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Foto: Bernd Kammerer
Foto: Bernd Kammerer

Seenotrettung: Interview mit Anita Starosta

„Frankfurt sollte sich zur sicheren Hafenstadt erklären“

Rund 1500 Menschen gingen am vergangenen Samstag in Frankfurt auf die Straße und zeigten sich solidarisch mit Carola Rackete, der Kapitänin der „Sea Watch 3“. Der Organisation „Seebrücke Frankfurt“ geht das nicht weit genug. Ein Gespräch über Seenotrettung und Solidarität.
JOURNAL FRANKFURT: Am vergangenen Samstag fand kurzfristig eine Demonstration statt, als Reaktion auf die Verhaftung der Kapitänin der „Sea Watch 3“, Carola Rackete. Rund 1500 Menschen zeigten sich solidarisch mit Carola Rackete und den Seenotretterinnen und -rettern. Macht Ihnen diese Resonanz Mut?

Anita Starosta: Das macht mir auf jeden Fall Mut. Was mich beruhigt, ist, dass die Diskussion nicht vorbei ist. Am Dienstagabend haben wir uns getroffen und zu einer Demonstration aufgerufen. Zunächst waren wir vor allem froh, dass so viele Menschen teilnahmen. Es hätten aber noch mehr kommen können.

Vor einem Jahr gab es schon einmal eine ähnliche Demo. Es ist schade, dass wir in einem Jahr nicht so viel erreicht haben, wie wir wollten. Aber es ist dennoch ein gutes Zeichen, dass die Seenotrettung nach wie vor ein Thema ist. Es ist auch ein Zeichen der Solidarität aus Frankfurt in Richtung der Seenotretterinnen und -retter.

Carola Rackete wurde mittlerweile zwar freigelassen, doch ihr steht noch eine Anhörung bevor, da ihr Beihilfe zur illegalen Einwanderung vorgeworfen wird. Wie schätzen Sie die aktuelle Situation ein?

Ich bin mir unsicher, sie wurde ja auch schnell aus dem Hausarrest freigesprochen. Es wäre ein richtiges Signal an alle anderen Kapitäne und Kapitäninnen, wenn sie nach der Anhörung freigesprochen würde. Wenn nicht, muss dringend etwas auf europäischer Ebene getan werden. Es geht hier um Menschen, die man vor dem Ertrinken, vor dem Tod rettet. Die politische Stimmung in Europa wird zunehmend rechter. Das politische Klima hat sich in ganz Europa verändert und wirkt sich immer negativer aus.

Rund 70 Städte in Deutschland haben sich bereit erklärt, Flüchtlinge aufzunehmen, die im Mittelmeer gerettet wurden, unter anderem auch Darmstadt, Wiesbaden, Offenbach und Marburg. Sie fordern ähnliches auch von Frankfurt.

Eine unserer zentralen Forderungen ist, dass Frankfurt zu einem sicheren Hafen wird. Ende des vergangenen Jahres haben wir dazu Gespräche im Römer geführt, auch mit Oberbürgermeister Peter Feldmann. Es wurde sogar ein Antrag dazu gestellt. Es ist enttäuschend, dass dieser nicht durchging.

Frankfurt sollte sich zur sicheren Hafenstadt erklären. Damit würde man sich solidarisch zeigen. Es ist ein deutliches Zeichen, dass dies noch nicht passiert ist. Uns wurde in Gesprächen immer wieder vermittelt, dass Frankfurt die Kapazitäten dazu habe. Es geht hier nicht um Tausende von Menschen, sondern um eine gerechte Verteilung auf die Kommunen. Mir ist unverständlich, warum das in Frankfurt bisher nicht passiert ist.

Wie bewerten Sie die Unterstützung, die Sie auf politischer Ebene erhalten?

In Frankfurt erhalten wir zwar viel Zuspruch von den Linken, den Grünen und der SPD, aber es bleiben nur Lippenbekenntnisse. Wir setzen uns aber auch auf Landesebene auf. Ich bin nach einem Jahr ernüchtert und setze mehr auf die Zivilgesellschaft.

Was haben Sie als Organisation „Seebrücke Frankfurt“ für die Zukunft geplant?

Für den 10. August ist in Frankfurt eine Großdemonstration geplant, für die wir hoffen, dass deutlich mehr Menschen teilnehmen werden. Es soll ein deutliches Zeichen der Solidarität sein und alle Seebrücke-Organisationen aus Hessen ziehen mit und unterstützen diese Demonstration.
 
9. Juli 2019, 10.35 Uhr
Simge Selvi
 
 
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