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Lang Lang gegen Fluglärm

Parkplätze waren – so lange der Vorrat reichte (und anders als zum Beispiel an der Frankfurter Festhalle oder der Jahrhunderthalle und anderen Spielorten) umsonst. Und das, obwohl auch zahlungskräftiges Klientel aus der ganzen Region nach Hanau gepligert war. Pressetickets für die zweite Reihe lagen parat (und dann waren sogar noch Plätze ganz vorne frei, direkt vorm Künstler) und die Location entpuppte sich als schlicht und ergreifend wunderschön. Denn die Stadtväter hatten ihr Juwel, den Schlosspark, frei gegeben fürs Event. Und so standen dann 5.000 schwarze Stühle in Reih und Glied zwischen kleinen Ess- und Trinkpavillions, Leute flanierten, die einen in Klassik-Ausgeh-Uniform, die anderen schlicht in Jeans, und die Bühne stand direkt am Philippsruher Schloss – eine schöne Kulisse.


Bis alle ihre Parkplätze gefunden hatten – die Kapazität am Main war schnell aufgebraucht – hatte das Gulbenkian Orchester aus Lissabon (da saßen ein paar heiße Figuren auf der Bühne !) unter Dirigent Lawrence Foster schon begonnen. Aber Prokofieffs „Klassische Symphonie“ war – obwohl viersätzig – so schnell vorüber, dass die erste kurze Pause kam, bevor alle ihren Sitzplatz erreicht hatten. Der mächtige Flügel wurde in die Mitte der Bühne gerollt und Lang Lang trat auf. Lässig, auch in eher modischer Klamotte, irgendwie ein Bub, der sich an sein Instrument setzte, um von einem Moment zum nächsten hochkonzentriert auf seinen Einsatz bei Beethovens „Konzert für Klavier und Orchester Nr. 1“ zu warten.


Fast meditativ (oder war Einbildung oder rührt als Gefühl daher, dass Lang Lang Chinese ist?) wirkten die ersten Bewegungen, die eine Hand auf den Tasten, die andere irgendwo in der Luft Kreise ziehend. Ganz sicher ist Lang Lang trotz seiner Jugend auch schon ein Showman, aber viel mehr ist er einer, der die Musik erspürt, erfühlt und sinnlich umsetzt. Eine kleine Kamera direkt am Flügel montiert liefert dem Publikum auf einer Leinwand über der Bühne imposante Einblicke. So konnte es die Hände über die Tastatur fliegen sehen. Mitunter wirkte es fast so, als berühren er die Tasten gar nicht, als flögen seine Hände nur darüber und würden trotzdem Töne erzeugen. Leicht und fließend sah das bei aller technischen Versiertheit und Virtuosität aus. An einer Stelle glaubte man, die schwarzen und weißen Tasten wären aus kuscheligem Frotteestoff und Lang Lang vergrübe nur seine Hände darin.


Erst spät, nach der Pause, zu Tschaikowsks „Hit“, dem „Klavierkonzert Nr. 1 in b-Moll“, wurde sein Spiel so richtig dynamisch und auch die Kommunikation mit seinem Dirigenten intensiver. Im ersten Teil des Konzertes gab es wenig Blickkontakt. Da schaute Lang Lang in den Himmel oder vergrub sich wie Schröder von den Peanuts fast in den Tasten. Suchte er den Kontakt zu den „Spirits“ (denn ja, sein Spiel ist irgendwie spirituell) oder schaute er den Flugzeugen über Hanau-Steinheim zu? Denn die waren – nicht nur, weil es ein Klassikkonzert war – mehr als gewöhnungsbedürftig. Den leichten Straßenlärm konnte man schnell überhören, das Singen der Vögel als vielleicht noch angenehm empfinden, die 120 beat per Minuten aus einem nahem Gettoblaster unten am Main drangen nur kurz ans Publikum, aber die Flieger kamen im Landeanflug in einem 50-Sekunden-Takt nur durch den Main getrennt fast übers Gelände und sorgten für einen fast permanenten Geräuschpegel im rechten Ohr der Zuhörer. Gerade mal drei Abendflieger aus Berlin sorgten für Entlastung und gaben auch dem linken Ohr „Stoff“ und tatsächlich schaffte es der Pilot einer Maschine beim Drosseln seiner Aggregate, so halbwegs die Tonart zu treffen.


Lang Lang gab – unbeeindruckt, so schien es – sein bestes. Und das wurde – vor allem bei Tschaikowsky – dann sogar mit Standing Ovations belohnt. Als zweite Zugabe gab es dann nach ein paar Worten in akzentfreiem Deutsch (ich sag´s ja, ein Profi) ein kleines chinesischen Lied, „Happy Holidays“, wo den Chinesen in der dritten Reihe frenetisch und mit Spruchtafel (was da wohl drauf stand?) gefeiert. Dem Jungstar jedenfalls hatte das Konzert genauso gut gefallen wie seinen Fans, denn er kam noch zu einer Signierstunde, obwohl gut 1.000 Menschen mit Blitzlichtgewitter auf ihn einstürmten. Auch er weiß: Direktmarketing ist der beste Weg, heute noch CDS zu verkaufen.


TEXT/FOTO: DETLEF KINSLER

 
17. Juni 2007, 12.33 Uhr
red
 
 
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