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Foto: © Marco Eisenbarth
Foto: © Marco Eisenbarth

Wrestling

Prince Ahura greift an

Zwei junge Perser sind derzeit die große Hoffnung der Frankfurter Wrestling-Szene. Ein Treffen mit Nachwuchs-Star Prince Ahura, der am Samstag bei seinem nächsten Showkampf im Ring stehen wird.
Die beiden Männer hatten ihr Krankenhauszimmer schon einige Tage geteilt, als der 98-Jährige sich endlich traute, dem Studenten seine Frage zu stellen: „Bist du ein Prinz?“ Aman Khederzadeh war überrascht von der Frage. „Wieso sollte ich ein Prinz sein?“ Der Senior erwiderte: „Du hast so viele Besucher und du siehst wirklich aus wie ein Prinz.“ Seit diesem Tag nennt sich Aman Prince. Adelig ist er zwar nicht, aber den Namen Prince Ahura trägt er am Wochenende. Dann zieht der Student einen äußerst knappen Lendenschurz an, ölt sich die Muskeln ein und kämpft in ganz Deutschland gegen dicke Männer und dünne Männer, große Männer und kleine Männer. Prince Ahura ist Wrestler. „Ich bin Perser und Ahura ist eine alte, persische Gottheit. Ich wollte etwas von meiner Kultur dabeihaben.“





Der Wrestling-Durchstarter ist erst seit drei Jahren dabei. Nach nur vier Monaten wrestlete er bereits in seiner ersten Show. „Da habe ich richtig Hunger gehabt, ich wollte unbedingt in den Ring.“ Erst mit 21 wurde er zum Wrestling-Fan. Bei der NGW in Sossenheim absolvierte er dann sein erstes Training. „Die haben mich richtig hart rangenommen. Die dachten, ich sei so ein arroganter Typ. Aber ich bin drangeblieben.“ Bei Wrestling denken die meisten Menschen an Fleischberge wie Hulk Hogan. Doch Aman ist Teil einer neuen Generation Catcher: Weniger Steroide und Testosteron, mehr Hirn und Humor lautet das Motto der gerade anrollenden Wrestling-Welle. Aman surft ganz oben auf dieser Welle mit. Das wichtigste hat er schon mal: einen eigenen Stil. Sein Charakter Prince Ahura ist schlaksig, flink und anrüchig schmierig.





Gemeinsam mit seinem Ringpartner Maggot bildet er das Team „Pretty Bastards.“ Maggot kommt aus dem Gallus und hat ebenfalls persische Wurzeln. Die beiden sind die große Hoffnung der Frankfurter Szene. Shows am Main sind regelmäßig gut besucht, nur erfolgreiche Wrestler aus der Stadt hat es schon länger keine mehr gegeben. Wenn die Pretty Bastards in den Ring steigen, feuert das Publikum sie mit lauten „NULL SECHS NEUN“-Rufen an. „Wir wollen wirklich was mit dem Wrestling erreichen, wir möchten den nächsten Schritt gehen.“ Gesagt getan, jüngst haben sie bei der größten Wrestling Liga auf dem europäischen Festland angeheuert: der WXW aus Oberhausen. Dort trainieren sie mit der internationalen Wrestling-Legende Walter. Der Bulle aus Österreich fliegt regelmäßig um die Welt, bestreitet Matches von Kalifornien bis Kyoto. „Das wird noch nicht das Ende sein“, ist Aman überzeugt. „Ich möchte vom Wrestling leben können und ich möchte gut davon leben.“





Wrestling ist Showkampf. Der Ausgang ist den Beteiligten vorher klar, niemand soll sich verletzen und trotzdem ist es hart. Davon zeugt ein großes Loch in der Wand des Trainingsraumes in Kelsterbach, der GHW Wrestling Factory. Das Loch hat Ahuras Körper in die dünne Trennwand gerissen, nachdem seine Schülerin Vivienne ihn über die Ringe geworfen hat. Da Wrestling-Moves, wenn sie richtig ausgeführt werden, keine bleibenden Schäden bei den Kontrahenten verursachen sollen, liegt es an den Getroffenen, einen Angriff brutal aussehen zu lassen. „Selling“, also verkaufen, nennt man im Branchen-Jargon die Fähigkeit, einen harmlosen Tritt wie eine brutale Attacke aussehen zu lassen. Wenn Wrestler A einen Wurf ansetzt, ist es durchaus üblich, dass Wrestler B beim Ausheben mit hoch springt, damit es spektakulär aussieht und der Geworfene Kontrolle über seinen Flug hat. Es ist ein Zeichen von Respekt, dass Wrestler ihre Gegner mächtig wirken lassen.





Kaum ein deutscher Wrestler betreibt das Selling aktuell so leidenschaftlich wie Prince Ahura. Das hinterlässt dann schon mal Spuren in der Wand. Und am Körper. So kam Ahura 2016 in das Krankenhausbett. Bei einer Show in Offenbach misslang ein Move, die Folge war ein schwerer Nackenbruch. „Ich konnte meinen Kopf zwar nicht mehr drehen und meinen rechten Arm nicht mehr benutzen, aber ich habe das Match noch fertig gemacht.“ Alles nur Show? „Das war eine Nahtoderfahrung“ sagt Aman. Der Arzt habe ihm gesagt: „Du hast Glück, ein normaler Mensch überlebt so was nicht.“ Im Krankenhaus hatte er lange gegrübelt. „Natürlich denkt man da an die Eltern. Was, wenn du jetzt ein Pflegefall wirst? Dann müssen die sich um dich kümmern.“ Am Ende war der Hunger größer. „Einfach Aufhören ist nicht meine Mentalität. Ich habe jetzt schon einen Wirbel reininvestiert“, lacht er.

>> Als nächstes im Ring steht Prince Ahura am 17.11. ab 17 Uhr bei der GHW Storm Attack in Eddersheim, Eddersheimer Bürgerstube, Bahnhofstraße 91. Karten gibt es unter www.ticket-regional.de

Eine Mini-Doku über die Pretty Bastards gibt es unter www.prettybastards.com
 
12. November 2018, 11.32 Uhr
Jan Paul Stich
 
 
Fotogalerie:
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