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Foto: Harald Schröder
Foto: Harald Schröder

Im Interview mit Siegfried Dietrich

„Ich sehe die Frau im Mittelpunkt, die sich beim Sport behaupten möchte"

Siegfried Dietrich, Manager des 1. FFC Frankfurt, hat im Interview mit dem JOURNAL FRANKFURT über die Entwicklung des Frauenfußballs gesprochen und darüber, warum er den Vergleich mit dem Männerfußball grundsätzlich für völlig unangebracht hält.
JOURNAL FRANKFURT: Herr Dietrich, Sie sind bereits seit 27 Jahren im Frauenfußball tätig. Eine ziemlich lange Zeit für einen Sport, der erst seit relativ wenigen Jahren Anerkennung erfährt.

Siegfried Dietrich: Ja, das ist eine ganze Weile, mit der ein unfassbarer Entwicklungsprozess einhergeht. Noch vor 50 Jahren galt für den Frauenfußball ein durch den DFB ausgesprochenes Verbot. Kommendes Jahr feiern wir das 30-jährige Bestehen der Frauen-Bundesliga. Zum Vergleich: Die Männer-Bundesliga gibt es bereits fast doppelt so lange. Als ich 1992 eingestiegen bin, wurde man noch für das Interesse an dem Sport belächelt. Das heißt aber auch, dass man viel selbst mitgestalten konnte. Der europäische Frauenfußball hat sich in den vergangenen Jahren massiv weiterentwickelt, die deutsche Frauen-Nationalmannschaft hat diverse Erfolge einholen können und der 1. FFC Frankfurt ist der erfolgreichste Frauenfußballverein Deutschlands.

Wie sind Sie denn 1992 zum Frauenfußball gekommen? Sie sagen ja selbst, dass man damals für das Interesse an diesem Sport belächelt wurde.

Ich wurde natürlich gefragt: Warum gerade Frauenfußball? Ich war damals noch im Eiskunstlauf tätig und habe unter anderem mit Katarina Witt gearbeitet. Außerdem war ich auf großen Tennisturnieren tätig und noch in meinem früheren Beruf als Sportphysiotherapeut engagiert. Über den Weg ins Sportmanagement habe ich Anfang der 90er-Jahre Monika Staab kennengelernt, die damals Trainerin bei der SG Praunheim war und heute als Botschafterin des Frauenfußballs um die ganze Welt reist. Ich hatte sie mit ihrer Mannschaft zu einer Eiskunstlaufgala eingeladen, daraufhin lud sie mich zu einem Fußballspiel ein.

Und damit ging dann alles los?

Ja, da habe ich erkannt, wie viel Potenzial diese Nische bereithält. Auf dem Platz liefen junge Frauen dem Ball hinterher, es gab kaum Werbebanner, aber ich habe gesehen, dass das ein Sport der Zukunft sein kann. Klar wurde ich belächelt – aber auch der Männerfußball hat einmal klein angefangen. Nachdem wir die ersten Werbepartner gewinnen konnten und Banner hinter dem Tor standen, entwickelte sich ein gewisses Interesse an der Mannschaft. Als nächstes mussten wir weg vom Wiesenfußballplatz, rein in ein richtiges Stadion. Es folgten ein neuer Name und ein Logo, das zu einer Marke passte, die sich bundesweit platzieren ließ. So wurde aus der SG Praunheim vor fast 24 Jahren der 1.  FFC Frankfurt.

War Ihr Interesse am Frauenfußball denn immer rein sportlicher Natur oder sehen Sie sich selbst auch in gewisser Weise als Feminist?

Mit dem Thema Feminismus habe ich eigentlich wenig zu tun. Ich sehe ganz einfach die Frau im Mittelpunkt, die ihre Qualitäten zeigen und sich beim Sport behaupten möchte, die selbstbewusst auftreten und erfolgreich sein will – und das in völliger Unabhängigkeit vom Männerfußball.

Trotzdem müssen Fußballspielerinnen noch immer um die Anerkennung kämpfen, die für männliche Spieler selbstverständlich ist. Ärgert sie das?

Ich halte den Vergleich mit dem Männerfußball grundsätzlich für völlig unangebracht. Ich glaube, dass dieser Vergleich gerne herangezogen wird, weil der Männerfußball unfassbar populär ist. Das liegt irgendwo auf der Hand, ist letztendlich aber nicht realistisch. Ich war immer der Meinung, dass die Popularität des Männerfußballs eine große Chance für den Frauenfußball darstellt und dass dieser Sport der attraktivste Mannschaftssport im Frauenbereich werden kann. Wer das nicht glaubt, soll einfach mal ins Stadion gehen und sich ein Spiel anschauen.

Denken Sie, der Frauenfußball wird irgendwann eine ähnliche Popularität wie der Männerfußball erreichen?

Ja, nicht im direkten Vergleich mit dem Männerfußball, aber in eigener Sache – da ich bin mir ganz sicher. Je besser die Qualität auf dem Rasen ist, je professioneller die Strukturen im Umfeld sind, je identifikationsstärker damit auch die Frauen und Mädchen werden, die den Frauenfußball als Gesicht repräsentieren, desto engagierter wird die neue Generation von Fans sein. Gerade in Familien, die sehr fußballorientiert sind und möglicherweise bereits seit Jahrzehnten einen Männerverein unterstützen, wird es zukünftig immer mehr Mädchen geben, die selbst dem Ball hinterherjagen wollen. In dieser großen Fangemeinde des Männerfußballs verbirgt sich ein riesiges Potenzial hinsichtlich Vermarktung und Internationalisierung und damit auch für die gesellschaftliche Rolle des Frauenfußballs.
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Über die Person

Siegfried Dietrich, 61, ist seit 1992 Manager des 1. FFC Frankfurt (ehemals SG Praunheim). Frühere Tätigkeiten als Sportmanager im Eiskunstlauf und Tennis, außerdem ausgebildeter Sportphysiotherapeut. Verhalf dem 1. FFC Frankfurt zu der Position als beste deutsche Frauenfußballmanschaft.

Dieses Interview ist zuerst in der Ausgabe 07/2019 im Rahmen der Titelgeschichte „Es lebe das Matriarchat! Wo sind Frankfurts Feminist*innen?" des JOURNAL FRANKFURT erschienen.
 
16. August 2019, 12.11 Uhr
Ronja Merkel
 
 
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