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Mogelpackung? Idan Raichel im Palmengarten

Das mitunter trübe, frische, feuchte Augustwetter in Deutschland passt so gar nicht zusammen mit einer Reihe wie Weltmusik im Palmengarten. Schon letzte Woche musste sich Dobet Gnahoré anstrengen, westafrikanischen Feeling aufkommen zu lassen. Sie schaffte es Kraft ihrer Persönlichkeit. Jetzt stand das Idan Raichel Projekt – wenn auch nur sprichwörtlich – im Regen und die Promofotos des rastalockigen Israeli aus der Wüste mit Dromedar im Hintergrund ließen sich so gar nicht mit der Frankfurter Wirklichkeit synchronisieren. Eine Party für die dann doch leider nicht so zahlreich erschienenen Fans wurde es doch noch.


Synchronisieren ließen sich auch nicht die Ankündigungen mit dem, was ich (und ein paar andere auch) schließlich sah und hörte. „Idan Raichels Musik-Kollektiv zelebriert musikalische Vielseitigkeit und ethnische Vielfalt mit einer Mischung aus äthiopischer Volksmusik, arabischer Poesie, jemenitischen Gesängen, karibischen Rhythmen und modernen Sounds“, hieß es in der Werbung. Eine spontane SMS an eine Freundin, die den Weg nicht in den Palmengarten gefunden, lautete sinngemäßt so: „Ich erleben hier gerade, wie der Grand Prix d’Eurovision auf den Kirchentag trifft.“ Eine weitere Assoziation brachte Up With People auf den Plan, „a motivational organization and a musical performance, both related to each other“.


Das Idan Raichel Project macht – da besteht wohl kein Zweifel – Popmusik. Mit Keyboards, 3 mal Vocals (ganz in Weiß gewandet im Kontrast zu den schwarz gekleideten Musikern), Bass und Drums. Vor allem Percussion und dem Saiteninstrumentenspieler bleibt es erst mal vorbehalten, für die „orientalischen“ Klangfarben zu sorgen. Und tatsächlich waren es die Passagen mit der persischen Langhalslaute Tar und der arabischen Laute Oud, die besonders authentisch klangen. Alles andere war so gut eingebettet in den oft auch fetten Keyboardsound, dass man höchstens als Musikethnologe eine genaue Ursprungsforschung hätte betreiben können. Aber anwesende Äthiopier/innen bestätigten. Melodie- und Rhythmusmotive wahrgenommen zu haben, die sie seit ihrer Kindheit kennen. Dies sei fairerweise bei meinem ganzen Genörgel auch gesagt.


Nun wäre es natürlich eine absolute Borniertheit, erwarte man von Musikern aus anderen Kulturen, sie mögen die Musik ihrer Ahnen (und nur diese) möglichst pur und unverfälscht und quasi historisch auf die Bühne bringen. Natürlich kann man gerade die „alten Werte“ wunderbar an ein junges Publikum bringen, wenn man es „modern“ verpackt. Und – auch wenn ich es nicht verstanden habe – die (auch politische) „Multikulti-Message“ bei Raichel scheint zu stimmen. Die Balladen bringen das Publikum zum Träumen, die (Up)Temposongs fördern die Tanzlust. Also gutes Entertainment, brillant gespielt, gesungen, aber nicht meine Tasse Pfefferminztee, leider.


Nette Begebenheit am Rande. „Frankfurts kreativster Baulöwe“, Ardi Goldman, steuerte auf Mousonturm-Chef Dieter Buroch zu und meinte, er habe gerade sechs Tickets gekauft, weil er nicht wusste, dass er der Veranstalter sei. „Macht aber nichts, denn irgendjemand muss ja auch Eintritt zahlen“, meinte der Investor. Es wird ihm nicht weh getan haben, zumal er sich als Idan Raichel-Fan outete und das Konzert genoss. Zum ersten Mal gehört hatte er dessen Musik auf dem Ölberg in nicht besonders guter Klangqualität. Aber er kaufte die CDs und mag jeden Song darauf.


Foto: Kinsler

 
20. August 2008, 11.03 Uhr
detlef kinsler
 
 
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