eine Waffenverbotszone im Bahnhofsgebiet, die zwischen der Mainzer Landstraße, der Münchner Straße und der Weser Straße liegen und von 21 bis 5 Uhr gelten soll. „Auf einem Quadratkilometer kommt alles zusammen“, sagt Müller und verweist auf die verschiedenen Milieus des Bahnhofsgebiets. „Da müssen wir ran“.

Er hofft, dass sich die Koalition und der neue Oberbürgermeister mit der Polizei dafür an einen Tisch setzen. Besonders der Einsatz von Reizstoffsprühgeräten habe sich verdoppelt und deshalb brauche es die geforderte Maßnahme. Die Videokameras an Orten mit erhöhten Straftaten wie der Konstablerwache müssten ebenso ausgebaut werden, gerade im Hinblick auf die fünf Spiele der kommenden Fußballeuropameisterschaft.

Müller: Polizei muss im Bahnhofsgebiet aktiv sein

Angesprochen auf mögliches Racial Profiling besonders im und am Hauptbahnhof, verwies Müller auf die dortige Situation. Das Bahnhofgebiet sei sehr durchmischt, „was es sonst so nirgends gebe“. Die Polizei reagiere auf eigene Feststellungen oder auf Hinweise von Zeugen. Bei „10 000“ Straftaten vor Ort müsse die Polizei so aktiv sein.
 
1. April 2023, 20.00 Uhr
Till Geginat
 
Till Geginat
Jahrgang 1994, Studium der Theater-, Film- und Medienwissenschaft an der Goethe Universität Frankfurt, seit November 2022 beim JOURNAL FRANKFURT. – Mehr von Till Geginat >>
 
 
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