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Opernballkrawalle - eine Bilanz
Friedlich hingegen war zuvor nachmittags der Protestzug mit rund 700 Demonstranten (darunter Studierende, Anti-Globalisierungsgruppen und Mitglieder der Autonomen Antifa)verlaufen. Die Demonstration begann um 16.15 Uhr am Untermainkai und setzte sich mit insgesamt zwei Zwischenkundgebungen, über den Willy-Brandt-Platz bis zur Alten Oper fort. Polizeibeamten riegelt derweil den Verkehr ab. Kurz vor 18 Uhr fand an der Hauptwache eine zweite Zwischenkundgebung statt, bei der sich die Zahl der Demonstranten schon ausgedünnt hatte. Rund 300 Protestler waren übrig geblieben, als ein Feuerwerkskörper aus der Menge abgeschossen wurde und wohl als Startschuss für die Randale im Bereich der Zeil bezeichnet werden kann. Während die Polizei die Protestler für die darauffolgenden Eskalationen verantwortlich macht, erklärt die autonome Antifa in einer Presserklärung, die Polizei zum Verursacher der Unruhen. "Das Verhalten der Polizei war den gesamten Tag über sehr zurückhaltend. Ich habe den Eindruck, dass sie nur auf das offizielle Ende der Demo gewartet haben, um loszuschlagen. Ich kann dieses Vorgehen weder verstehen, noch gutheißen. Es war doch den ganzen Tag deutlich zu sehen, dass eine kooperative Strategie Eskalationen verhindern kann", sagt Anja Muhr, die Anmelderin der Demonstration.
Jedenfalls gelang es der Polizei nach eigenen Angaben zunächst nicht, die Demonstranten mit friedlichen Mitteln zu besänftigen. Statt dessen rannte ein Teil der Randalierer in den nahegelegenen Kaufhof, andere in Richtung Konstablerwache. Von dort wurden sie durch Einsatzkräfte wieder auf den ursprünglichen Marschweg gedrängt, wobei es zu Schlagstockeinsätzen und einigen Festnahmen kam. Letztlich formierte sich wieder eine Gruppe in Laufrichtung Fressgass und Alter Oper. Rund 100 Demonstranten wurden von Polizeikräften davon abgehalten, die Goethestraße zu erstürmen. Doch kurz vor dem Endziel des ursprünglichen Demonstrationszuges, der Alten Oper, eskalierte der Auftrieb. In Höhe der Kaiserhofstraße wurden die Einsatzkräfte mit herausgerissenen Pflastersteinen aus der Fahrbahndecke, Flaschen und Mobiliar der dort befindlichen
Gastronomiebetriebe beworfen. Rund 20 Blumenkübel wurden dabei umgestoßen und ein Bankautomat mutwillig beschädigt. In diesem Moment wurde die Versammlung durch die Demonstrationsleiterin Anja Muhr für beendet erklärt, die verbleibende Meute war ohnehin nicht mehr zu bändigen. Die besonders aktive Gruppe von Gewaltbereiten zog nun über die Hochstraße in nördliche Richtung, wo ein Polizeiauto beschädigt wurde. Wenig später wurden 70 Personen im Bereich der Schillerstraße und der Hauptwache festgenommen. Im Innenstadtbereich hatte sich die Lage nach den Festnahmen deutlich beruhigt, dafür hielt sich eine abgespaltene Gruppe in der Eschenheimer Anlage auf und zündete kurz vor 20 Uhr Müllbehälter an, mit denen sie die Fahrbahnen blockierten. Außerdem wurden rund 100 selbstgeschweißte Krähenfüße auf den Fahrstreifen verstreut. Die Feuerwehr hatte also nicht nur die Brände zu löschen, sie musste auch die Fahrbahnen säubern. In der Vogtstraße fiel ein geparkter Pkw den Randalierern zum Opfer. Der Wagen der Nobelmarke Hummer wurde in Brand gesetzt – Schaden hielt sich aber in Grenzen: etwa 2000 Euro. Nach Mitternacht verursachten noch einige Gewalttäter im Bereich der alten und neuen Mensa teilweise umfangreiche Sachbeschädigungen und Glasschäden sowie Farbschmierereien. Ebenfalls wurde in Höhe der Uni-Bibliothek eine brennende Mülltonne auf einen Streifenwagen zugeschoben, sowie ankommende Einsatzkräfte mit Flaschen und Steinen beworfen.
Trotz der erheblichen Unruhen in der Innenstadt zog Karheinz Wagner, ein Sprecher der Frankfurter Polizei eine positive Bilanz: "Dieses Mal war es aber nicht so schlimm wie im vergangenen Jahr".
Dennoch laut Angaben der Polizei gab es acht Festnahmen wegen Straftaten wie Körperverletzung, Verstößen gegen das Waffen- und Versammlungsgesetz, Diebstahl und Sachbeschädigung sowie Landfriedensbruch. 103 Personen wurden vorübergehend in Gewahrsam genommen, jedoch im Laufe der Nacht zu Sonntag wieder freigelassen. 132 Demonstranten erhielten vor Ort Platzverweise. Zwei Polizeibeamte wurden leicht verletzt, wie viele Demonstranten und auch Unbeteiligte verletzt wurden und auf welche Summe sich der Gesamtschaden beläuft, ist noch nicht bekannt.
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