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Foto: Harald Schröder
Foto: Harald Schröder

Widerstand gegen Abtreibungsgegner

„Die Anonymität ist nicht mehr gegeben“

Seit Mittwoch halten christliche Fundamentalisten Mahnwachen vor der Pro Familia-Beratungsstelle im Westend ab. Das Bündnis „Frankfurt für Frauen*rechte“ kritisiert den mangelnden Schutz der Ratsuchenden und macht die Stadt dafür verantwortlich.
„Ich will leben!“ und „Entscheide dich für das Leben, entscheide dich für die Liebe!“ sind nur zwei der zahlreichen Plakate, die Abtreibungsgegner seit Mittwoch vor der Beratungsstelle von Pro Familia im Westend hochhalten. Bereits zum vierten Mal hat sich die christlich-fundamentalistische Initiative „40 Tage für das Leben“ an der Palmengartenstraße aufgebaut und versucht mit Mahnwachen, Beratungssuchende von einem Schwangerschaftsabbruch abzuhalten. Die Mahnwachen sollen ab sofort bis zum 4. November täglich von 9 bis 15 Uhr abgehalten werden. Dabei setzten die selbsternannten Lebensschützer neben den Plakaten auch auf Gebete – eine Zumutung, findet Ursula auf der Heide (Bündnis 90/ Die Grünen).

Die Politikerin rief gemeinsam mit Grünen-Kollegin Beatrix Baumann das Bündnis „Frankfurt für Frauen*rechte“ ins Leben, das sich für das Recht auf Selbstbestimmung von Frauen und ihr Recht auf objektive und ergebnisoffene Beratung bei ungewollter Schwangerschaft einsetzt. Dass vor der Pro Familia-Beratungsstelle Mahnwachen abgehalten werden, hat von der Heide und Baumann aus einem Grund besonders verärgert: „Pro Familia ist die einzige Einrichtung, die nicht konfessionell ist. Wir müssen dafür sorgen, dass der anonyme Zugang zu dieser Beratungsstelle gesichert ist.“ Aktuell können die Frauen die Einrichtung nicht unbeeinträchtigt und anonym betreten, obwohl dies Grundvoraussetzung für die Beratung sein müsse. „Wenn dort eine Mahnwache abgehalten wird, wie sollen sich die Frauen dann sicher sein, dass sie keine der anwesenden Personen kennt?“, stellt sich auf der Heide die Frage. „Die Anonymität ist nicht mehr gegeben.“ Darüber hinaus kritisiert auf der Heide, dass ratsuchende Frauen in ihrer Entscheidung durch diese Mahnwachen beeinflusst werden und somit psychischer Druck ausgeübt werde.

Weil die Initiatorinnen des Frauenbündnisses bereits im Vorfeld wussten, dass die christliche Initiative im Herbst wieder aktiv werden würde, beantragten sie schon von vornherein eine Sperrzone von 150 Metern vor der Beratungsstelle, um den Ratsuchenden ein anonymes Betreten und Verlassen ermöglichen zu können – ohne Erfolg. „Das Ordnungsamt hält so eine Zone für rechtlich nicht vertretbar, darüber haben wir uns sehr geärgert“, sagt auf der Heide. Auch der Pro Familia-Bundesverband betont, wie wichtig so eine Zone sei: „Wir halten es für notwendig, dass es gesetzliche Schutzzonen gibt, die die Vertraulichkeit gewährleisten“, erläutert Pro Familia-Sprecherin Regine Wlasstischau. „Vor Ort werden oftmals auch Fotos gemacht, auf denen die Frauen teilweise zu sehen sind.“ Um Pro Familia dennoch zu unterstützen, hat das Bündnis „Frankfurt für Frauen*rechte“ lange vor den Abtreibungsgegnern selbst eine Kundgebung angemeldet – auf demselben Platz, auf dem die Mahnwachen gehalten werden. So stehen die Frauenrechtler*innen nun zwischen dem Eingang der Beratungsstelle und den Abtreibungsgegnern, die mit dem hinteren Teil des Platzes Vorlieb nehmen müssen. Es ist ein ungleiches Aufeinandertreffen der beiden Gegner: Lediglich zehn religiöse Vertreter hatten sich am ersten Tag versammelt. Ihnen gegenüber standen dreimal so viele Protestierende des Bündnisses "Frankfurt für Frauen*rechte". Ein kleiner Trost, denn das Hauptproblem – die Anonymität und Beeinflussung der Frauen – ist damit immer noch nicht gelöst.

Eine Frage, die man in unserer toleranten Gesellschaft eigentlich nicht erwarten würde, drängt sich bei solchen Protestaktionen immer wieder auf: Wer entscheidet letztendlich, was Recht und Unrecht ist? Um ein Kind großzuziehen, bedarf es mehr, als Gegner oftmals anerkennen. Genügend Einkommen, ein stabiles familiäres Umfeld, aber auch emotionale Stärke sind nur einige der Aspekte, die bei dieser wichtigen Entscheidung eine gravierende Rolle spielen können. Abzutreiben, das kann jede Frau garantieren, fällt niemandem leicht. Es sollte nicht zu viel verlangt sein, den Betroffenen Schutz und Verständnis in ihrer Entscheidungsfindung entgegenzubringen. Dies sicherzustellen, ist wiederum Aufgabe der Stadt.
 
27. September 2018, 11.59 Uhr
Martina Schumacher
 
 
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