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Foto: Stadt Frankfurt
Foto: Stadt Frankfurt

Rabe Socke, Pettersson und Findus:

Vom Frankfurter Ostend auf die große Leinwand

Die Frankfurter Produktionsfirma Chimney animiert Kinofilmfiguren wie Rabe Socke oder Pettersson und Findus. In einem Großbaumbüro im Ostend werden diese Charaktere gerade lebendig.
Der Rabe Socke ist ein Frankfurter. Und nicht nur er, auch ein getigerter Kater in grüner Latzhose und die Heinzelmänner und –frauen haben in Frankfurt das Licht der Kinowelt erblickt. Auf der Hanauer Landstraße ist ihre Geburtsstätte. Dort lernen sie sprechen und laufen und kommen schließlich ganz groß raus – auf den großen Leinwänden Deutschlands. In den Studios der Produktionsfirma Chimney werden derzeit die Filme „Der Rabe Socke 3“, „Pettersson und Findus 3“ und „Heinzels – Die Rückkehr der Heinzelmännchen“ produziert. Chimney zeichnete sich bereits für den zweiten Teil von Rabe Socke und Pettersson und Findus verantwortlich.

Konzentriert sitzen die vielen Schöpfer vor ihren Bildschirmen in dem lichtdurchfluteten Großraumbüro im Frankfurter Ostend. Jeder dieser Digital Artists sorgt für eine andere Facette der Trickfiguren. So werden die einzelnen Bilder und Figuren Stück für Stück von verschiedenen Mitarbeitern in unterschiedlichen Bereichen und Etappen bearbeitet.

Spezialisiert auf Postproduction und Animation
Der aus den Kinderbüchern bekannte kleine Rabe mit der Ringelsocke hat bereits mit seinen ersten beiden Abenteuern über eine Million Kinobesucher begeistert. Bei seinem dritten Kino-Auftritt begibt sich der Rabe im Sommer 2019 mit seinen Freunden Eddi-Bär, dem Kleinen Dachs und dem Bibermädchen Fritzi auf Schatzsuche. Doch bevor es auf die große Leinwand geht, müssen die Figuren und alle Requisiten perfekt aussehen. Dafür sind die Visual-Effect-Artists und Digital Grafiker in der Kreativschmiede von Chimney zuständig. Sie hauchen den Helden aus den Kinderbüchern Leben ein und verleihen ihnen Persönlichkeit.

Chimney ist spezialisiert auf Postproduktion und Animation. Frankfurt ist der größte deutsche Standort. Weitere Dependancen gibt es in Berlin und Mannheim. Gegründet wurde Chimney 1996 in Stockholm und hat weltweit 14 Niederlassungen. Animationsfilme mit dem frechen Raben oder dem putzigen Kater können nur realisiert werden, weil das Land Hessen derartige Projekte finanziell fördert. Den Film über die Schatzsuche des Raben zum Beispiel unterstützt das Land Hessen mit rund 450.000 Euro.

Mühevolle Detailarbeit
Allein zehn Mitarbeiter sind für Rabe Socke und seine Freunde zuständig. Der Film hat den klassischen Zeichentricklook in 2D. Bei der Produktion ist viel Liebe und Sorgfalt zum Detail gefragt: Einzelne Frames, also einzelne Bilder aus einer Filmsequenz, werden bearbeitet. Dahinter steckt wochenlange Kleinarbeit. Die Bilder, die erst gezeichnet und coloriert werden, werden in Ebenen übereinander gelegt: das Baumhaus, die Beleuchtung im Haus, die Pflanzen im Garten, der Gartenzaun und zum Schluss das Licht. Später fügen sogenannte Compositer diese Frames zu einer Sequenz zusammen. Patrick Gärtner ist einer von ihnen und für Rabe Socke zuständig: „Ich bringe alle Elemente zusammen, sodass die finale Stimmung erzeugt wird. Dabei muss diese Stimmung auch für die gesamte Kamerafahrt in den einzelnen Frames übernommen werden“, erklärt er. Der 32-Jährige arbeitet mit Maus und Tastatur – dabei klickt er sich so schnell durch das Bearbeitungsprogramm, dass dem Betrachter schwindlig werden kann. Hinter den Bildern des Kinofilms stecken viele digitale Verzweigungen und Verbindungen.

Doch bevor ein Animationsfilm soweit ist, müssen zunächst die Figuren und die Requisiten entworfen und gezeichnet werden. Bei Rabe Socke sowie Pettersson und Findus ist das Aussehen der Figuren aus den Büchern bekannt und dient als Vorlage. Bei einem originären Film wie den Heinzelmännchen werden die Charaktere neu geschaffen. Die Herausforderung bei Pettersson und Findus liegt darin, die animierte Figur des Katers in die „reale Welt“ mit Schauspielern und echten Requisiten zu integrieren. Damit die Figur Findus zum Gesamtlook des Films passt, muss er in 3D produziert werden.

Von Kopf bis Fuß muss alles stimmig sein
Aber ob nun Vorlage aus einem Buch oder ein neu zu erschaffender Charakter, sie alle bekommen ein Skelett, eine Art Netz, mit der die Figur ihre Form erhält. Das machen die sogenannten Rigger. Steht die Form, werden Bewegungen, Mimik und Gestik eingearbeitet und der Figur Leben eingehaucht – das ist die Aufgabe des Animators. Das Skelett bekommt dann eine Textur und das Shading, also die Simulation der Oberflächeneigenschaften aller Objekte. Jacob Schwarz, Grooming-Artist, ist zuständig für Haare und Fell. Und wer hat Fell und Haare, mit besonders charakteristischer Textur? Na klar, Kater Findus. In dem Frame, den der studierte Designer und 3D-Animator bearbeitet, hängt Findus in einer Falle. Schwarz‘ Aufgabe ist es, den Frame mit dem Kater so zu gestalten, dass Fell und Haare mit Lichtquelle, Position und Blickrichtung des Betrachters passen. So fügt sich Findus hängend in seiner Falle in den Gesamtlook des Films ein.

Wenn die einzelnen Bilder wie aus einem Guss zueinanderpassen, kommt der Compositing Artist ins Spiel. Nico Junge ist unter anderem bei Pettersson und Findus dafür zuständig. Er fügt alles zu einem Ganzen zusammen. Das künstlerische Talent und der handwerkliche Anspruch gehen hier Hand in Hand. „Ich finde den Kater sehr sympathisch und niedlich. Aber ich betrachte das alles auch nüchtern und technisch – so kann ich am besten arbeiten“, sagt der 27-Jährige.

Für Chimney ist Frankfurt ein idealer Sitz
Bei der visuellen Umsetzung der Filme besitzt Chimney die absolute Hoheit, erklärt Sebastian Leutner. Er ist Executive Producer und Head of Arts & Entertainment von Chimney. Auch bei den Drehbüchern habe man Mitspracherecht. Chimney beschäftigt 40 feste Mitarbeiter und rund 10 freischaffende Künstler in Frankfurt. Wenn, wie zurzeit, drei Filme gleichzeitig produziert werden, dann arbeiten rund 60 Digital Artists in den Räumen in der Hanauer Landstraße. „Frankfurt ist für uns ein idealer Standort, da wir mit einer Vielzahl von kreativen Digital Artists zusammen arbeiten können und Kooperationen mit den hiesigen Hochschulen und Ausbildungsstätten pflegen“, erklärt Leutner. Wie viele Kino- und Fernsehproduktionen entstehen, sei abhängig von der Filmförderung – je mehr Hessen fördert, umso mehr stärke das den Standort Frankfurt. Das Budget für die Filme schwanke zwischen 3,5 bis 4 Millionen für Rabe Socke und rund 8,5 Millionen für Pettersson und Findus. Hollywood-Produktionen haben übrigens etwa das fünffache Produktionsvolumen. Wer die Filmförderung in Anspruch nimmt, geht auch eine Verpflichtung ein: In der Regel müssen 150 Prozent der Fördersumme beispielsweise für Personal, Betriebskosten sowie für Hard- und Software reinvestiert werden.

Chimney arbeitet auch jenseits des Animationsfilms für Kinofilme und Fernsehproduktionen. So hat die Firma den Bankenturm der fiktiven Bank in der TV-Serie „Bad Banks“ entworfen und in die Frankfurter Skyline integriert. Auch die visuellen Effekte sowie das Look-Design der Graphic-Novel-Verfilmung „Atomic Blonde“ mit Charlize Theron und des Thrillers „Anon“ mit Clive Owen gehen auf das Konto von Chimney. Und wenn Findus mit Pettersson Kinder zum Lachen und Rabe Socke Kinderaugen zum Leuchten bringen, dann haben die kreativen Köpfe im Frankfurter Ostend alles richtig gemacht.
 
16. August 2018, 11.09 Uhr
ffm/Pelin Abuzahra
 
 
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