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Foto: Harald Schröder
Foto: Harald Schröder

Kolumne von Ana Marija Milkovic

Frankfurt, die heilige Stadt

Jahrelang war die Pflege und Hege der Skyline ein Werk von ruhelosen Hobbygärtnern, meint unsere Kolumnistin. Umso mehr Hoffnung legt sie ins Deutsche-Bank-Areal und deren künftigen vier Türmen.
Endlich hören wir wieder etwas aus Frankfurt der heiligen Stadt! Sind nicht alle andren Städte, Hamburg ausgenommen, unerträglich? Frankfurt ist als einzige eine permanente herrliche, hässliche, schöne Schöpfung! Die anderen sind tote, unerträgliche kopflose, schamlose, gemeine Museumsstücke, so Bernhard. Der österreichische Schriftsteller Thomas Bernhard starb 1989. Es blieben ihm Menschengerümpel, in welchem die Kunststücke entstehen unter lauter Fußtritten am Opernplatz und Römerberg, erspart.

Ich stand kürzlich am Museumsufer und habe in das gegenüberliegende Zusammengewürfelte, über Frankfurts Grenzen hinaus als Skyline bekannt, geschaut. 1997 verantworteten PAS Architekten, Jourdan und Müller, im Auftrag der Stadt den Hochhausentwicklungsplan. Entweder war der Plan schlecht oder er ist der Stadt über die Jahrhundertwende abhanden gekommen. Was mich am schönen Museumsufer stehend reizte, schien das Beet eines ruhelos agierenden Hobbygärtners in der Stadtverwaltung zu sein.

Nun werden weitere Hochhäuser auf dem ehemaligen Deutschen-Bank-Areal entstehen. Die Investoren sind Groß und Partner. Groß lernte noch beim Baulöwen Jürgen Schneider. Karrieren fangen mit einem Netzwerk sowie glänzenden, gut gewienerten Schuhen an. Auf beides wurde bei Schneider geachtet. Schlechtes Schuhwerk ist ein Garant für Mittelmäßigkeit. Auf dem Frankfurter Stand der Münchner EXPO Real ist das Mittelmaß gut vertreten.

In den 90er-Jahren, als die Stadt noch von wenigen aussagekräftigen Türmen dominiert wurde, war Frankfurt, auferstanden aus Ruinen, am Höhepunkt angelangt. Liebevoll wurde es Mainhatten genannt. Kulturell ging es gefühlt ungleich stärker ab, als dass Hochhäuser gebaut wurden. Schön war sie, die Stadt. Die Architekten Kohn Pederson Fox hielten 1997 einen bemerkenswerten Vortrag im Wintergarten ihres neuen Gebäudekomplexes an der Mainzer Landstraße. Als Urheber des Hochhauskomplexes für die damalige DG-Bank, gestanden die Architekten die Schwächung der städtebaulichen exponierten Figur und Alleinstellungsmerkmal der Deutschen Bank Zwillingstürme durch ihr neues Gebäude in unmittelbarer Nachbarschaft ein.

Bei der städtebaulichen topografischem Schwächung des Alleinstellungsmerkmals einiger ehemals ausgewählter Hochhausstandorte wie der Taunusanlage 12, Deutsche Bank, blieb es nicht. Das Commerzbankhochhaus kann guten Gewissens als das letzte Hochhaus mit einer Architekturagenda genannt werden, das international auf ernstzunehmende Resonanz stieß. Frankfurt wäre nicht Frankfurt, hätten die Architekten aus London nicht Kompromisse schließen müssen. Die Betonlobby setzte sich gegen das ursprünglich geplante Stahlskelett durch. Dadurch wirkt das Hochhaus mehr gedrungen als von Sir Norman Forster entworfen. Was nach dem Commerzbankhochhaus gebaut wurde, ist bestenfalls nett, allenfalls imposant und architekturgeschichtlich irrelevant.

Gefühlt ist die Stadt seit der Bekanntgabe der Wettbewerbsgewinner UN Studio für das ehemalige Deutsche-Bank-Areal schöpferisch an der Jahrtausendwende wieder angelangt. Frankfurt lässt die bösen Geister der letzten Jahre zurück. Jetzt darf einmal mehr ein Architekt mit ernstzunehmendem Intellekt wie Ben van Berkel und international anerkanntem Renommee mit seiner Büropartnerin Caroline Bos in Frankfurt bauen. Wir dürfen auf das Ergebnis gespannt sein.
 
9. März 2017, 11.50 Uhr
Ana Marija Milkovic
 
 
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