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Der PflasterStrand war die Vorwegnahme des Internet

Interview mit Daniel Cohn-Bendit
1990 wurde das JOURNAL gegründet. Erinnern Sie sich?

Dunkel …

An die Wehmut, dass der PflasterStrand unterging?

Wehmut ja, aber das heißt ja nicht, dass der Schritt falsch war. Die Zeit der politischen Stadtzeitungen war vorbei. Natürlich macht ihr auch noch Politik, aber eher im Sinne der Kultur- und Stadtpolitik, nicht im Sinne einer inhaltlichen Auseinandersetzung mit Politik an sich.

Beim PflasterStrand fühle ich mich ans Internet erinnert. Pseudonyme, Debatten über alles und jeden …

Das ist eine richtige Feststellung, die Zeitung war die Vorwegnahme des Internet. Aber natürlich gab es beim PflasterStrand eine Orientierung, die dem Internet fehlt. Dort gelangen Gedankengänge unfiltriert in die Öffentlichkeit, was spannend, manchmal gefährlich anmutet. Ich verurteile das nicht, es lässt sich ohnehin nicht ändern. Ich stelle es nur fest.

1989 verließen sie den PflasterStrand und wurden Dezernent für multikulturelle Angelegenheiten. Damit sind wir mit dem Schleudersitz in der Gegenwart, in der die Bundeskanzlerin sagt: Multi-Kulti ist gescheitert. Nehmen Sie das persönlich?

Dumme Sätze kratzen mich nicht an. Es ist so, wie es Rita Süßmuth sagt: Wir sind ein Multi-Kulti-Land. Es ist so, wie Thomas Schmid und ich es damals im Buch Heimat beschrieben: Multi-Kulti ist eine Tatsache, und damit eine Herausforderung für die Demokratie. Es war kein Ersatz-Sozialismus, sondern eine Zustandsbeschreibung. Vielleicht sind wir an der Herausforderung gescheitert, aber ein Zustand, der kann nicht scheitern.

Noch etwas hat sich in den 90er-Jahren verändert. Die Protestkultur verschwand. Die Franzosen machen uns vor, wie das geht …

Protest und Demos gehören zu Frankreich wie Wein und Käse. Darin zeigt sich die republikanische Identität, was nicht heißt, dass das immer gut ist. Der Staat und ein bestimmter Teil der Gesellschaft streiten, das funktioniert in Deutschland anders.

Deutschland steht ja auch wirtschaftlich besser da …

Das mag sein, doch vom wirtschaftlichen Aufschwung profitieren nicht alle, er ist ungerecht, weil er an vielen Menschen vorbeigeht. Daher kommt auch gerade der Höhenflug der Grünen.

Weswegen Renate Künast auch gegen Klaus Wowereit antreten will.

2011 könnte es zu einem politischen Erdbeben kommen. Renate Künast hat reale Chancen, Regierende Bürgermeisterin und damit quasi Ministerpräsidentin von Berlin zu werden. Winfried Kretschmann hat reale Chancen, Ministerpräsident von Baden-Württemberg zu werden, genau wie übrigens auch Boris Palmer und Dieter Salomon, die grünen Stadtoberhäupter von Tübingen und Freiburg. Die sind gut aufgestellt.

Wird Petra Roth auch von einem Grünen abgelöst?

Vielleicht von einer Grünen …

Sie meinen Umweltdezernentin Manuela Rottmann?

Es ist ihre persönliche Entscheidung, ob sie das will. Aber sie hätte reale Chancen gegen die Rheins und Becker dieser Welt.

Zum Sport: Die FIFA hat einen Bestechungsskandal …

Ach, jeder weiß doch, dass Olympia und WM-Vergaben unter den Vorzeichen von Beschiss stehen.

Fifa-Chef Blatter will aufräumen.

Man kann jeden Stall des Augias ausmisten, aber das ist eine Sisyphos-Arbeit.
 
2. November 2010, 10.20 Uhr
Interview: Nils Bremer
 
 
Fotogalerie:
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Text: ktho/dpa / Foto: © Adobe Stock/Tupungato
 
 
 
 
 
 
 
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