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Foto: Bernd Kammerer
Foto: Bernd Kammerer

Nächtliche Anlaufstelle für Drogenabhängige

Positive Bilanz des Nachtcafés in der Moselstraße

Seit Anfang Mai bietet das Nachtcafé in der Moselstraße 47 Drogenkranken eine Möglichkeit, im Bahnhofsviertel zur Ruhe zu kommen, etwas zu essen und zu trinken. Rund 100 Gäste nutzen das Angebot pro Nacht.
Wenn Druckräume abends im Bahnhofsviertel schlossen, hatten Drogenabhängige lange Zeit in der Nachbarschaft keinen Platz, wo sie sich bis zur Öffnung des Druckraums am nächsten Tag aufhalten konnten. Die Übernachtungsangebote außerhalb des Viertels, etwa das Eastside, schienen zu weit weg zu sein oder waren auch wegen der fehlenden Nähe zu den Dealern im Bahnhofsviertel weniger attraktiv. So irrten die Drogenkranken auf der Straße umher oder lagen auf der Straße, was wiederum die Nachbarn im Kiez störte. Seit dem 2. Mai schließt das vom Frankfurter Verein für soziale Heimstätten betriebene Nachtcafé mit einem niedrigschwelligen nun die Versorgungslücke. Es handelt sich bei dem Rückzugsraum in der Moselstraße 47 um ein Pilotprojekt mit offenem Ausgang.

„Wir wollen Erfahrungen sammeln und die Entwicklung verfolgen“, sagt Gesundheitsdezernent Stefan Majer (Grüne). Was anfangs nur zaghaft angenommen worden sei – in den ersten Nächten waren mal 26 und mal 15 Gäste da, scheine nach vier Monaten etabliert zu sein. Seit Juli begrüße man mehr als 100 Klienten täglich. Zwischen 22.30 und 6 Uhr können Drogenkranke klingeln, sich am Empfang registrieren oder ihre spezielle Ausweiskarte vorzeigen und sich dann aufwärmen, wie in einem Café Getränke bestellen und sich mit Essen, etwa Würstchen oder Suppe, eindecken oder ihren von der Sucht geprägten Alltag auf der Straße vergessen und fernsehen. Hier würden die Drogenkranken gesiezt, menschlich behandelt und bekämen auch Hilfestellung. „Wir haben die Menschen tatsächlich erreicht“, freut sich Majer. „Das Angebot wird über Erwarten gut angenommen und die Zahl derer, die sich ins Eastside fahren lassen, ist gestiegen.“ Im Nachtcafé könne man Kontakt zu Sozialarbeitern aufnehmen, die die Drogenabhängigen etwa mit den seit Juni vergangenen Jahres eingesetzten Nachtbussen zu Übernachtungsquartieren fahren. Seither seien 857 Shuttlefahrten erfolgt und 1526 Klienten seien damit befördert worden. Bei gezielten Befragungen wollen die Sozialarbeiter im Bus die Bedürfnisse der Cracknutzer ermitteln, mehr über deren Situation erfahren und die Daten erheben, oft müsse auch Erste Hilfe geleistet werden. „Wir haben jetzt auch Kontakt zu Menschen, die bisher die Hilfe nicht annahmen“, ist Stefan Majers positives Fazit.

Die Klienten kämen völlig ausgehungert zum Nachtcafé. Oftmals seien sie von der langjährigen Sucht gezeichnet, hätten schwere Folgeerkrankungen, psychische Leiden und auch körperliche Behinderungen, zudem seien viele obdachlos. „Es gilt den Gesundheitszustand zu stabilisieren und die prekären Lebensumstände zu verbessern“, sagt Majer. Man müsse sich um die Betroffenen kümmern, sie willkommen heißen.

Das ursprüngliche Ziel, die Drogenabhängigen gänzlich von der Straße zu holen, das habe man nicht erreicht. Noch nicht. Der heiße Sommer sei speziell gewesen, es habe viel Leben auf der Straße im Bahnhofsviertel gegeben. „Wir müssen sehen, wie es sich zum Winter hin entwickelt.“ Aber durch das gastliche Nachtcafé habe die Aggressivität auf der Straße deutlich nachgelassen. Das zivile Angebot sorge für eine Entspannung der von ihren Lebensumständen getriebenen Menschen. Im Nachtcafé sei der Drogenkonsum im Übrigen nicht gestattet.

In der Nacht zum Donnerstag seien 150 Gäste im Nachtcafé gewesen, sagt Christine Heinrichs vom Frankfurter Verein. Davon seien 28 Frauen und 122 Männer gewesen. Leerlauf habe es die ganze Nacht nicht gegeben. 60 Personen hätten ferngesehen, 45 seien länger als eine Stunde geblieben, 33 hätten intensive Gespräche gehabt, 80 Mal sei die Toilette benutzt worden, 137 der Gäste seien alte Bekannte. Insgesamt habe man seit der Eröffnung 938 Besucher gehabt und an jedem Tag kämen fünf bis zehn neue dazu. Das Ganze gehe erfreulich friedlich vonstatten. Ganz selten komme die Polizei. Aber etwa auch dann, wenn ein Gast bei der Caféschließung fest schlafe. Die vier Mitarbeiter des Cafés dürften die Klienten nicht anfassen, das überlasse man der Polizei. Diese kann nichts Negatives zum Nachtcafé sagen, die Erfahrungen seien zufriedenstellend. Stefan Majer kennt aber die noch stets vorhandene Problematik: „Wir haben weiterhin Menschen auf der Straße und auch aus Sauberkeitsgesichtspunkten haben wir im Bahnhofsviertel noch eine schwierige Situation.“
 
31. August 2018, 10.04 Uhr
Nicole Brevoord
 
Nicole Brevoord
Jahrgang 1974, Publizistin, seit 2005 beim JOURNAL FRANKFURT als Redakteurin u.a. für Politik, Stadtentwicklung, Flughafen, Kultur, Leute und Shopping zuständig – Mehr von Nicole Brevoord >>
 
 
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