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Editorial 12/2019
„Unser System setzt auf Bürokratie statt auf Empathie“
Am heutigen Donnerstag erscheint die Dezember-Ausgabe des JOURNAL FRANKFURT. In ihrem Editorial schreibt Chefredakteurin Ronja Merkel über das Ehrenamt als tragende Säule unserer Gesellschaft.
Wenn wir geboren werden, sind wir abhängig von der Zuneigung und Fürsorge unserer Eltern – ohne sie sind wir nicht lebensfähig. Werden unsere Bezugspersonen älter, übernehmen wir oftmals die versorgende Rolle. Bis wir irgendwann selbst wieder auf die Pflege durch andere Menschen angewiesen sind. Auf diesem Weg von unserem ersten bis zu unserem letzten Tag stehen wir immer wieder vor Herausforderungen, die wir ohne die Hilfe anderer möglicherweise nicht bewältigen könnten.
Doch was machen wir, wenn es niemanden gibt, an den wir uns wenden können? Wenn wir schon auf die Welt kommen und nicht erwünscht sind? Wenn wir älter werden, ohne einen Menschen an unserer Seite, der sich für unsere Sorgen und zunehmenden Gebrechen interessiert? Wenn wir zu fallen drohen – doch niemand bereit steht, um uns aufzufangen?
Man sollte meinen, dass in einem Land wie Deutschland niemand Angst vor Krisen haben muss. Verlieren wir unsere Arbeit, haben wir ein Anrecht auf Sozialleistungen, werden wir körperlich krank, zahlt die Krankenkasse die Behandlungen, erleiden wir ein Trauma oder lässt uns unsere mentale Gesundheit im Stich, finanziert uns die gleiche Krankenkasse eine Psychotherapie, werden wir alt, erhalten wir eine gesetzliche Rente und bei Bedarf eine Pflegerin oder einen Pfleger. Doch obwohl wir eines der besten Sozial- und Gesundheitssysteme der Welt zur Verfügung stehen haben, geraten zu viele Menschen ins Straucheln. Unser System setzt auf Bürokratie statt auf Empathie, psychische Leiden werden noch immer tabuisiert und Therapieplätze sind knapp, in der Pflege herrschen Fachkräftemangel und Lohndumping. Und über die gesetzliche Rente möchte man erst gar nicht nachdenken.
Mitgefühl und Toleranz sind Grundvoraussetzungen für ein funktionierendes Miteinander, in diesem Sinne ist das Ehrenamt eine tragende Säule unserer Gesellschaft. Es sind diese ehrenamtlich Tätigen, die die Lücken füllen, die unser nicht perfektes System hinterlässt. Mit dieser Ausgabe möchten wir all den ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern Danke sagen. In welchem Bereich auch immer Sie sich engagieren: Danke! Für Ihr Engagement, Ihre Zeit und Ihre Bereitschaft, hinzuschauen.
Doch was machen wir, wenn es niemanden gibt, an den wir uns wenden können? Wenn wir schon auf die Welt kommen und nicht erwünscht sind? Wenn wir älter werden, ohne einen Menschen an unserer Seite, der sich für unsere Sorgen und zunehmenden Gebrechen interessiert? Wenn wir zu fallen drohen – doch niemand bereit steht, um uns aufzufangen?
Man sollte meinen, dass in einem Land wie Deutschland niemand Angst vor Krisen haben muss. Verlieren wir unsere Arbeit, haben wir ein Anrecht auf Sozialleistungen, werden wir körperlich krank, zahlt die Krankenkasse die Behandlungen, erleiden wir ein Trauma oder lässt uns unsere mentale Gesundheit im Stich, finanziert uns die gleiche Krankenkasse eine Psychotherapie, werden wir alt, erhalten wir eine gesetzliche Rente und bei Bedarf eine Pflegerin oder einen Pfleger. Doch obwohl wir eines der besten Sozial- und Gesundheitssysteme der Welt zur Verfügung stehen haben, geraten zu viele Menschen ins Straucheln. Unser System setzt auf Bürokratie statt auf Empathie, psychische Leiden werden noch immer tabuisiert und Therapieplätze sind knapp, in der Pflege herrschen Fachkräftemangel und Lohndumping. Und über die gesetzliche Rente möchte man erst gar nicht nachdenken.
Mitgefühl und Toleranz sind Grundvoraussetzungen für ein funktionierendes Miteinander, in diesem Sinne ist das Ehrenamt eine tragende Säule unserer Gesellschaft. Es sind diese ehrenamtlich Tätigen, die die Lücken füllen, die unser nicht perfektes System hinterlässt. Mit dieser Ausgabe möchten wir all den ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern Danke sagen. In welchem Bereich auch immer Sie sich engagieren: Danke! Für Ihr Engagement, Ihre Zeit und Ihre Bereitschaft, hinzuschauen.
28. November 2019, 11.00 Uhr
Ronja Merkel
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