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Foto: iStockphoto.com/Kayocci
Foto: iStockphoto.com/Kayocci

Toni Hofreiter und Nargess Eskandari-Grünberg

Wie sieht die Zukunft der Grünen aus?

Bei einer Diskussion stellen sich Bundestags-Fraktionschef Toni Hofreiter und die frühere Integrationsdezernentin Nargess Eskandari-Grünberg anderen Mitgliedern der Grünen. Mit überraschenden Ergebnissen.
Mit 16 Jahren, was macht man da? Toni Hofreiter entschied sich, Mitglied der Grünen zu werden. Da er südlich von München auf dem Land aufwuchs, hatte er seinen Gegner schon lange ausgemacht: Die CSU und alles, wofür sie stand. "Das waren Auseinandersetzungen, wie man sie in der Schärfe und in der Form nicht mehr kennt", sagt Herr Hofreiter.

Nargess Eskandari-Grünberg suchte in jugendlichem Alter den Aufstand gegen ein weitaus gefährlicheres Regime: Das des Schahs. "Ich hörte die Beatles und träumte den Traum, die Welt verändern zu können." Ins Gefängnis warfen sie jene Männer, die danach an die Macht kamen. Eine Privatschule, so sehr sie sich auch gegen die Diktatur auflehnte, galt als verdächtig, kapitalistisch zu sein. Menschen, die Bücher lasen, wurden ins Gefängnis geworfen. Weil sie gegen die iranische Regierung protestierte, landete sie mit 17 Jahren im Gefängnis.

Heute ist Toni Hofreiter Vorsitzender Bundestagsfraktion der Grünen, Frau Eskandari-Grünberg war bis vor kurzem Integrationsdezernentin der Stadt und arbeitet weiterhin als Psychoanalytikerin.

Würden sie heute wieder bei den Grünen eintreten? Der Fraktionsvorsitzende gibt eine klare Antwort: "Der 16-jährige Toni Hofreiter würde wahrscheinlich wieder in Bayern leben und es gäbe wieder nur die Grünen, die entsprechend spannend sind. Wir haben weiter eine CSU, die nach rechts marschiert, dazu die AfD, eine Linkspartei, die sehr, nun ja, ungewöhnlich unterwegs ist und eine SPD, die nivelliert." Den erwachsenen Herrn Hofreiter würde er kritisieren – weil der zu stark, gewissen Kompromissen nachhinge.

Und damit ist man mitten in der Debatte, wo die Grünen heute stehen, woher sie kamen. Eine Partei, von Idealisten gegründet, durch die Institutionen "marschiert", angekommen in der Realpolitik. Wo bleiben da die Träume?



Für Nargess Eskandari-Grünberg ist es wichtig, mit festen Vorstellungen in eine Regierung zu gehen. "Es gibt Sachen, die sind für eine Partei eben nicht verhandelbar – und bei anderen, muss man Kompromisse eingehen." Welche sollen das sein? Die Stadträtin gibt ein Beispiel: "Meiner Meinung nach hätte man hier in Frankfurt nicht in die Koalition mit SPD und CDU gehen sollen, wenn das Integrationsdezernat nicht bestehen bleibt – als Voraussetzung. Es geht mir dabei nicht um mich selbst, sondern um die Eigenständigkeit dieses Bereichs. Das ist nicht nur ein zentrales Themas für die Grünen, sondern auch für die gesamte Gesellschaft." Eine schmerzhafte Entscheidung, sei das gewesen.

Toni Hofreiter sieht es pragmatisch: "Wir haben nicht die Zeit, zu warten, bis wir in 20 oder 30 Jahren vielleicht mal 51 Prozent haben, um dann keine Kompromisse mehr machen zu müssen." Jetzt müsse man Schritte in die richtige Richtung zu gehen – insbesondere in ökologischen Fragen.

Bedeuten Kompromisse zugleich auch einen Verrat an den Idealen? Toni Hofreiter meint: Ja, diese Gefahr besteht. "Wenn es zum Beispiel einen Rechtsruck in einer Gesellschaft gibt wie in Österreich, läuft plötzlich die Große Koalition den Rechtspopulisten hinterher. Die entscheidende Frage ist also: Stehst du unter großem gesellschaftlichen Druck zu deinen Überzeugungen und Idealen und verteidigst sie." Bei Fragen der offenen Gesellschaft sei es an den Grünen, keine Kompromisse zu machen.

In Frankfurt haben die Grünen bei der letzten Kommunalwahl stark verloren von 25 Prozent blieben nur 15. Woran lag es? Am Überbordwerfen von Idealen in einer Koalition mit der CDU? "Alle Parteien haben verloren", sagt Nargess Eskandari-Grünberg. "Aber als eine Partei des konstruktiven Streits haben wir die Chance in einer Stadt, deren Bevölkerung in ständiger Bewegung ist, Wähler wieder hinzuzugewinnen. 20 Prozent traut die Stadträtin den Grünen in Frankfurt durchaus zu. Das reicht nicht für eine absolute Mehrheit, aber für eine Regierungsbeteiligung. Und Kompromissen, die hoffentlich nicht zu Enttäuschungen führen.
 
14. Oktober 2016, 11.55 Uhr
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