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Foto: © Bernd Kammerer
Foto: © Bernd Kammerer

Kicker statt Klepper

Die Tribüne ist weg, aber der DFB noch nicht da

Applaus brandete auf, als die Rennbahntribüne durch das Gewicht des eigenen Dachs zusammenbrach. Ein weiterer Abgesang auf den einstigen Rennbetrieb. Doch noch wurde das Areal dem DFB noch nicht übergeben.
Kaum hat der Bagger mit seinen gezielten Bissen die Statik der Rennbahntribüne ins Wanken gebracht, stürzt das Dach mit einem Rumms zu Boden, fotografiert und gefilmt von Journalisten und von Liegenschaftsdezernent Jan Schneider und seinem CDU-Kollegen, dem Sport- und Wirtschaftsdezernenten Markus Frank. Für beide Politiker markiert der Abriss der Tribüne einen weiteren Meilenstein im zähen Kampf gegen die Rennbahnfreunde. Insgesamt 19 Gerichtsverfahren galt es bislang durchzustehen, die bislang zumeist zugunsten der Stadt entschieden wurden. Und auch jetzt ist der Weg zum Bau der Leistungsakademie, die der DFB auf dem einstigen Areal der Galopprennbahn an der Grenze zu Niederrad errichten will, noch nicht ganz frei geräumt, aber die Stadt ist zuversichtlich. 2014 hatte die Stadt dem Deutschen Fußballbund das Gelände vertraglich versprochen.




Die Tribüne ist Geschichte, Foto: Bernd Kammerer

Damals plante der DFB, den Bau bis zum Jahr 2020 fertigzustellen – für 109 Millionen Euro. Durch die juristischen Auseinandersetzungen hinkt man dem geplanten Baubeginn hinterher – Ende Mai soll das Rennbahnareal letztlich offiziell an den DFB übergeben werden, Ende März hat der DFB den Bauantrag bei der Stadt eingereicht – und die Baukosten werden derzeit bereits auf 150 Millionen Euro geschätzt. Die Stadt hat nun die Aufgabe, die Bestandsgebäude zurückzubauen. Den Abriss der Tribüne konnte der Rennklub juristisch nicht verhindern, auch die Räumung des Quotenhauses, in dem das Restaurant untergebracht war, ist nun bereits erfolgt, die ersten Stallungen sind ebenfalls schon planiert. Doch ein paar gerichtliche Entscheidungen stehen noch aus. Auch wenn die Stadtpolitiker einen gelassenen Eindruck machen, bislang war der Rennklub Vizepräsident Graf zu Solms-Wildenfels immer noch für eine Überraschung und eine juristische Spitzfindigkeit gut.




Halten alles mit den Handys fest: Markus Frank und Jan Schneider, Foto:© Bernd Kammerer

„Unser Ziel ist es, bis Ende Mai das Grundstück dem DFB zu übergeben“, sagt Jan Schneider, der Gefallen daran gefunden hat, dass einige der Klappstühle der Tribüne, die die Stadt verschenkt hatte, ironischerweise künftig bei einem Ponyreithof zum Einsatz kommen werden. „Das ist ein besonderer Tag heute, weil wir sehen, wie Frankfurt zur Fußballhauptstadt wird“, sagt Markus Frank. Der DFB investiere 150 Millionen und werde mit mehreren hundert Mitarbeitern von Frankfurt aus Fußballdeutschland fit machen. Der DFB ist für die Sportstadt Frankfurt das, was die EZB für den Finanzplatz Frankfurt ist.“ Wenn was Neues geschehen solle, müsse man die Vergangenheit loslassen. „Das Kapitel Pferderennen ist vorbei, der Rennsport hat sich in Frankfurt nicht als tragfähig erwiesen.“ Frank ist sicher, dass der ohnehin in Frankfurt ansässige DFB weggezogen wäre, wenn er nicht die Chance gehabt hätte, eine neue Zentrale mit angebundener Akademie zu errichten. Nun habe man die Möglichkeit, ein Sport- und Fußballkompetenzcluster in Frankfurt zu errichten. „Die Nationalmannschaften haben hohe Anziehungskräfte und auch der DFB hat ein großes Interesse daran, die Öffentlichkeit für Fußball zu begeistern.“ Vielleicht werde die DFB-Akademie nicht ständig für Außenstehende offen stehen, aber eben manchmal schon. Der DFB werde für den neuen Standort das bisherige Areal in der Otto-Fleck-Schneise verlassen. Man werde die Liegenschaft vielleicht nutzen, um eine etwaige EM zu planen.

Während sich Jan Schneider sicher ist, dass die großen juristischen Schlachten alle geschlagen wurden, der Rest nur noch Nachsorgearbeiten seien, versucht Graf zu Solms-Wildenfels nochmal einiges zu mobilisieren. Zunächst einmal werde am 18. April eine Entscheidung durch den Bundesgerichtshof in Karlsruhe erwartet. Der Rennklub hatte gegen ein Urteil des Oberlandesgericht Revision eingelegt, aus dem hervorgegangen war, dass der Mietaufhebungsvertrag der Stadt sittenwidrig gewesen sei. Damals hieß es dennoch, dass die Räumung der Rennbahn zulässig sei.




Graf Carl-Philip zu Solms-Wildenfels mit seiner Mutter Alexa zu Solms vor dem Sarottihäuschen, Foto: © Bernd Kammerer

Ein Trumpf des Grafen ist auch das Sarottihäuschen auf dem Rennbahnareal, ein schmucker mobiler Holzpavillon, in dem allerhand Rennbahndevotionalien gelagert waren, manche – etwa Sarottibauchläden und diverse Sattel – seien aber bei einem Einbruch neulich abhanden gekommen. Obwohl das Grundstück der Stadt gehört, besitzt die Mutter des Grafen, Alexa zu Solms, das Sarottihäuschen, das bald renoviert werden soll und just auf dem Grund steht, auf dem der DFB das Hautgebäude errichten will. Es gibt angeblich einen ungekündigten Vertrag mit der Stadt über die Nutzung, der bis zum Jahr 2023 laufe, so der Graf.

Jan Schneider berichtet, man habe der Familie zu Solms angeboten, das Häuschen an einen Wunschort umzustellen und man könnte es doch auch in dem künftig neben dem DFB entstehenden Bürgerpark als Erinnerung an die Rennbahn aufstellen. „Das Sarottihäuschen ist doch recht hübsch, man sollte es erhalten“, sagt Schneider und Stadtrat Frank findet die Idee mit dem Bürgerpark "ganz charmant“. Graf Carl-Philip zu Solms-Wildenfels lehnt diese Idee jedoch komplett ab. Sie komme zu spät, sie sei „unverschämt“ und aus der blanken Not geboren, weil die Stadt ihre eigenen Verträge nicht kenne. „Im Moment liegt der Fall vor Gericht, darauf muss man vertrauen.“ Der medienwirksame Tribünenabriss sei eine Showeinlage von Schneider und Frank, um den DFB bei Laune zu halten.

Der Graf prangert das Gebaren der Stadt an. Normalerweise sei es immens schwierig alte Bäume zu fällen, für den DFB seien nun schon 200 Jahre alte Bäume auf dem Rennbahnareal gefällt worden, obwohl noch nicht mal eine Baugenehmigung vorliege. „Hier wird das Recht unglaublich biegsam zugunsten des DFB ausgelegt“, prangert zu Solms an. Gegen diese Ungerechtigkeit wolle er juristisch ankämpfen. Außerdem gebe es schon ein Planungsbüro, das zeigen könne, wie auf dem Rennbahngelände günstiger Wohnraum entstehen könnte. „Die Wohnungen müssten auf dem städtischen Areal von der ABG Frankfurt Holding gebaut werden.“ Die Bürgerinitiative „Wohnraum statt DFB-Palast“ sammle derzeit Unterschriften für ein erneutes Bürgerbegehren. Diesmal gehe es nicht um den Erhalt der Rennbahn, sondern um eine angemessenere Nutzung des Areals. Markus Frank aber wiegelt ab: Die Rennbahn liege im Siedlungsbeschränkungsgebiet. Wegen des Fluglärms dürfe an der Stelle keine neue Wohnbebauung entstehen, daher freue man sich ja so über die Nutzung durch den DFB.
 
9. April 2018, 13.24 Uhr
Nicole Brevoord
 
Nicole Brevoord
Jahrgang 1974, Publizistin, seit 2005 beim JOURNAL FRANKFURT als Redakteurin u.a. für Politik, Stadtentwicklung, Flughafen, Kultur, Leute und Shopping zuständig – Mehr von Nicole Brevoord >>
 
 
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